Die Vorstellung im Hauptausschuss des Gemeinderats stößt auf große Befürwortung des Gremiums. Das letzte Wort in der Sache hat am Dienstag der Gemeinderat.
Seit vielen Jahren unterstützt der Musikverein Grenzach die Bärenfelsschule mit dem Projekt „Bläserklasse“. Hier werden Schüler registerweise in Kleingruppen an die Musik herangeführt, unterrichtet von professionellen Ausbildern.
„Die Verwaltung übernehmen wir ehrenamtlich, stellen die Musikinstrumente und bezahlen die Lehrkräfte“, erläuterte Holger Blunck, erster Vorsitzender und Jugendleiter des MV Grenzach. Trotz Zuschüssen und dem Eigenanteil von 40 Euro im Monat legt der Verein derzeit noch 250 Euro drauf. Dennoch unterstützt der Musikverein das Projekt mit Herzblut, können im Anschluss die Zöglinge im Jugendorchester weitere Erfahrungen im gemeinsamen Musizieren machen.
Beginn im Februar 2026
Aus diesem Grund möchte nun auch die Lindenschule in Kooperation mit den Musikvereinen eine Bläserklasse ab dem zweiten Schulhalbjahr (Februar 2026) beginnen und langfristig immer für die Klassen drei und vier anbieten.
Zusätzlich zu den Vereinen kommt die Musikschule Rheinfelden ins Boot, die sich um die Ausbilder kümmern wird. Leiter Bernward Braun stellte dem Ausschuss das Konzept vor.
5,3 Jahreswochenstunden
Bei vollständiger Durchführung durch die Musikschule werden 5,3 sogenannte Jahreswochenstunden im Wert von 6763 Euro fällig. Vier Unterrichtseinheiten (jeweils 45 Minuten) entfallen auf den jeweiligen Registerunterricht (Querflöte, Klarinette, hohe/tiefe Blechblasinstrumente) und eine Unterrichtseinheit Orchesterunterricht. In dem Fall wird für die Musikschullehrkraft noch ein Satz von 0,3 Stunden als Vorbereitungszeit hinzugerechnet.
An der Lindenschule ist nun vorgesehen, dass eine eigene Lehrkraft den Orchesterunterricht leitet, wodurch sich die Kosten für die Gemeinde reduzieren werden. Ein weiterer Vorteil für die Kommune als Schulträger: Die im Rahmen der verlässlichen Ganztagsschule werden die Betreuungskräfte entlastet beziehungsweise weniger notwendig, sollten ausreichend Schüler das Angebot annehmen. Je Jahrgang können zwischen zwölf und 30 Kinder teilnehmen.
Vereine kooperieren schon
„In welchen Verein die Kinder eintreten, ist uns egal“, gibt sich Blunck entspannt. Christine Issler, Jugendleiterin des MV Wyhlen, nickt zustimmend, „wir haben inzwischen eine sehr gute Kooperation. Langfristig soll aus dem Grenzacher Verein die Bläserjugend der Doppelgemeinde werden, das Aktivorchester ist dann beim Musikverein Wyhlen angesiedelt.
Angebot für alle Schichten
Rektorin Anja Ritter-Gräßlin stellte dem Tat die Vorzüge des Projekts aus pädagogischer Sicht dar: „Wir können große Gruppen aller sozialer Schichten damit bedienen. Die Kinder können ohne Fahrdienst an diesem Angebot teilnehmen.“ Mit Verweis auf die vorangegangene Kostendiskussion zur Musikschule (wir berichten noch) betonte sie, dass vergleichsweise viele Kinder für wenig Geld unterrichtet werden könnten. „Wer zusammen musiziert, kann nicht streiten. Es ist ein qualitativ hochwertiges Angebot, das sonst nur für bessergestellte Familien möglich wäre.“ Dies lobte auch Rektorin im Ruhestand Gertrud Wittek (Freie Wähler): „Das ist ein tolles Projekt für Schüler, Eltern und Schulgemeinschaft. Zudem können Familien im prekären Situationen über das Teilhabegesetz unterstützt werden.“ Annette Grether (Grüne) bat in diesem Zusammenhang darum, bei Bedarf bei der Antragstellung zu unterstützen. „Ich weiß aus der Praxis, dass es manchmal sehr lange dauern kann, bis der Landkreis das Geld schickt.“
Präzedenzfall?
Renate Sammet-Grether (CDU) erkundigte sich, ob dieses Konzept als Präzedenzfall für weitere kostenpflichtige Angebote an den Grundschulen dienen könnte. „Das hoffen wir“, entgegnete Bürgermeister Tobias Benz. Zumindest sei dies der Wunsch der Kultusministerin, was allerdings in der Praxis häufig an den fehlenden Kapazitäten der Ehrenamtlichen scheitere. Derzeit werde lediglich noch zusätzlich eine Schwimm-AG angeboten, die durch Stiftungsgelder finanziert werde.
Gemeinderat entscheidet
Nach dem Lob der Ausschussmitglieder stimmte das Gremium geschlossen für die Einführung der Bläserklasse an der Lindenschule. Mit diesem Votum wird die Empfehlung nun an den Gemeinderat überwiesen, der am kommenden Dienstag final darüber entscheiden wird.
Für das kommende Schuljahr soll dann auch die Trägerschaft an der Bärenfelsschule neu verhandelt werden, die im Rahmen der guten Zusammenarbeit der Akteure dann vermutlich ebenfalls durch die Musikschule verantwortet wird.