Das Klugscheißerchen ist verschwunden. Theo und Tina müssen es unbedingt finden. Foto: Carlsen-Verlag/Astrid Henn

Nach dem Erfolg des bockigen Neinhorns schickt Marc-Uwe Kling einen neuen meinungsstarken Kinderbuch-Superhelden ins Rennen. „Das Klugscheißerchen“ heißt es.

Wer weiß, dass Erdbeeren eigentlich keine Beeren sind, dass das Saxofon zu den Holzblasinstrumenten gehört, dass eine Schaluppe nur einen Mast hat, und wer zudem mit seinem Wissen nicht hinterm Berg hält, wäre bei Tina und Theo Theufel gut aufgehoben.

„Ihr seid solche Klugscheißer“, seufzt ihr Vater, als ihm die Geschwister bei einer Hausaufgaben-Diskussion mal wieder das Wort im Mund umdrehen. Doch auch das Elternpaar in Marc-Uwe Klings neuem Kinderbuch „Das Klugscheißerchen“ hat Mühe damit, etwas einfach mal unkommentiert stehen zu lassen.

Nach dem Erfolg des bockigen Neinhorns schickt der größte der deutschen Kleinkünstler, farbenfroh unterstützt von der Illustratorin Astrid Henn, einen neuen meinungsstarken Kinderbuch-Superhelden ins Rennen: Das Klugscheißerchen trägt Brille, türkisfarbenes Fell, ein freches Besserwisser-Grinsen, haust in einem Bücherkarton auf dem neuen Dachboden der Theufels – und weiß immer alles besser.

Themenwahl verwundert nicht

Nachdem Marc-Uwe Klings Regiedebüt „Die Känguru-Verschwörung“ im vergangenen Jahr ins Kino kam, wundert die Themenwahl seines neuen Kinderbuchs nicht unbedingt. Das Verharren eines Teils der Gesellschaft auf Verschwörungserzählungen und dem Leugnen des Klimawandels war Klamauk-Motor des Films. Der notorische Drang zum Rechthaben und Besserwissen sorgt jenseits der Kinoleinwand für weniger Lacher, eher für zunehmende Polarisierung.

Cover (Detail) Foto: Carlsen-Verlag/Astrid Henn

Dabei hat es ein wirklich echter Klugscheißer gar nicht leicht, wie das naseweise Wesen betont und sich damit bewusst absetzt, „harte Arbeit“ sei das. „Man muss Bescheid wissen, man muss auf Zack sein, man muss sich unerbittlich der Korrektheit verpflichten.“ Mit fünf Segeln an einer Schaluppe durchs Barrakuda-Dreieck schippern wie Tina und Theo beim Piratenspiel? Auch kindliche Fantasie weist der kleine Schlauberger in die Schranken.

Haustier gegen Putzdienst – die Wette gilt

Weil sich der neue Mitbewohner nur echten Klugscheißern offenbart, starten Theo und Tina eine Wette mit dem Vater: Einen Monat Putzdienst für die Geschwister, falls er das Klugscheißerchen nicht sehen kann. Wenn doch, dann gibt’s ein Haustier. Wie der Vater sich auf die Unterlippe beißt, um die mit Absicht gestreuten Fehler seiner Kinder nicht zu verbessern und sich mit einem lockeren „Wie dem auch sei“ an den Herd verdrückt, ist einer von vielen komischen Momente in den fein beobachteten Familienszenen.

Einladung zum Vorlesen

Ihre frechen Dialoge, in denen es auch um gesundes, aber leider nicht so leckeres Essen geht, laden zum Vorlesen geradezu ein. Und klar: Weil sich der Vater doch noch verplappert, wird bei den Theufels bald ein Hund einziehen – und ins Bücherregal wahrscheinlich ein zweiter Klugscheißerchen-Band.

Marc-Uwe Kling: „Das Klugscheißerchen. Carlsen, 72 Seiten, 12 Euro.

Info

Buch
Marc-Uwe Kling, Astrid Henn (Illustration): „Das Klugscheißerchen“. Carlsen-Verlag. 72 Seiten. 12 Euro. Ab 6 Jahren