Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr kann gut lachen. Jetzt muss Uwe Weisser bei Abstimmungen nicht mehr die Hände zählen, sondern das Ergebnis wird digital angezeigt. Foto: Wegner

Der Schramberger Gemeinderat wird zum Parlament. Mit der erstmals eingesetzten neuen Übertragungsanlage laufen Wortmeldungen und Abstimmungen nun digital ab.

Schramberg - Moderne Konferenz- und Abstimmungstechnik hat in Schramberg Einzug gehalten. Coronabedingt zwar noch nicht in den ehrwürdigen Großen Ratssaal des im Jahr 1913 eingeweihten Rathauses, aber immerhin schon einmal in den Bärensaal – und so lohnt dann die Mobilität der neuen Anlage dann gleich doppelt.

Es ist nicht nur so, dass jetzt jeder Gemeinderat wieder ein eigenes Mikrofon hat – nein, in der Sprecheinheit sind gleich mehrere Funktionen mit integriert. So gibt es neben einem zusätzlichen Lautsprecher auch die Technik, die aus einer Sitzung eine wahre Parlamentsdiskussion macht: Die Rednerliste wird nicht mehr durch Handzeichen registriert, sondern jeder muss ein Knöpfchen drücken und wird dann automatisch in der richtigen Reihenfolge registriert und auch die Abstimmung funktioniert über dieses System. Da leuchten dann nach der Freigabe durch die Oberbürgermeisterin oder einen Administrator drei Schaltflächen mit Ja, Nein oder Enthaltung auf, die berührt werden können. So lange die Abstimmung läuft kann jeder diese Wahl auch noch korrigieren, erst bei dem durch die Vorsitzende festgelegten Abstimmungsende ist die Entscheidung dann fix.

Authentifizierung per Karte nötig

Damit bei geheimen Abstimmungen auch der Nachbar nicht sieht, wie das jeweilige Ratsmitglied abgestimmt hat, verändern diese sich nicht in der Farbe nach erfolgtem Drücken.

Um aber überhaupt abstimmen zu dürfen, ist eine scheckkartengroße Authentifizierungskarte erforderlich, die in das Sprechstellengerät eingeschoben werden muss: Diese Karten verteilte Fachbereichsleiter Uwe Weisser unmittelbar vor Beginn der Sitzung an die Berechtigten – und sammelte sie auch wieder ein. So will die Verwaltung erreichen, dass möglichst wenige dieser Karten verloren gehen.

Neue Technik erfordert Disziplin

Was die neue Technik erfordert, das ist Disziplin: Denn im Gegensatz zu bisherigen Abstimmungen, muss jetzt jedes Ratsmitglied genau dann, wenn diese ansteht, auch tatsächlich die gewünschte Taste drücken – denn anhand der Gesamtzahl derer, die abgestimmt haben, ist sofort erkennbar, dass jemand fehlt – und auch wer. Und so gab es am Donnerstag mehr als eine Abstimmung, bei der sich ein Ratsmitglied nicht oder nicht so, dass es der Touchscreen registrierte, beteiligt hatte. Durch ein Überprüfen der Abstimmungsliste wurde das säumige Ratsmitglied schnell entdeckt.

Von der Qualität der Übertragung her zeigte sich Thomas Koch (ÖDP), der aufgrund einer Hörbehinderung bei den bisherigen Anlagen auf eine Verbesserung gedrängt hatte, sehr erfreut. Abgesehen von den Zusatzmikrofonen für den Vortrag der Verwaltungsmitarbeiter, die über die Anlage im Bärensaal auch übertragen wurden, seien jetzt alle Beteiligten gut zu verstehen gewesen.

Schwierigkeiten gab es beim ersten Einsatz lediglich mit der Rednerliste, wenn einer der Räte seine Fragen gestellt hatte, die Antwort der Verwaltung erfolgte und es dann noch eine Nachfrage gab. Da muss eigentlich der Betroffene sich nur noch mal melden, dann kann ihn die Sitzungsleitung auf ihrem Touchscreen ganz nach oben schieben, um die Reihenfolge anzupassen.

Etwas kompliziertes Verfahren

Dies wurde am Donnerstag anders, zwar etwas komplizierter, aber dennoch gelöst: Alle Räte, die davor auf der Liste standen, löschten ihre Meldung, ließen den Betreffenden vor und trugen sich nach ihm wieder in der gleichen Reihenfolge ein.