Diese Neuregelung bietet natürlich richtig Potenzial für Fantasie – und Humor. Dass jedoch Vorschläge wie der von Thomas Bauer (BiM-Gemeinderat) zum Tragen kommen – er schlägt in Anlehnung an das englische Sprichwort "Shit happens" vor: "Shit horbens" vor – ist von vorneherein ausgeschlossen.
Denn unter Artikel 2 der Neufassung stehen die Einschränkungen: "Die Gemeinden oder einzelne Ortsteile können sonstige Bezeichnungen führen, die auf der geschichtlichen Vergangenheit, der Eigenart oder der heutigen Bedeutung der Gemeinden oder der Ortsteile beruhen." Auch einzelne Ortsteile könnten richtig glänzen. Beispielsweise mit "Rexingen – Ziegen-Paradies", "Nordstetten – Berthold-Auerbach-Dorf" oder, mit Verweis auf die archäologischen Funde: "Altheim – Alamannendorf".
Latte liegt hoch
Aus Protest gegen den Lkw-Verkehr könnte Altheim sich auch den Zusatztitel "Schwerlast-Rangier-Parcours" geben. Doch ganz so einfach und lustig wird es leider nicht werden. Das machte im Landtag der SPD-Abgeordnete Rainer Hinderer deutlich: "Kommunale Komponenten gefallen uns. Aber, Herr Innenminister Strobl, Sie wollen wahrscheinlich auch nicht in Ihrer Heimatstadt beziehungsweise in Stadtteilen dann auf Ortsteilschildern ›Seeräuber‹, ›Saureiter‹ oder ›Linsenfarmer‹, geschweige denn ›Krautscheißer‹, ›Blunsenbacher‹ oder ›Dachreiter‹ lesen. Um solchen Unfug zu verhindern, haben Sie als Minister deshalb zu Recht die Maßgeblichkeit hoch genug gesetzt: Erforderlich ist ein Gemeinderatsbeschluss mit qualifizierter Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Mitglieder – das ist das höchste denkbare Quorum. Außerdem bedarf eine Zusatzbezeichnung auch noch der Genehmigung des Innenministers."
Fraktionen überlegen
Trotzdem bewegt diese neue Möglichkeit schon die Horber Politik. CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Ich hab es bei uns in der Fraktion gestreut. Mal sehen, ob da was zurückkommt."
Wolf Hoffmann, OGL-Fraktionschef und Kreisrat: "Horb – Tor zum Schwarzwald."
Christina Nuss, BiM-Fraktionschefin: "Es wäre eine coole Idee, einen Ideenwettbewerb in der Gesamtstadt Horb anzuzetteln. Je nach Fragestellung können wir entweder aus den zugefügten Namen der Bürger herauslesen, wie sie Horb sehen oder was sie sich von Horb erwünschen."
Zumindest hier zeichnet sich schon eine Groko ab. Das deutet CDU-Fraktionschef Michael Keßler an: "Das wäre eventuell eine Frage für einen Ideenwettbewerb!"
Rathaus hält sich zurück
Die Rathausspitze hält sich mit eigenen Vorschlägen zurück. Sprecherin Inge Weber: "Genannte Änderung der Gemeindeordnung ist der Stadtverwaltung bekannt. Eine mögliche Zusatzbezeichnung für Horb am Neckar ist zuallererst mit dem Gemeinderat zu diskutieren."
Und das Gute ist: Neben lustigen Vorschlägen gibt es auch seriöse Impulse, ob es neben dem geografisch informativen "am Neckar" vielleicht noch andere Ideen für Namenszusätze gibt.
Erster Vorschlag
Heimatforscher Joachim Lipp schlägt beispielsweise vor, dass Horb dem Vorbild von Metzingen folgt und seinen berühmtesten Sohn Sebastian Lotzer endlich offiziell ehrt: "Horb – Wiege der Freiheitsrechte". Auch der Namenszusatz: "Horb – Stadt der Ritterspiele" dürfte bei den vielen Besuchern – egal ob von der Nordseeinsel, aus Sachsen oder vom Bodensee –Erinnerungen und Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen, die zeigen, wofür die Große Kreisstadt steht und wie schön es hier war.
Und wenn nach der Landtagswahl auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) weiter im Amt bleibt, dürfte vielleicht auch der Namenszusatz "Horb – Fürstabt-Gerbert-Stadt" Chancen haben. Denn: Martin Gerbert gründete damals die Rothaus-Brauerei, die inzwischen in staatlichem Besitz ist. Aufsichtsratsvorsitzender ist derzeit der CDU-Politiker.
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