Letzte Woche wurde Amtsinhaber Peter Rosenberger (CDU) als OB verabschiedet. Was sein Nachfolger denkt und wie sich Michael Keßler (CDU) vorbereitet.
Nach dem bewegenden Abschied von Peter Rosenberger (CDU) nach 16 Jahren OB heißt es jetzt: Blick nach vorn. Denn bald ist Michael Keßler (CDU) sein Nachfolger.
Freitag war letzter Amtstag von OB Rosenberger, Sie starten am 1.November. Ist das Rathaus bis dahin führungslos?
Bürgermeister Zimmermann führt so lange die Geschäfte. Als erster Stellvertreter des OB werde ich eingebunden, wenn es nötig sein sollte. Ich hatte im August mehrere Gespräche mit Peter Rosenberger, ich habe mit allen Fachbereichsleitern gesprochen und werde dies weiter bis zum Amtsantritt tun. Grundlegende Dinge wie die Windkraft besprechen wir schon jetzt. Ich habe zwei parallele Terminkalender – einen vom Landwirtschaftsamt und einen vom Rathaus. Klar ist aber auch: Ich werde nicht aktiv in den Geschäftsbetrieb eintreten, solange ich nicht offiziell den Hut aufhabe.
Wie ist Ihr Gefühl?
Endlich. Es sind jetzt dreieinhalb Monate nach der Wahl. Es tat auf der einen Seite gut, vielleicht noch mal kurz ein bisschen Abstand zu bekommen, aber jetzt könnte es losgehen.
Was steht als erster Termin im Rathaus-Kalender?
Mein erster Arbeitstag wird der 3. November sein. Mittags sind gleich die Stadtwerke Tübingen zu Gast. Am 5. November werde ich bei den Friedenstagen sprechen.
Wird Ihre erste Amtshandlung die Unterschrift zum Kauf des Fruchtkastens sein?
Das weiß ich noch nicht. Klar ist: Alles ist ausverhandelt und wir sind wirklich happy. Mein wichtigstes Projekt ist, hier unten die Innenstadt zu entwickeln. Auf einen Schlag. Das ist eine Riesenchance für Horb.
Werden Sie die Planungen als OB gleich in den Gemeinderat einbringen? Was steht auf Ihrer Agenda bis Weihnachten?
Der erste Aufschlag der Haushaltsberatungen wird im November sein. Üblicherweise in nicht-öffentlicher Sitzung. Bis Weihnachten wäre mein Ziel, einen Zeitplan zu haben, was die Innenstadt anbelangt. Dazu muss die neue Sporthalle ebenfalls mit in die Haushaltsberatungen rein.
Wie werden Rathaus und Gemeinderat mit einbezogen?
Mir schwebt vor, dass wir in eine Klausur gehen mit dem zentralen Zirkel im Rathaus. Und dann – wahrscheinlich erst im neuen Jahr – wird es eine Klausur mit dem Gemeinderat geben. Bisher hatten wir immer drei Ortsvorsteher dabei. Ich kann mir auch vorstellen, mehr Ortsvorsteher dabei zu haben. Das müssen wir diskutieren.
Planen Sie neue Formate?
Mein erklärtes Ziel ist, dass ich einmal im Jahr einen Ortsrundgang mache mit dem Ortschaftsrat und den Bürgern. Wo man sich danach noch unterhalten kann. Im Oktober noch bin ich beim Freundschaftsring der Narren eingeladen. Da geht es um das Thema: Wie können wir Dinge unbürokratischer machen? Ein Format, was sicherlich auch mit anderen Vereinen und Ehrenamtlichen gemeinsam denkbar wäre. Das habe ich mir heute morgen gerade notiert.
Noch ist Landrat Andreas Junt ihr Chef. Wird er bald ihr Partner oder Gegner?
Ich sehe Andreas Junt als jemand, der den Ostkreis in den Blick nehmen will. Die Amtseinsetzung war in Schopfloch – ein klares Zeichen. Wir hatten bisher bereits Gespräche, die ich als positiv werte. Es gibt eine neue Konstellation, bei der der alte Ballast einfach nicht dabei ist. Wir beide sind uns einig, dass der Landkreis stärker zusammenrücken muss. Ich hoffe, dass Peter Rosenberger dem Kreistag so lange wie möglich erhalten bleibt. Kaum jemand kann die Horber Interessen so profund vertreten.
Wie wird Ihr Führungsstil im Rathaus sein?
Es tut gut, dass du intern im Rathaus Menschen hast, die sich trauen und die ihre eigene Meinung haben. Über die darf man diskutieren und streiten. Eine Meinung wird sich durchsetzen. Und das muss nicht immer die Meinung des Oberbürgermeisters sein, sondern die aus meiner Sicht beste und fundierteste. Klar ist aber auch, wenn wir uns dafür entschieden haben, stehen wir und ich auch dazu. Es sei denn, die Rahmenbedingungen ändern sich. Ich werde definitiv Verantwortung delegieren. Wir haben hoch qualifizierte Fachleute – und die haben das absolute Vertrauen vom Oberbürgermeister und Bürgermeister.
Bisher Gemeinderat. Bald Stadtoberhaupt. Machen Sie den Kopf frei, um die Rolle zu wechseln?
Stadtoberhaupt ist eine komplett andere Rolle. Du musst immer noch nach Mehrheiten suchen, solltest aber vielleicht nicht so polarisierend unterwegs sein wie als Fraktionssprecher.
Wie anstrengend wird die Arbeit?
Ich habe Peter Rosenberger oft nach den Sitzungen im Gemeinderat gesagt: Respekt. Ich weiß nicht, wie du das wegsteckst: viereinhalb Stunden Sitzung hochkonzentriert. Keine 20 Sekunden, wo er nicht präsent war. Hochkonzentriert bis zum Ende – das ist tatsächlich eine physische Meisterleistung. Von daher glaube schon, zu wissen, was auf mich zukommt.
Rosenberger hatte ein Super-Netzwerk: Fuchtel, Hermann, Theurer…
Mir ist klar, dass ich jetzt noch nicht das Netzwerk wie ein Peter Rosenberger habe, das wird aber mit der Zeit ganz sicher dichter und besser. Da vertraue ich zusätzlich auch auf den Gemeinderat. Wenn ein Gemeinderat bessere Connections zu jemandem hat, dann soll er die auch zum Wohle unserer Stadt einsetzen.