Belinda Welte ist eine der ersten Physician Assistants am Zollernalb Klinikum in Balingen und unterstützt das ärztliche Team in der Notaufnahme.
Belina Welte ist keine Ärztin und arbeitet in der Notaufnahme des Zollernalb Klinikums in Balingen dennoch im ärztlichen Team mit. Die 30-Jährige ist „Physican Assistant“ – kurz „PA“ – und ist damit eine der ersten Mitarbeiterinnen im Zollernalb Klinikum, die in diesem in Deutschland noch recht jungen Berufsbild arbeitet.
In den Vereinigten Staaten hingegen ist der Beruf des „PA“ längst etabliert. „In amerikanischen Krankenhäusern sieht kaum ein Patient einen Arzt, bevor er nicht von einem PA untersucht wurde“, erklärt der Leitende Oberarzt Oliver Kinder: „In Zeiten von Ärztemangel sind wir sehr froh, dass es immer mehr Physican Assistants gibt.“
Ärztlich delegierbare Aufgaben
Dabei spielen die Physican Assistants im Klinik- und Praxisalltag eine wichtige Rolle und sorgen für einen zügigen Ablauf, indem sie den Ärzten zuarbeiten und sie entlasten. „Wir übernehmen viele ärztlich delegierbaren Aufgaben“, erklärt Welte.
Dazu gehört beispielsweise die Untersuchung der Patienten und die Anamnese, Wundversorgung, Medikamentengabe, Blutabnahmen, das Legen von Venenkanülen oder auch die Teamleitung und Protokollführung im sogenannten Schockraum.
Welte betont, dass die Aufgaben, die ein PA ausführt, in Absprache mit einem Arzt vorgenommen werden. Damit können sie den Ärzten Aufgaben abnehmen, so dass ihnen mehr Zeit für die Kernaufgaben bleibt, die nur ein Arzt mit Approbation ausführen darf.
Interdisziplinäres Arbeiten
„Vieles ist Kommunikation“, erklärt Welte. Während die Ärzte auf verschiedene Fachbereiche spezialisiert sind, arbeiten die Physican Assistants interdisziplinär. „Man hat eine extreme Lernkurve in so vielen Bereichen und kann sich ein breites Wissen aneignen“, betont sie.
2005 wurde die Ausbildung zum Physican Assistant erstmals in Deutschland angeboten, am Zollernalb Klinikum startete im Jahr 2018 erstmals eine PA eine duale Ausbildung, mittlerweile gibt es rund zehn Mitarbeiter mit steigendem Bedarf.
Weltes Weg zur PA
Weltes Weg in den Beruf ist beispielhaft. Das dreijährige Duale Studium ist vor allem für Menschen gedacht, die bereits eine medizinische Ausbildung haben. Fehlt diese, dauert das Studium etwas länger. Die Balingerin engagierte sich zunächst beim Roten Kreuz und ließ sich zur Rettungssanitäterin ausbilden.
Welte beschreibt sich selbst als sehr wissbegierige Person, vor allem im medizinischen Bereich. „Ich wollte einfach immer mehr wissen und mehr können“, sagt sie. Deshalb setzte sie nach ihrer Ausbildung zur Anästhesieassistentin das Duale Studium an der DHBW Karlsruhe und am Zollernalb Klinikum oben drauf, das sie im Oktober 2024 erfolgreich abgeschlossen hat. Parallel zu ihrer Arbeit in der Notaufnahme studiert sie derzeit im Master. „Da lerne ich für meine Arbeit noch mehr Skills und kann dann noch mehr Aufgaben übernehmen“, erklärt sie.
Nah am Patienten
Während man im Medizinstudium erst später in den Krankenhausalltag eintaucht, ist die praktische Ausbildung ein wesentlicher Bestandteil im dualen PA-Studium. „Das schätze ich sehr, ich mag es bei den Patienten zu sein“, so Welte.
Auch wenn der Alltag in der Notaufnahme sehr stressig ist, liebt die 30-Jährige ihren Beruf. „Man sieht so viele Menschen und wird mit verschiedenen Krankheitsbildern konfrontiert, was ich wahnsinnig spannend finde“, erklärt die ausgebildete Notfallsanitäterin. „Ich mag das interdisziplinäre Arbeiten und lerne jeden Tag etwas dazu.“