Neuenbürger Rat genehmigt veränderte Nutzung der früheren Seniorenanlage. Kritische Stimmen.
Neuenbürg - "Das kleinere Übel", so nennt der Neuenbürger Gemeinderat Alfred Gerwig die Entscheidung, aus dem ehemaligen Altenpflegeheim Sonnhalde an der Bundesstraße 294 ein Arbeiterwohnheim zu machen.
Bei drei Gegenstimmen hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen.
Damit hoffen die Gemeinderäte, dass die alternative Nutzung als Unterkunft für Asylbewerber vom Tisch ist. In diesem Fall hätten 200 bis 250 Personen in der alten Sonnhalde untergebracht werden sollen. In dem nun geplanten Arbeiterwohnheim soll Platz sein für 122 Personen. Dafür entstehen gemäß der Baupläne 22 Dreibettzimmer mit 21 bis 28 Quadratmetern, 25 Zweibettzimmer mit 15 bis 17 Quadratmetern sowie sechs Einbettzimmer mit jeweils 13 Quadratmetern.
Ohne Kritik blieb das Vorhaben nicht, aus der Sonnhalde ein Arbeiterwohnheim zu machen. Insbesondere die Nachbarn hatten ihre Einwände gegen eine befürchtete Überbelegung, mögliche Belästigungen und Parkplatznot kundgetan. Im Sitzungssaal äußerten sie ihren Ärger über die für sie unerwartet hohe Zahl der Dreibettzimmer. Beim Vorort-Termin mit dem künftigen Mieter Anfang Dezember sei nur von einer Belegung mit Pärchen die Rede gewesen. "Das heißt für mich in Zweibettzimmern. Wenn das jetzt nicht so ist, hätten wir das Gespräch Wochen auch lassen können", so eine Anwohnerin der Sonnhalde.
Kritik am Wohnheimprojekt
Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Horst Martin, die Stadt habe keinen Einfluss darauf, ob der Mietvertrag für das Arbeiterwohnheim auf drei Jahre befristet bleibe. Nach seiner Information hat der Eigentümer, der Evangelische Diakonissenverein Siloah, den Wunsch, Gebäude und Gelände zu einem Wohngebiet zu entwickeln und nach drei Jahren zu veräußern.
Der künftige Mieter, Gastronom Frank Daudert aus Pforzheim, erklärte in der Sitzung, dass sein Vertrag auf drei Jahre beschränkt sei und keinen Tag länger: "Das wollen wir auch nicht." Dauderts Wunsch sei Neuenbürg als Standort ursprünglich auch nicht gewesen. "Die Bewohner sind oft junge Leute und möchten in ihrer Freizeit doch gerne auch mal ins Kino oder in Geschäfte."
Allerdings hat er für zwei ähnliche Wohnheime in Pforzheim die Kündigung der Mietverhältnisse in den städtischen Gebäuden erhalten. Die Stadt brauche die Räume zur Unterbringung von Asylbewerbern. Der neue Mieter erklärte nochmals, die Zimmer pärchenweise zu belegen. Viele der Bewohner seien auch aus dem gleichen Dorf oder miteinander verwandt.
Trotz Dauderts Erklärungen blieb Kritik am Wohnheimprojekt. UWV-Gemeinderat Dieter Lenzinger sagte, er habe den Eindruck, der Diakonissenverein wolle sich an der Vermietung bereichern. Das Gebäude sei nicht saniert. "Der einzige richtige Weg ist irgendwann der Abriss." Daudert erklärte, dass sich für den Eigentümer mit der Vermietung die Kosten für den Erhalt des Gebäudes decken würden. Für die Einhaltung des neuen Brandschutzkonzeptes investiere der Diakonissenverein nochmals 70 000 bis 80 000 Euro in das Gebäude.