Foto: Schwarzwälder Bote

Dämmerung ein besonders Risiko für Berufspendler. Was ist nach einem Crash zu tun?

Neuenbürg - Jede Jahreszeit hat die eigenen Regeln für das Wild. Im Frühjahr herrscht Hochbetrieb in Wald und Feld. Das erste Grün lockt Pflanzenfresser wie das Reh. Danach im Mai die Setzzeit, wenn die Geißen mit den Kitzen beschäftigt sind. Im Herbst dann der schnelle Einbruch der Dunkelheit. Die Folge davon: vermehrt Wildunfälle.

 

Es ist 22.30 Uhr, Rolf-Dieter Härter liegt auf dem Sofa und lässt den Tag vor dem Fernseher ausklingen. Da fängt das Telefon des Neuenbürger Jägers plötzlich an zu klingeln, er schreckt hoch, seine Frau geht ans Telefon. Schon vor dem Abnehmen ist dem Jäger klar, dass es die Polizei ist, die einen Wildunfall meldet.

Kurz und knapp der Status: Kreisstraße K 4581, bei Kilometer 3,9, Wildunfall mit Reh. Das Reh liegt tot am Straßenrand.

Also umziehen und zu zweit an die Unfallstelle. Während der Fahrt kommen Härter entscheidende Gedanken: Im Frühjahr ist die Frage, war es eine trächtige Geiß? War es eine Geiß mit Kitz? "Zum Glück", denkt er, muss er nicht verletztem Wild nachsuchen – was in der Nacht ja ohnehin nicht möglich wäre. "Wurde der Unfallort richtig angegeben und finde ich ihn gleich?"

Dämmerung ein besonders Risiko für Berufspendler

An der Straße erkennt Härter den Unfallort sofort. Ein Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage und das rote Warndreieck markieren die Unfallstelle.

Warnblinkanlage einschalten, das Aussteigen absichern, die Unfallstelle zusätzlich mit Blinklicht und Warntafel sichern. Dann zum Unfallfahrer gehen. Immer dieselbe Reihenfolge. Der Unfallfahrer zeigt dem Jäger das tote Reh. Auf den ersten Blick die Vermutung, dass es sich um ein Schmalreh handelt – ein einjähriges Reh ohne Nachwuchs. Erstmal auf- und durchatmen: Ein Kitz muss nicht gesucht werden.

Es gibt Zeiten, da passieren vermehrt Unfälle, an denen Wild beteiligt ist. Besonders im Frühling bei der Umstellung auf die Sommerzeit. Vegetarier wie das Reh sind dann vermehrt auf Futter- und Reviersuche. Nach einer langen Fastenzeit müssen sie Energievorräte auffüllen. Besonders unfallträchtig ist die Zeit von 6 bis 9 Uhr im April und Mai.

Genauso im Herbst, wenn die Tage kürzer werden. Ganz besonders in der Dämmerung ist das Wild unterwegs, ein besonders Risiko für Berufspendler.

Wie man das Risiko eines Wildunfalls vermindern kann und was zu tun ist, wenn es dann doch passiert ist, erklärt Härter in wenigen Punkten.

Wie lässt sich ein Wildunfall verhindern?

1. Entlang unübersichtlicher Wald- und Feldränder Geschwindigkeit reduzieren.
2. Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da Tiere gewohnte Wege nutzen.
3. Bei Tieren am Straßenrand Abblenden, Hupen, Bremsen.
4. Ein Tier kommt selten allein – deswegen als Autofahrer stets mit Nachzüglern rechnen.

Was ist nach einem Crash zu tun?

1. Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, Unfallstelle absichern mit Warndreieck,110 wählen und der Polizei den Standort melden – Notruf 112 bei Personenschaden.
2. Unbedingt Abstand zu lebenden Tieren halten.
3. Tote Tiere nicht ohne Handschuhe anfassen – Infektionsgefahr.
4. Einem flüchtenden Tier nicht folgen, Unfallstelle und Fluchtrichtung markieren.
5. Wild auf keinen Fall mitnehmen, Wilderei ist strafbar.
6. Für die Versicherung eine Wildunfall-Bescheinigung vom Jäger oder der Polizei ausstellen lassen.