Frisch saniert ist die Alte Post ein echtes Schmuckstück. In den oberen Stockwerken besitzt die Stadt Nagold acht Wohnungen. Foto: Heiko Hofmann

Der neue Eigenbetrieb „Wohnen in Nagold“ hat derzeit 44 Einheiten im Bestand. Das erste Geschäftsjahr beendete er mit einem Defizit.

Gut Ding will Weile haben – möchte man da sagen: Im Verwaltungsausschuss (VWA) des Nagolder Gemeinderats stellte Sabine Wurster, in der Kämmerei für die Leitung der verschiedenen Eigenbetriebe der Stadt zuständig, den allerersten Geschäftsbericht für den neuesten dieser Eigenbetriebe vor, „Wohnen in Nagold (WiN)“. Und zwar für das Jahr 2021.

 

Es sei halt etwas „aufwändiger“ gewesen, diese Eröffnungsbilanz zu erstellen. Grund dafür: Sie habe eine detaillierte „Spartenrechnung“ erstellen wollen, um genau zu sehen, wo die am Ende doch erheblichen Verluste bei der WiN im Detail herkämen.

545 000 Euro Minus

Das Minus insgesamt: knapp 545 000 Euro. Dahinter stehen vor allem verschiedene Sanierungsmaßnahmen von im städtischen Besitz befindlichen Wohnungen, etwa jenen im Gebäude der „Alten Post“ - wo die Stadt acht der vorhandenen Wohnungen im Eigentum hält. Gesamtkosten der Sanierung: 320 000 Euro, wobei es 50 Prozent Zuschüsse aus dem Topf für das Sanierungsgebiet Innenstadt Ost gab.

Weitere 430 000 Euro flossen in den Anbau von Balkonen beziehungsweise in die Fassadensanierung des „Betreuten Wohnens“ - unter diesem Stichwort wird neuerdings das ehemalige Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum (GTSZ) in den Liegenschaften der Stadt geführt. Wobei die zwischenzeitliche und noch bis zum Ende des kommenden Jahres laufende Vermietung des Atriums des „Betreuten Wohnens“ an den Kreis Calw (zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine) für eine insgesamt „verbesserte Ertragssituation“ bei der WiN sorge.

Der Schuldenstand

Was sich wiederum ebenfalls positiv bei den Schulden der WiN niederschlug: Gestartet ist der Eigenbetrieb mit Darlehensübernahmen aus dem Kernhaushalt der Stadt in Höhe von über 3,153 Millionen Euro und dem ehemaligen GTSZ in Höhe von über 4,872 Millionen Euro – machte unterm Strich Gesamtverbindlichkeiten zum WiN-Start am 1. Januar 2021 von über 8,025 Millionen Euro – die bis zum Ende des Geschäftsjahres durch Tilgungen auf knapp 7,605 Millionen Euro zurückgeführt werden konnten. Allerdings: durch neue Kredite – abzüglich weiterer Tilgungen – wird der Schuldenstand bis zum Jahr 2026 wieder auf knapp 8,339 Millionen Euro hochschnellen.

Das Betreute Wohnen auf dem Lemberg ist Eigentum des städtischen Eigenbetriebs „Wohnen in Nagold“. Foto: Thomas Fritsch

Insgesamt hat die WiN aktuell 44 Wohnungen im Bestand, davon 36 vermietet, sechs – wie erwähnt – befinden sich in Sanierung, weitere zwei werden für „Anschlussunterbringung beziehungsweise Notfälle frei“ gehalten. Im Bestand hinzu kommen im laufenden Jahr noch Wohnungen im Gebäude der Alten Schule in Pfrondorf, die mit einem Aufwand von 1,3 Millionen Euro – davon 460 000 Euro aus ELR-/KfW-Mitteln – derzeit hergerichtet wird. Sowie die Gebäude Schönbuchstraße 4 und Schlossstraße 16, die mit Mitteln aus dem Kernhaushalt der Stadt erworben wurden und nun für insgesamt 410 000 Euro saniert werden.

Die eigentliche Aufgabe

Nachfrage vom neuen CDU-Fraktionssprecher Carl Christian Hirsch, was denn aus der eigentlichen Aufgabe des WiN geworden sei, eigene Neubauten zu realisieren: „Der Wohnungsdruck wird ja nicht geringer.“ Einmütige Erwiderung von WiN-Chefin Wurster und Finanzbürgermeister Hagen Breitling: Da sei aktuell eher „nichts in Sicht!“, allein bei einem Neubau in der Calwer Straße prüfe man gerade die Möglichkeiten der noch vorhandenen Förderkulisse. Insgesamt aber strebe man seitens der Stadt sowieso einen eher „sukzessiven Aufbau“ des Bestands an, kein „Hauruck“.

Aber: „Die Basis ist ja nicht schlecht“, mit der die WiN aktuell in Nagold aktiv sei, so Breitling. Für größere oder mehr Projekte aber sei einfach kein Spielraum in den Finanzen vorhanden. „Im Kernhaushalt haben wir andere Dinge zu stemmen“, womit der Finanzbürgermeister mutmaßlich auf die anstehenden, verschiedenen Schulsanierungen (OHG) und -neubauten (Zellerschule) anspielte.