Der neue Apple Campus ist ein Symbol für den Innovationsgeist des Silicon Valley. Foto: picture alliance

Mit dem Innovation Camp BW will das Land mehr Präsenz für den baden-württembergischen Mittelstand im Silicon Valley erreichen. Sie sollen früher neue technologische Trends erkennen.

Stuttgart - Dem Andrang der rund 200 Interessenten in Stuttgart nach zu schließen, hat das baden-württembergische Wirtschaftsministerium mit seinem 2018 startenden Erkundungsprogramm im Silicon Valley speziell für kleine und mittlere Unternehmen einen Nerv getroffen. „Es gibt jenseits der üblichen Delegationsreisen eine Lücke - so bald man etwas verstanden hat, muss man heimfahren“, so fasste Kai-Schmidt Eisenlohr, der Geschäftsführer der ebenfalls beteiligten Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg international zusammen, die schon bisher die Unternehmen aus dem Land unterstützt, wenn sie international die Fühler ausstrecken.

Das soll das neue Programm nun ändern, das in Zusammenarbeit mit der deutsch-amerikanischen Handelskammer (AHK) in San Francisco konzipiert wurde. Parallel dazu investiert das Land in einen eigenen Trendscout, der Firmen bei der Kontaktsuche beraten soll. Wirtschaftstaatssekretärin Katrin Schütz stellte das Programm in eine südwestdeutsche Tradition: Schon Friedrich List, Visionär des deutschen Eisenbahnwesens Anfang des 19. Jahrhunderts, habe diese Innovation in den USA kennengelernt.

Das Programm ist auf zwei bis vier Wochen angelegt

Das Programm in Kalifornien ist auf zwei bis vier Wochen angelegt. Vorgelagert ist ein Orientierungstag in Deutschland, wo das am Austausch interessierte Unternehmen definieren soll, welche Ziele es in Kalifornien genau verfolgt: Sucht es generell Inspiration für die eigene Innovationskultur? Will es neue Technologien kennenlernen? Oder ist es schon einen Schritt weiter und sucht Partner unter den dortigen Firmen oder Start-ups? Einer einwöchigen, gemeinsamen Orientierungsphase aller Teilnehmer über die Kultur und Wirtschaft im Silicon Valley folgt ein zwei bis dreiwöchiges, auf jede teilnehmende Firma individuell abgestimmtes Programm. Im Mai, September und Dezember 2018 gibt es jeweils Plätze für fünf bis acht Teilnehmer. „Sie können dann Unternehmen besuchen und kennenlernen. Was haben sie vor, welche Technologien entwickeln sie?“, sagte der Geschäftsführer der AHK San Francisco, Rene van den Hoevel. „Auch wenn sie etwa im Silicon Valley ein Büro aufmachen wollen, können sie das so vorbereiten.“ Je nach Unternehmensgröße sei man bei dem zunächst auf zwei Jahre angelegten und mit 1,2 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt unterstützten Programm schon mit wenigen tausend Euro dabei.

Wer schon im Valley ist, berichtet von positiven Erfahrungen

Auf der Veranstaltung berichteten Vertreter von SAP, dem Autozulieferer Mann + Hummel über ihre durchweg positiven Erfahrungen mit ihrer Präsenz im Silicon Valley. „Wir im Land sind sehr stolz auf das, was wir können. Das ist manchmal aber sehr eindimensional und wir bleiben in den geistigen Schranken, desjenigen, der einen einmal ausgebildet hat“, sagte Hans Joerg Stotz von der Innovationsabteilung des IT-Konzerns SAP, der schon seit 1993 im Silicon Valley präsent ist: „Dort können sie mit Spinnern zusammenarbeiten - und denen gibt auch noch einer Geld dafür.“

Alfred Weber, Chef des Autozulieferers Mann + Hummel, der in San Francisco schon mit dem Start-up-Entwickler Plug and Play zusammenarbeitet, sprach von zwei Kulturen, die man zusammenführen müsse: „Sie werden im Silicon Valley Dinge sehen, die sie gar nicht kennen, von denen die glauben, dass es sie gar nicht gibt, die jenseits ihrer normalen Vorstellung sind.“ Und er fügte hinzu: „Die kontinuierliche Verbesserung der Kerze hat nicht dazu geführt, dass man den Strom erfunden hat“, sagte Weber.

Eberhard Weiblen, Chef der Beratungsfirma Porsche Consulting nannte als ein Beispiel eine ganz konkrete vermeintliche „Schnapsidee“, die verblüffend weit gediehen sei. Ein Start-up aus dem Silicon Valley habe sich vorgenommen, alle Daten über weltweite Lieferketten zu sammeln und vorauszusagen, welche konkrete Konsequenzen eine Unterbrechung etwa durch einen Streik habe. Geht nicht, wäre wohl in Deutschland die Antwort gewesen. Doch die Gründer seien sehr schnell beeindruckend weit gekommen: „ Das ist typisch: Groß denken, nicht kleine Geschäfte machen.“

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