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Vögel sollen durch Baumaßnahmen ihren Brutplatz verloren haben. Stadt ist über Vorwürfe irritiert und perplex.

Neuenbürg - Der Deutsche Tierschutzbund, sein Landestierschutzverband Baden-Württemberg und der Tierschutzverein Pforzheim und Umgebung richten sich mit einem Appell an den Neuenbürger Bürgermeister Horst Martin.

Demnach soll eine "erhebliche Anzahl an Tauben" – durch Baumaßnahmen in der Marktstraße – ihren Sitz- und Brutplatz verloren haben. Nun fordert man Lösungen von Seiten der Stadt.

"Der aktuelle tierschutzwidrige Umgang mit den Tauben darf von der Stadt nicht geduldet werden. Sie muss die Situation aufklären und entsprechende Lösungsansätze aufzeigen", fordert James Brückner, Leiter des Referats für Natur und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. So lautet der Vorwurf gegen die Stadt Neuenbürg.

Kampf für mehr Respekt

Wie in anderen Städten und Gemeinden wachse mit den Taubenbeständen auch in Neuenbürg das Konfliktpotenzial. Jüngst haben Stadttauben laut Presseabteilung des Deutschen Tierschutzbundes im Gebäude in der Marktstraße 28 Debatten zwischen Tierfreunden, einem Handwerksbetrieb und der Stadt ausgelöst. Um diesen zu lösen, empfiehlt der Deutsche Tierschutzbund in einem Brief an Neuenbürgs Bürgermeister Martin die Errichtung eines betreuten Taubenschlags. Man könne so die standorttreuen Tauben langsam und tiergerecht umsiedeln. Dort erhalten die Tiere dann Nahrung, Wasser und Nistplätze. Auch würde ein Großteil des anfallenden Kots im Taubenschlag verbleiben, zählt man als weitere Vorteile auf.

Zudem soll dadurch die Anzahl an Tauben in der Nähe von Gastronomiebereichen verringert werden. Als Modell für ein solches "Taubenmanagement" nennt die Presseabteilung Städte wie Augsburg und Aachen. Dort konnte "die Anzahl der Tauben über die letzten Jahre konstant auf einem gesunden Level gehalten werden". Mit der Kampagne #RespektTaube kämpft der Deutsche Tierschutzbund aktuell für mehr Respekt für Tauben und für ein tierschutzgerechtes Taubenmanagement.

Übergabe noch nicht stattgefunden

Im Rathaus in Neuenbürg ist man von den Vorwürfen irritiert und perplex. "Die Anschuldigungen können wir nicht nachvollziehen", schreibt Stadtkämmerin Gabriele Häußermann in einer Mail an unsere Redaktion. In einem Schreiben antwortete Häußermann – im Auftrag von Martin – auf die Anschuldigungen. Man wolle klarstellen, dass die Stadt Neuenbürg das Gebäude gekauft hat. Allerdings sei die Stadt nicht Eigentümer des Gebäudes. Auch eine Übergabe habe noch nicht stattgefunden. "Wir haben noch nicht einmal einen Schlüssel", heißt es.

Zur Prozedur merkt Häußermann an, dass die Stadt zur Kenntnis genommen habe, dass sich im Dachgeschoss des Gebäudes Tauben befinden. Die Veräußerer des Gebäudes haben daraufhin eine Fachfirma mit der Räumung des Gebäudes samt Entfernung der Tauben aus dem Dachstuhl sowie einer Desinfektion beauftragt. Weiteres sei der Stadt nicht bekannt. So blockiert die Stadt den Vorstoß der Naturschützer.

"Wir fragen uns jedoch auch, wie sich die Tierschützer Zutritt zu dem Gebäude verschafft haben, da die Eigentümer keine Kenntnis darüber haben", schreibt Häußermann weiter. Generell werden Gebäudeeigentümer schriftlich informiert, wenn die Stadt davon Kenntnis erlangt, dass dort Tauben vorhanden sind. Aufgefordert wird dann, die Tauben nach dem geltenden Tierschutzgesetz zu behandeln.