Der Nachfrage nach Plätzen im Hechinger Waldkindergarten war so groß, dass man eine weitere Gruppe eingerichtet hat. Im April 2021 befand sich der zweite Bauwagen noch im Aufbau. Foto: Kauffmann

Auch in Bisingen soll es einen Waldkindergarten geben. Und das schon im Herbst 2023. Wo könnte ein geeigneter Standort sein? Was machen die Kinder bei Hagel und Gewitter? Und was bringt es, den ganzen Tag im Wald zu sein?

Bisingen - Alle umliegenden Gemeinden haben einen Waldkindergarten nur Bisingen nicht. Warum eigentlich? Das wollten einige Eltern wissen, die sich deshalb zusammengeschlossen und die Frage an die Gemeinde weitergegeben haben. Dies war der Anlass, sich mit dem Thema näher zu befassen und die Überlegungen haben sich zwischenzeitlich zum Wunsch verdichtet, auch in Bisingen einen Waldkindergarten einzurichten. Dies ist laut Marcel Gutekunst, im Rathaus zuständig für das Thema, das erklärte Ziel der Gemeinde.

Die Pläne

Damit können die Eltern von damals schon einen ersten Erfolg verbuchen. Am Donnerstagabend nun fand in der Hohenzollernhalle auf Einladung der Gemeinde eine Info-Veranstaltung zum Waldkindergarten – auch Naturkindergarten genannt – statt. Vor Ort waren Vertreter des Waldkindergartens Balingen. Vor Ort war lediglich eine Handvoll Besucher, die sich jedoch umso interessierter zeigten, zumal sie Infos aus erster Hand von Kindergartenleiterin Birgit Vöhringer-Damm und Johann Wiens, Vorsitzender des Trägervereins Waldkindergarten Balingen. Der Waldkindergarten Balingen beschäftigt derzeit sechs Erzieher und eine Pädagogische Fachkraft, die zwei Gruppen mit jeweils 20 Kindern betreuen.

Die Lernfelder

Vöhringer-Damms Bericht über den Alltag im Balinger Waldkindergarten könnte man unter den Titel "Kinder werden Entdecker" setzen. Die Kinder suchten sich ihre Aufgaben im Wald selbst, und die Umgebung lädt zum Entdecken ein. Sie zeigte etwa ein Bild von einem aus Ästen gebastelten Häuschens: Das, so die Vorstellung der Knirpse, ist ein Haus für die Würmer. Auch der nahe gelegene Bach birgt unendliche Spielmöglichkeiten: Die Kids können einen Staudamm bauen, Sachen schwimmen lassen und Hände reinhalten.

Es gibt dabei keine vorgefertigten Spielgeräte wie in normalen Kindergärten. Die Kinder entdecken diese im Wald von ganz alleine, zudem gibt es Kinderwerkzeug, mit dem sie schnitzen, feilen und sägen können.

Die Kinder erlebten, wie Vöhringer-Damm berichtet, "Natur pur": Sie erleben wie es ist, auch mal zu frieren und daher in Bewegung zu bleiben. Darüber hinaus bilde der Waldkindergarten körperlich: Die Kinder verbessern ihre motorischen Fähigkeiten und lernen Trittfestigkeit und Geschicklichkeit in frühem Alter. Sie entwickelten laut Vöhringer-Damm ein starkes Selbstwertgefühlt und soziale Kompetenz, denn im Wald, wo sonst niemand ist, bleibt die Gruppe auf sich angewiesen.

Die Unterkunft

Ganz ohne Unterkunft geht es auch im Balinger Waldkindergarten nicht: Hagelt und stürmt es, können sich die Kinder in eine der Schutzhütten zurückziehen. Angedacht für Bisingen ist ein gut ausgestatteter Bauwagen, ähnlich wie beim Kindergarten Lächenwäldle in Hechingen. Diesen gibt es schneller und mit weniger Aufwand.

Die Trägerschaft

Denkbar wäre in Bisingen – wie in Balingen – ein freier Träger für den Waldkindergarten in Form eines Vereins. Die Gründung von letzterem würde die Gemeinde favorisieren, weil der Waldkindergarten ein sehr spezielles Angebot ist. Allerdings sicherte Gutekunst auch Unterstützung zu: Erstausstattung, ein beträchtlicher Teil der Betriebskosten, Werbung und Unterstützung beim Antrag für die Betriebserlaubnis wären denkbar. In Balingen machte der Verein die Erfahrung, dass für ihn immer wieder gespendet wird.

Der zeitliche Horizont

Ziel ist, den Waldkindergarten bereits im September kommenden Jahres zu realisieren, bisher ist aber noch nichts in trockenen Tüchern. Neben der Vereinsgründung muss noch ein Standort gefunden werden, im Gespräch ist ein Areal in der Nähe des Festplatzes Zimmern.

Was, wenn sich für einen Verein nicht genug Gründungsmitglieder finden? Dann ist die Wahrscheinlichkeit offenbar hoch, dass die Gemeinde das Projekt selbst realisiert.

Der Tagesablauf

Wie der Tagesablauf für die Kinder in einem Waldkindergarten aussieht, zeigt sich am Beispiel Balingen: 7.30 Uhr: Bringzeit; 8.50 Uhr: Morgenkreis; 9.15 Uhr: Spielen im Wald; 10.30 Uhr: Vesper; 11 Uhr: Spielen im Wald; 12 Uhr: Schlusskreis; 12.15 Uhr: Abholen.