Sie präsentieren das 48. Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins Villingen (von links): Gabriele Eckert (Schriftführerin), Vize-Vorsitzender Edgar Tritschler und Vorsitzender Rupert Kubon. Foto: Willi Zimmermann

Das Jahrbuch des Geschichts- und Heimatvereins Villingen steht in seiner 48. Auflage unter dem Motto „Villingen im Wandel der Zeit“.

Dies darzustellen gehöre laut Satzung zur Aufgabenbeschreibung des Vereins, wo es heißt: Pflege und Prägung des Geschichtsbildes der Stadt, macht Vize-Vorsitzender Edgar Tritschler deutlich.

 

Ein Schwerpunkt liegt in diesem Jahr bei der Agrargeschichte. Dazu gehört die Entstehung der Aussiedlerhöfe Bertholdshöfe wie nach Schachbrettvorlage.

Die in der Villinger Innenstadt sich befindlichen landwirtschaftlichen Betriebe auszusiedeln, wurde schon im 19. Jahrhundert angedacht, ehe in den 1930er Jahren der Reichsnährstand dies aus ideologischen Gründen stark forcierte.

Woher kamen die Siedler?

Bei seinen Recherchen stellte Tritschler fest, dass die Besetzung der 13 Siedlerstellen durchaus „rein fachlich ausgerichtet“ wurde. Spannend auch, woher die Siedler kamen, denn nur vier von ihnen waren vorher direkt in der Villinger Innenstadt. Wie aus einem Straßen-Verzeichnis mit Landwirtschaft hervorgeht, gab es in Villingen abgesehen von Nordstetten und Zollhaus rund 50 „Produktionsstätten“ im näheren Innenstadtbereich.

Beim Thema Wirtschaftsgeschichte rückt Tritschler das Hammerwerk Laun in den Fokus. Damit verbunden auch, wie die Gewerbekanäle in Villingen flossen, an denen über 20 Mühlen und vorindustrielle Betriebe standen, schon ab dem frühen 19. Jahrhundert eingerichtet.

In Punkte Gastronomiegeschichte stellte Ute Schulze die umfangreichen Forschungen von Siegfried Preiser zu Chroniken von Wirtschaften und Brauereien bis in die jüngste Gegenwart vor.

Treffpunkt der Aufrührer

Die politische Geschichte erinnert an die 1848er-Revolution in Villingen vor nunmehr 175 Jahren. Der Vortrag von Ulrich Eith, Demokratie braucht aktive Bürgerinnen und Bürger, beim diesjährigen Neujahrsempfang kann textlich nach vollzogen werden.

Michael Buhlmann lässt sich revolutionäre Ereignisse in Villingen Revue passieren und eingeordnet in die regionalen und überregionalen Ereignisse. Auf Spurensuche in Villingen ging Edgar Tritschler hinsichtlich welche Namen („Wühler und Hochverräter“) in Villingen auftauchen, wie sich die Beteiligten am Geschehen beteiligt haben, und wie sie abgeurteilt wurden. Das Café Raben und das Paradies waren Treffpunkte der Aufrührer. Es gab in Villingen zwar keine Todesurteile, aber ein Zeitungsabo konnte schon zu Zuchthaus führen. Was vielfach verschwiegen wird, es gab in Richtung Schweizer Grenze den Beteiligten helfende Fluchthilfeorganisationen zu Asyl oder Auswanderung.

Kirchengeschichte beleuchten Jochen Schultheiß mit „Die wechselvolle Geschichte der Altäre des Villinger Münsters“, und der verschwundenen astronomischen Uhr sowie Werner J. Hoffmann über schreibende Frauen im Bickenkloster, einem DFG-Projekt zur Erschließung der Handschriften des Fonds St. Georgen/Villingen in der Badischen Landesbibliothek.

Abgerundet wird das Jahrbuch mit einem Beitrag von Wendelin Renn von der Postkarten- und Schwarzwaldidylle des Künstlers Olsen Wolf oder: „Meuterei auf der Bounty im Bollenhut“.

Was geplant ist

Nach der Erscheinung des jetzigen Bandes ist vor dem Erscheinen der nächstjährigen Bände. Die Autoren brauchen für ihre qualifizierten Beiträge eine entsprechende Vorlaufzeit. 2025 rückt das Jahr 1524 mit Bauernkrieg und Reformationszeit ins Gedächtnis und im Jahre 2026 wird daran erinnert, dass 1326 die Stadt Villingen ihren Besitzer wechselte vom Haus Fürstenberg zum Haus Habsburg und Vorderösterreich.

Das Jahrbuch ist ab sofort im örtlichen Buchhandel erhältlich zum Preis von 18 Euro auf Grund der enorm gestiegenen Papierpreise.