Wirtschaftsförderer Dejan Micic möchte neue Impulse und Akzente in Horb setzen. Foto: Lück

Nach etwas über 100 Tagen Amtszeit hat es der neue Wirtschaftsförderer Dejan Micic geschafft. Nicht nur das erste Schwabo-Interview, sondern er bekommt im Bürgerkulturhaus von Oberbürgermeister Peter Rosenberger gleich großes Lob.

Horb - Es ist mittags, draußen scheint die Sonne. Der OB hat gleich gute Nachrichten für Dejan Micic: "Eigentlich hätte er morgen sein Bilanzgespräch zur ersten Hälfte der Probezeit. Ich sage ihm hier: Bestanden. Ich freue mich, dass es weitergeht!"

Wirtschaftsförderer. Wie man bei Micics Vorgänger Axel Blochwitz gesehen hat, ein heikler Job. Insofern heikel, als dass man im Hintergrund wirbeln sollte. Netzwerken. Und außer den Insidern weiß niemand, was der Wirtschaftsförderer wirklich gemacht hat.

Völlig neue Impulse und Akzente

Doch während Blochwitz der Erste überhaupt war, ist Micic das Küken in der jetzigen Struktur: Mit seinen 28 Jahren hat er die Chance, in der Stabsstelle mit Martin Scherer (wurde nach der Gartenschau 2011 Stadtmarketing-Leiter) und City-Manager Thomas Kreidler (seit 2016 im Amt) völlig neue Impulse und Akzente zu setzen.

Rosenberger zieht ein 100-Tage-Fazit: "Micic bringt ordentlich Schwung in die Stadt. Wir brauchen eine quirligen, agilen Wirtschaftsförderer, der Zukunftsthemen erkennt. Die Wirtschaftsförderung darf unabhängig sein – Micic darf frei denken. Das ist mein Wunsch."

Okay. Gibt’s überhaupt noch was zu tun? Böse gesagt: Die wesentlichen Projekte von Horb sind abgefrühstückt. Neues Gewerbegebiet – abgelehnt. Das Bahnhofsareal – fertig. Kernstadt – alles eingestielt. Güterverkehrsterminal – rollt. Bleibt höchstens Lockdown-Krise für Handel, Gastronomie und Folgen für Unternehmen und Beschäftigung. Ist da überhaupt noch Dynamik und Wachstum drin – und damit richtig Spielfläche für den neuen Wirtschaftsförderer da?

OB Rosenberger: "In der unteren Kernstadt kommen die Herausforderungen, da gibt es jede Menge Aufgaben. Dazu wird sich in der Kaserne oben auf dem Exerzierplatz die eine oder andere Idee entwickeln. Büro, Gewerbe im Mischgebiet – das ist eine Spielwiese, die spannend für einen Wirtschaftsförderer ist. Die 30-jährige Stockstarre in Horb durch das Warten auf die Hochbrücke löst sich langsam – trotz Corona. Ich glaube, wir kriegen da einen Schub." Micic: "Das stimmt. Corona wird zwar der Reset-Button sein, die Hochbrücke wird aber zum Turbo."

Klar. Die Kernstadt. Horb hat hier aber lediglich 6000 Einwohner. Nagold – der Horber Konkurrent – 15 000. Hat mit einer richtig großen Gartenschau noch einmal richtig attraktive Wohnungen stadtnah dazugewonnen. Kann man da in Horbs Kernstadt überhaupt was reißen, obwohl die Bewohner fehlen?

Wirtschaftsförderer sieht Stadt als "Perle" an

Micic: "Ich sehe das so: In Horb ist der Neckar prägend. Die Kernstadt hat schon jetzt eine extreme Nähe mit Bildechingen, Nordstetten und dem Hohenberg. Wenn wir es schaffen, Ihlingen, Isenburg, Mühlen und Rexingen noch enger in einen erweiterten Kernstadt-Gedanken mitzunehmen, dann kommen wir auf über 13 000 Einwohner, die in fünf bis acht Minuten hier sind. Insofern stehen wir Nagold bei den Einwohnerzahlen in nichts hinterher. Jetzt müssen wir Modelle entwickeln, um diese Integration weiter zu stärken."

Hört sich nach einer guten Strategie an. Doch wie sieht der Wirtschaftsförderer Horb? "Horb ist keine langweilige Stadt. Auch von den Leuten her – wir haben Charaktere – auch strittige! Das ist spannender, weil es Ecken und Kanten hat. Ich denke aber auch, dass wir unsere Eigenwahrnehmung als Horb und Horber korrigieren müssen. Weil wir uns in der Vergangenheit immer etwas unter Wert verkauft haben. Oder uns kleiner gefühlt haben, als wir sind." Micic konkretisiert: "›Wir haben nur ein kleines Industriegebiet‹, höre ich ab und an. Wenn wir zum Beispiel das Heiligenfeld mit anderen Industriegebieten in der Region vergleichen, dann sind wir größer. Wir sind wer. Wir haben Unternehmen, die sind top und Marktführer in ihren Bereichen. Leistungsfähige und innovative kleinere Betriebe und Handwerksgewerbe. Dazu Historie. Da müssen sich andere erst mal mit uns messen lassen. Horb ist für mich in vielerlei Hinsicht die Perle am Neckar."