Sie freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit: (von links) Sabrina Boschanowitsch und Jochen Hermann von der Tanzschule "Herzig" sowie Christina Jänichen, Moritz Weber-Jänichen und Altfrid Weber vom Badhaus. Foto: Siegmeier

Für kleine, aber feine Kulturveranstaltungen sowie themenbezogene Kunst- und Kulinarik-Abende ist das Badhaus im Neckartal bekannt. Ab nächstem Jahr bereichert die Tanzschule Herzig das Angebot.

Rottweil - Das alte Lichtspielhaus in der Bahnhofstraße hat schon manche Nutzung erlebt. Seit Jahrzehnten wird hier in der Tanzschule Herzig getanzt – doch diese Ära geht bekanntlich im nächsten Jahr zu Ende. Das Gebäude, in dem Jochen Hermann und Sabrina Boschanowitsch derzeit noch das "Herzig" betreiben, wurde an die türkisch-islamische Gemeinde Rottweil verkauft. Hermann und Boschanowitsch suchten seither neue Räume, schaute sich Industrieanlangen und viele weitere Immobilien an.

"Das Richtige war allerdings nie dabei. Wir suchten etwas mit Charme", erzählt er. Und dann kam Moritz Weber-Jänichen, ein langjähriger Freund von Jochen Hermann und Sohn der Badhauseigentümer Christina Jänichen und Altfrid Weber. Die beiden kamen ins Gespräch, der junge Musicaldarsteller, der übrigens vor einigen Jahren selbst in der Tanzschule Herzig als Aushilfstänzer und Barmann mitgearbeitet hat, erzählte, dass er in Rottweil bleiben und das Badhaus mit einem neuen Konzept betreiben wolle.

Viele Parkplätze

Der große Saal im Erdgeschoss, der bislang überwiegend für Veranstaltungen und große Bankette genutzt wurde, soll in eine Brasserie verwandelt werden, die Räume im Obergeschoss würden noch auf eine Nutzung warten. "Und die sind für uns optimal", freuen sich Jochen Hermann und seine Geschäftspartnerin Sabrina Boschanowitsch, während sie die künftige Nutzung erläutern. Der Raum habe Flair. "Schon der Treppenaufgang hat Klasse". Und der Raum biete auch mehr Platz als der bisherige Tanzsaal im alten Lichtspielhaus. Zudem gebe es Tageslicht, viele Parkplätze. Und die Gastronomie, die Moritz Weber-Jänichen im Untergeschoss betreiben möchte, sorge für jede Menge Synergieeffekte, sind sich alle einig.

Doch bis es im Badhaus losgeht, wird noch einige Zeit vergehen. Im Sommer nächsten Jahres soll es soweit sein. Schon Ende 2021 möchte die Familie Weber-Jänichen mit den Umbau- und Umgestaltungsmaßnahmen fertig sein.

"Wir bleiben aber mit dem Raum in der ›Villa‹ auch weiterhin mit allen Angeboten in der Innenstadt präsent", betont Jochen Hermann. Das "Danceloft" in Spaichingen bleibe ebenfalls bestehen.

Jochen Hermann und Sabrina Boschanowitsch freuen sich auf die Räume in dem geschichtsträchtigen Gebäude. Und auch für die beiden Kunstschaffenden aus dem Theater- und Musikbereich, Christina Jänichen und Altfrid Weber, schließt sich mit den künftigen Pächtern der Kreis, denn als sie das Gebäude 1997 übernahmen, planten sie, hier eine Theaterschule mit Workshops und der gleichen einzurichten.

Zukunftspläne im Fokus

Schnell aber merkten die beiden, die aus Hamburg zurück in Christina Jänichens Heimat gekommen waren, dass ihr Konzept in Rottweil nicht funktioniert. Sie bauten daraufhin den gastronomischen Betrieb aus.

Jetzt, mit Eintritt des Sohnes in den elterlichen Betrieb, wurde nochmals an den Zukunftsplänen gearbeitet. Bald also wird wieder getanzt in den Räumen, so wie sich Christina Jänichen und Altfrid Weber das immer gewünscht hatten.

Das Badhaus, das in den Jahren 1915 und 1916 gebaut wurde, hatte in der ehemaligen Pulverfabrik eine ganz besondere Bedeutung. Da die Frauen und Männer, die in der Pulverproduktion arbeiteten, ständig giftigen Substanzen ausgesetzt waren, die ihre Gesundheit ruinierten, wurde eine Badeanstalt mit Waschbecken, Wannen- und Brausebädern eingerichtet, zumal Badezimmer zur damaligen Zeit ohnehin nur in den Häusern und Wohnungen der gehobenen Gesellschaftsschicht zu finden waren. Doch auch dieses Gebäude hatte irgendwann ausgedient und war dem Verfall preisgegeben, bis Christina Jänichen und Altfrid Weber das Gebäude 1997 erwarben und aus dem Dornröschenschlaf erweckten.

Badhaus nimmt Betrieb wieder auf

In der kommenden Woche, am 3. Juli, nimmt das Badhaus mit neuem Brasserie-Konzept den Betrieb wieder auf. Genaue Infos zu Öffnungszeiten und Co. gibt es auf der Internetseite. Die erste Veranstaltung steht bereits am 10. Juli auf dem Programm. Und auch in der Tanzschule Herzig läuft der Betrieb seit wenigen Tagen wieder – mit Auflagen, aber immerhin, wie sich Boschanowitsch und Hermann freuen. Kurse aller Sparten laufen wieder, vor allem auch die Kinder- und Jugendangebote. "Es gibt Lüftungspausen zwischen den Kursen, wir haben natürlich ein Hygienekonzept und Luftreiniger", informiert Jochen Hermann und lädt ein, mal wieder vorbeizuschauen. Maske muss während des Tanzens nicht getragen werden.

Aber auch Zoom-Kurse bietet die Tanzschule bis auf weiteres an, denn dieses digitale Angebot habe durchaus Liebhaber gefunden, so Hermann. "Manche nehmen uns per Zoom sogar mit in den Urlaub", erzählt er. Die Kurse der Tanzschule sind auf der Homepage zu finden. Und bis zum Umzug im nächsten Jahr wird im alten Lichtspielhaus noch eifrig weitergetanzt.