Im Freudenstädter Kinderheim Villa Sonnenheim hat es einen personellen Wechsel an der Spitze gegeben. Neuer Geschäftsführer ist Sebastian Mutz (38), die pädagogische Leitung bleibt bei Ulrike Haist.
Freudenstadt - Hans-Martin Haist (64), der mit seiner Frau Ulrike das Heim in Hallwangen übernommen hatte, zieht sich aus der Geschäftsleitung weitgehend zurück und will sich auf die Kinderwerkstatt "Eigen-Sinn" konzentrieren.
Sebastian Mutz ist seit etwa dreieinhalb Jahren im Kinderheim beschäftigt. In der Villa Sonnenheim – offiziell eine heilpädagogische Jugendhilfe-Einrichtung – sind derzeit alle 16 Plätze mit Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren belegt.
Bei Kindern und Eltern herrscht derzeit Not und Verzweiflung
"Wir haben, wie viele andere Einrichtungen auch, seit Ende vergangenen Jahres ganz, ganz viele Anfragen. Wir müssen alle absagen, und jede Absage tut weh", seufzt Ulrike Haist. Es schmerzt sie, diese Absagen erteilen zu müssen, weiß sie doch um die Not und die Verzweiflung von Kindern und Eltern.
Das seien sicherlich auch Folgen der Pandemie, zahlreiche Kinder hätten ihren täglichen Rhythmus verloren, viele leiden unter extremen Ängsten, wie auch Lehrer und Psychologen beobachten. Das Kinderheim betreibt mit dem i-Tüpfelchen eine selbstständige Außenwohngruppe in Geist und Konzept der Einrichtung, wobei die Außenwohngruppe sehr wohl auf ihre Selbstständigkeit pocht. Mit Bedacht sind die Außenwohngruppe und die Wohngruppe im Wölperwiesenweg in einem ganz normalen Wohngebiet angesiedelt. Nach dem Motto "Normalität so viel wie möglich" soll das die Inklusion der Kinder und Jugendlichen erleichtern und fördern.
Ausbau der Erziehungsstelle zählt zu den Zielen für 2022
Im Aufbau begriffen ist das Angebot "Betreutes Jugendwohnen", in dem derzeit drei Jugendliche, die aus dem Heim herauswachsen, professionell begleitet den nächsten Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Zu den Zielen für 2022 zählen Ulrike Haist und Sebastian Mutz den Ausbau der Erziehungsstelle.
Hans-Martin Haist und Ulrike Haist, diplomierte Heilpädagogin für Kinder und Jugendliche sowie Psychotherapeutin, übernahmen das Kinderheim 1994 in Dornstetten-Hallwangen und zogen damit ein Jahr später in den Wölperwiesenweg nach Freudenstadt, wo es noch heute ist. Das Heim mit 16 Kindern beschäftigt 18 Fachkräfte, überwiegend Erzieher. Derzeit sind alle Stellen besetzt, "doch die fehlenden Fachkräfte sind ein Riesenproblem", sagt Ulrike Haist.
Aus dem Kinderheim ist im Jahr 2000 die Kinderwerkstatt Eigen-Sinn als selbstständige Einrichtung erwachsen, in der etwa 150 Kinder und Jugendliche ambulant betreut und begleitet werden.
Zur Person:
"Ich möchte die wertvolle Arbeit im gleichen Sinne wie bisher weiterführen, möchte zusammenbringen, eigene Ideen entwickeln und umsetzen, den guten Spirit weiter pflegen", hat sich Sebastian Mutz (38), der neue Geschäftsführer, vorgenommen. Seit gut einem Jahr hat er sich mit dem Ehepaar Haist auf diese Aufgabe vorbereitet. Derzeit studiert er berufsbegleitend, möchte in einem Jahr seinen Abschluss als Sozialarbeiter machen.
Dabei hat Mutz bereits zwei Berufsabschlüsse. In Dornstetten geboren und aufgewachsen, absolviert er eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Bürkle in Freudenstadt. Während seines Zivildienstes lernte er die Arbeit mit benachteiligten Menschen in Brasilien kennen.
Er studierte Theologie, war Pastor in einer Gemeinde nahe Heidelberg und anschließend etwa fünf Jahre in Offenburg, von wo aus er sich fachfremd als pädagogischer Mitarbeiter beim "Eigen-Sinn" bewarb. Sebastian Mutz ist verheiratet mit Sahra Mutz, das Ehepaar hat vier Kinder im Alter von neun, sieben, drei Jahren und einem knappen halben Jahr.