Die Rettungsorganisation in Ichenheim kümmert sich derzeit um etwa 100 Tiere. Die Arbeit ist zeitintensiv, dies gilt erst recht bei einem Waschbärbaby.
Die neue Bewohnerin im tierischen Heim am Werderplatz 3 ist ungefähr fünf Wochen alt und wird mit der Flasche aufgezogen. Ihr Name ist „Chika“ und sie ist ein Waschbärbaby. „Wir füttern sie viermal am Tag mit Milch“, berichtet Daniela, eine Mitarbeiterin der Rettungsorganisation. „Chika“ schlafe tagsüber sehr viel, Waschbären seien nachtaktiv.
„Sie wurde bei Achern auf einer Straße gefunden“, erinnert sich die Mitarbeiterin. Das Jungtier habe großes Glück gehabt, dass es überlebt habe. Privatpersonen haben sie gefunden und die Tierhilfs-und Rettungsorganisation (THRO) kontaktiert.
Die beiden Vorstände Karlheinz Meier und Monika Ehrlacher seien rund um die Uhr erreichbar, um sich um etwaige Notfälle zu kümmern, betont Daniela dessen Einsatz für das Tierwohl. Es leben circa 100 Tiere auf dem Hof, darunter auch Wildtiere wie Rehe oder Füchse. Die Organisation sei die einzige im Umkreis, die vom Landratsamt eine Genehmigung zur Aufnahme von Wildtieren besitze. Während der Wild-Saison gebe es noch mehr Anrufe als sonst, der Hof komme an seine Grenzen, so die Mitarbeiterin. Kleinvögel nehme die Organisation gar nicht mehr an.
Jungtier soll später mit den weiteren Waschbären in einem Gehege wohnen
Die Arbeit mit „Chika“ sei zeitintensiv, die Kosten seien nicht zu unterschätzen. Für das Waschbärbaby werde die Heizung und eine Wärmelampe eingeschalten, die Stromkosten seien deutlich gestiegen. Wenn sie zahnt, werde sie von Milch auf Hackfleisch umgestellt, die sogenannte Babykost. Die anstehenden Kastrationskosten müssen auch eingerechnet werden, so die Mitarbeiterin. Zudem soll sie in ein paar Monaten einen Kratzbaum zur Beschäftigung und Schärfen der Krallen erhalten, kündigt Daniela an. Im Moment lebt das Waschbär-Baby noch alleine in einem beheizten Raum. Später soll sie zu ihren Artgenossen stoßen. Drei erwachsene Waschbären leben bereits auf dem Hof zusammen. „Ein langsames Heranführen an die Gruppe ist notwendig“, skizziert Daniela die Vorgehensweise bei der Integration in die Gruppe. Auch wenn „Chika“ ihr ans Herzen gewachsen sei, wisse sie um die Gefahr von Waschbären in der Wildnis: „Sie sind eine Plage!“
Das kann der Wildtierbeauftragte des Ortenaukreises, Maximilian Lang, bestätigen. In Gutach wurden schon Waschbären gesehen (wir berichteten). Die Tiere dürfen nicht ausgewildert werden, da die invasive Art anderen Tierarten gefährlich werden könne, erklärte Lang. Der Waschbär habe keine natürlichen Feinde und könne nicht nur in der Natur großen Schaden ausrichten. Die katzengroßen Tiere „verstecken sich auf Dachböden oder sogar in Scheunen“, erklärte der Experte gegenüber unserer Redakiton. Während der Schonzeit dürfen die Tiere nicht gejagt werden. Ab dem 1. Juli ist es wieder erlaubt, doch die Fallen helfen nicht gegen die intelligenten Tiere, weiß Lang, der überzeugt ist: „Die Ausbreitung kann höchstens verzögert werden“.
Die Pflege von Waschbärbaby „Chika“ ist nicht die einzige Aufgabe von Mitarbeiterin Daniela: Sie sei für zahlreiche andere Tiere zuständig, von Wellensittichen bis hin zu einem Serval. Letzterer ist eine mittelgroße Art der Katzen und wurde aus einer illegalen Haltung befreit. „Da muss ich hochkonzentriert arbeiten“, sagt die Mitarbeiterin angesichts der Gefahr des Raubtieres. Gefüttert werde das Tier über Futterschleusen. Eine Auswilderung der afrikanischen Katze sei nicht möglich, so dass auch sie in der Auffangstation in Ichenheim bleiben werde.
Daniela arbeitet seit etwa eineinhalb Jahren in der THRO mit. Die Arbeit mit den Tieren bereite ihr viel Freude, bedeute aber auch Verantwortung – und manchmal auch Ärger. Wenn sie Menschen mitteile, dass eine Aufnahme des Tieres nicht möglich sei, könne es auch mal zu Beleidigungen kommen.
Kopfzerbrechen bereite Daniela die finanzielle Lage der Tierorganisation. Die THRO finanziere sich rein über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Beides werde nach und nach weniger. Eine Aufgabe des Hofs sei ihre schlimmste Vorstellung, denn „was passiert dann mit den Tieren?“
THRO in Ichenheim
Die Tierhilfs-und Rettungsorganisation (THRO) wurde im Jahr 1988 gegründet und bietet Tieren aller Art ein Zuhause und Rückzugsort. Sie wird vom ehrenamtlichen Vorstand geleitet, der rund um die Uhr erreichbar ist. Es arbeiten fünf Mitarbeiter für die THRO, davon zwei in Vollzeit und drei in Teilzeit. Es besteht die Möglichkeit, Patenschaften für Tiere zu übernehmen. Weitere Informationen gibt es online.