„Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“: will man von einem ungewöhnlichen Leseerlebnis berührt werden, sollte man diesen Titel von Saša Stanišić auf seinem Stapel ganz nach oben legen.
Dass Literatur ein Spiel mit der Sprache ist, sagt sich so leicht dahin. Man könnte nun ein wichtiges Gesicht aufsetzen und Schiller, Wittgenstein und wen noch alles zitieren. Lass stecken, würden die vier Migrantenkinder wohl sagen, die sich in Saša Stanišić‘ neuem Buch zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in einem Weinberg die Zeit bis zum Anbruch ihrer ungewissen Zukunft vertreiben. Und natürlich hätten sie recht. Um etwas darüber zu erfahren, wie sich zweckfreie Lustentfaltung auf den existenziellen Ernst des Lebens bezieht, reicht es völlig, sich dem zu überlassen, was sich unter dem verspielten Titel versammelt: „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“.