Die Realschule Neuried hieß bis 1997 Erwin-Baur-Schule. Wegen der Nähe des Namenspatrons zum Nationalsozialismus wurde die Widmung untragbar.
Die Debatte um den „richtigen“ Namen für die Realschule Neuried begleitet die Gemeinde schon mehr als zwei Jahrzehnte. Bis 1997 trug die Bildungseinrichtung den Namen „Erwin-Baur-Schule“, benannt nach dem 1875 in Ichenheim geborenen Arzt, Botaniker, Züchtungsforscher und „Rassenhygeniker“. Wegen seiner Rolle als Eugeniker und der Nähe zu den Nationalsozialisten entledigte sich die Schule nach einer Prüfung des Namens. Mehrere Anläufe aus dem Umfeld der Schule, einen neuen Namen zu finden, scheiterten. Zuletzt lehnte der Gemeinderat 2020 den Vorschlag eines Namenswettbewerbs initiiert durch die SMV der Schule ab.
Nun gibt es einen neuen Anlauf: Bei der Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch, 15. Oktober, steht die „Findung eines Schulnamens für die Realschule Neuried“ auf der Tagesordnung. Die Gemeinderatsmitglieder haben dabei die Wahl, ob der Prozess zur Namensfindung wieder aufgenommen werden soll.
Frühere Vorschläge überzeugten nicht
Ein Blick zurück: In den Jahren 2007 sowie 2020 erfolgten Versuche, über die Schulkonferenz und den Jugendgemeinderat, die Namensgebung wieder aufzunehmen, da in regelmäßigen Abständen von der Schülerschaft ein entsprechender Wunsch geäußert werde, heißt es in den Unterlagen. 2007 wurden der Gemeinde seitens der Schulkonferenz gleich mehrere Namensvorschläge unterbreitet. Langenrotschule, Marie-Ellenrieder-Schule und Berta-von-Suttner-Schule wurden vorgeschlagen – ohne Erfolg. 2020 dann der erneute Anlauf. Schüler planten einen Namenswettbewerb. Nicht nur die Schüler und ihre Eltern, auch Neurieder Bürger sollten sich einbringen. Der Rat erteilte dem Vorhaben jedoch eine Absage – sehr zur Enttäuschung der damaligen Schülervertreter, die im Ratsrund für das Anliegen warben. Eine Mehrheit des Gremiums lehnte den Wettbewerb ab, wollte den Namen „Realschule Neuried“ behalten. Der Antrag zur Beibehaltung des Namens wurde mit 16 Ja-Stimmen, acht Nein-Stimmen und einer Enthaltung angenommen.
Rat war damals gespalten
Warum nun, nach all den Diskussionen der vergangenen Jahre, ein neuer Anlauf? Ein neuer Schulnamen hätte, so wird es in der Sitzungsunterlage begründet, einige Vorteile. Der Name „Realschule Neuried“ bezeichne lediglich die Schulart und den Schulort. Ein neuer Name könne die Identifikation der Schüler mit ihrer Bildungseinrichtung steigern. Auch der Gemeinschaftssinn könne zunehmen, argumentiert die Neurieder Verwaltung. Zudem würde ein Schulname ausdrücken, für welche Werte, Leitlinien und Ziele die Schule stehe. Zu guter Letzt stärke eine Namensgebung als Prozess den Gedanken, dass Schüler mitgestalten und mitbestimmen können. „Dies wiederum stärkt den Demokratiegedanken von Seiten des Schulträgers“, so die Verwaltung.
Jugendgemeinderat könnte eingebunden werden
Ein von der Verwaltung vorgeschlagener Weg, den passenden Namen für die Realschule zu finden, erinnert stark an die Initiative aus dem Jahr 2020. Falls der Gemeinderat dem Vorhaben zustimmt, wäre eine Option, dass der Jugendgemeinderat mit dem Namensgebungsprozess beauftragt wird. Dieser würde dann zusammen mit der Schülervertretung SMV und Vertrauenslehrern ein geeignetes Verfahren in Gang bringen. Der Prozess der Namensgebung sollte dann, so sieht es die Verwaltung, entsprechend beworben werden. Das Ziel sei, dass sich möglichst viele an dem Namensfindungsprozess beteiligen.