Gemeinderat Maik Volz (von links), Gemeinderat Erich Grießhaber, Chiaris Söhne und Frau Melanie, Bürgermeister Robert Chiari und sein Stellvertreter Sebastian Kopp bei der Vereidigungsfeier am Samstag. Foto: Biermayer

Zwar ist er schon seit dem 2. Januar im Rathaus. Seit Samstag ist Roberto Chiari nun aber offiziell Bad Liebenzells neuer Bürgermeister – mit Eid und Amtskette. Sein Ziel ist es, die verhärteten Fronten im Gemeinderat wieder aufzuweichen.

Bad Liebenzell - Der Spiegelsaal war voll besetzt – zumindest so gut das in einer Pandemie geht. Gut 120 geladene Gäste waren gekommen. Etwa genau so viele sahen sich den Livestream im Internet an. Unter anderem waren einige Amtskollegen Chiaris aus den Nachbarkommunen da; auch der Bundestagsabgeordnete Klaus Mack (CDU) erschien vor Ort, um Chiari zu gratulieren, ebenso wie Landrat Helmut Riegger.

Im Oktober konnte Chiari auf Anhieb einen für viele überraschenden und deutlichen Sieg gegen seinen Vorgänger Dietmar Fischer erringen. Dieser wurde nach einer Amtszeit abgewählt. Das hat es seit mehr als 100 Jahren in Bad Liebenzell nicht mehr gegeben. Am 2. Januar übernahm Chiari dann die Geschäfte.

"Wir freuen uns alle auf ein offenes und gutes Miteinander"

Nun stand also seine Vereidigung an. Sein Stellvertreter Sebastian Kopp (UL) sprach die Formel vor: "Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Chiari wiederholte diese. Danach und nach einer Unterschrift, einem desinfizierten Handschlag sowie dem Umhängen der Amtskette war Chiari also offiziell Bad Liebenzells neuer Bürgermeister. "Wir freuen uns alle auf ein offenes und gutes Miteinander", gab Kopp Chiari noch die Grüße aus dem Gemeinderat auf den Weg.

Es sei ein gutes Gefühl, die Amtskette zu tragen, meinte der neue Bürgermeister anschließend. "Sie ist für mich kein Symbol der Macht, sondern Ehre und Verpflichtung", so Chiari. Er betonte die Wichtigkeit davon, dass man sich gemeinsam auf ein Ziel verständige. "Nur wenn wir uns unvoreingenommen und offen, an der Sache orientiert und fair begegnen, werden wir die Schwierigkeiten meistern", richtete er seine Worte vor allem in Richtung Gemeinderat. Denn hier waren die Fronten in der Vergangenheit klar. Chiaris Aufgabe wird es sein, wieder mehr Konsens herzustellen. Beweisen kann er sich gleich am Dienstag. Denn dann leitet er als Bürgermeister seine erste Gemeinderatssitzung.

Den Bürgern ein Partner sein

Chiari richtete sich aber auch an die Bürger. Denn deren Beteiligung an Entscheidungsprozessen war ein zentrales Thema seines Wahlkampfes. Er wolle den Bürgern ein Partner sein, erklärte er. "Kommen Sie auf mich zu, wenn Sie konkrete Ideen haben", appellierte er an die Liebenzeller. Denn wo ein Wille sei, sei bekanntlich auch ein Weg.

Chiari wird übrigens in der Stufe B2 besoldet. Dies beschloss der Gemeinderat auf Wunsch Chiaris noch vor der Vereidigung. Ihm hätte theoretisch auch die teurere B3-Stufe zugestanden. Er bekommt nun ein Grundgehalt von 8227 Euro im Monat.

Sein Grußwort eröffnete der Bundestagsabgeordnete Klaus Mack mit einem Versprecher. Bad Wildbad (statt Bad Liebenzell) habe einen neuen Bürgermeister. Es sei wohl eine alte Angewohnheit, scherzte Mack. Bürgermeister sei einer der schönsten Berufe, meinte er. Er wünsche Chiari bei der Aufgabe viel Erfolg. Die Kommunen seien es, die die Beschlüsse aus Stuttgart und Berlin umsetzten müssten.

Erneuerung und Umbruch stehen an

Landrat Riegger sprach von einer "außergewöhnlichen Wahl" im Oktober. In Liebenzell stehe jetzt Erneuerung und Umbruch an. Der Gemeinderat sei in der Vergangenheit nicht immer kompromissorientiert gewesen, so Riegger. Er hoffe, dass das Gremium und der Bürgermeister in Zukunft gemeinsam für die Stadt das Beste suchen würden. Und auch für die städtischen Gesellschaften, fügte er mit Blick auf die Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH (FTBL) hinzu. Auch wenn die Stadt in keiner einfachen finanziellen Lage sei.

Ulrich Bünger, Kreisvorsitzender des Gemeindetages Baden-Württembergs, meinte, ein Bürgermeister sei wie ein Regisseur. Er wirke nicht durch Macht, sondern Vertrauen. Unter den Bürgermeisterkollegen gebe es stets einen fachlichen Austausch. Hier könne er sich Rat holen, falls er ihn denn brauche. Den Abend beschlossen schließlich Videobotschaften der Bürgermeister der beiden Partnerstädte Villaine-la-Juhel und Lourinha.