Kirchen machen während der Corona-Krise verstärkt vom Internet Gebrauch. Gottesdienst per Youtube.
Neuenbürg - Dass auch die Kirche von der Corona-Krise betroffen ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Gottesdienste finden entweder gar nicht mehr statt, werden aufgenommen oder sogar über das Netz live übertragen. Wie der Kirchenbezirk Neuenbürg damit umgeht, beschreibt Dekan Joachim Botzenhardt.
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Es sind Zeiten der Einsamkeit angebrochen. Jeder versucht soziale Kontakte zu meiden und weitestgehend zu Hause zu bleiben. "Wir als Kirche sind da", versichert der Dekan des Kirchenbezirks Neuenbürg und Pfarrer der Stadtkirche, Joachim Botzenhardt. Es gebe für die Kirchengemeinden und Pfarrer verschiedene Herausforderungen. Denn ohne Gottesdienste sei es schwerer, die Menschen zu erreichen. "Man versucht die Verkündigung nun auf andere Weise zu organisieren, sodass man für die Menschen ein aufmunterndes Wort hat", erklärt Botzenhardt. So nutze man beispielsweise die Mitteilungsblätter der Gemeinden, um den Menschen "einen inhaltlichen Impuls" zu geben.
Auch mache man nun mehr vom Internet Gebrauch. Die Kirchengemeinde Conweiler etwa biete Gottesdienste per Live-Stream als Direktübertragung an. So etwas schaffe nicht jede Gemeinde, "denn dazu braucht es eine gehörige Portion an technischer Erfahrung und Knowhow", meint Mathias Kraft, Pfarrer in Gräfenhausen. Andere Gemeinden wie Schömberg-Langenbrand-Oberlengenhardt nehmen die Messe auf und stellen diese als Video ins Netz oder auf die Homepage der Kirchengemeinde.
Es fehlen Reaktionen und Gesichtsausdrücke der Zuhörer
In Neuenbürg, Loffenau oder Neusatz-Rotensol (Bad Herrenalb) predige man weiterhin. Auf den Homepages dieser Kirchengemeinden seien aufgenommene Predigten zum Herunterladen verfügbar. Auch in Schriftform gibt es diese zu lesen. Zusätzlich habe man etwa 50 Senioren, die diese Predigten in Großform abgedruckt erhalten. "Viele sind diese Form nicht gewohnt", meint Botzenhardt zu den Online-Angeboten.
Der Dekan selbst hat ebenfalls ohne Besucher gepredigt. "Es ist schon gewöhnungsbedürftig", gibt er zu. Man sei mit dem Musiker alleine in der Kirche. Ziel der Predigt sei es laut Botzenhardt nicht, eine Botschaft abzulegen, sondern ein Gespräch zu führen. Es fehlen vor allem die Reaktionen und die Gesichtsausdrücke der Zuhörer.
Erfreulich seien die ins Leben gerufenen Aktionen. In Neuenbürg gibt es, in Kooperation mit der Diakonischen Bezirksstelle, die Aktion "Botengänge und Einkäufe". Hierbei würden Helfer Einkäufe für Bedürftige tätigen oder beispielsweise auch Medikamente aus der Apotheke abholen.
Der Kirchenbezirk Neuenbürg sei durchaus "vorbereitet, "falls es noch schlimmer kommt." Für Botzenhardt sei es im Moment besonders wichtig, ein gutes Signal zu senden und zu zeigen, dass die Kirche da ist. "Man spürt, dass bei den Menschen in Krisenzeiten die großen Fragen aufkommen", fügt er an. Der Anspruch auf die Unterstützung durch die Kirche sei berechtigt.
Des Weiteren plane man bereits auch voraus. Pfarrerin Ute Biedenbach von der Kirchengemeinde Birkenfeld, für die Alten- und Pflegeheimseelsorge im Kirchenbezirk Neuenbürg zuständig, mache sich laut dem Dekan bereits Gedanken, wie sie die Senioren und Pflegebedürftigen über die Osterzeit erreichen kann. In das Altenheim komme sie nicht hinein.
Neben einem Flyer, der verteilt werden soll, denkt die Pfarrerin laut Dekan daran, sich am Ostersonntag vor das Pflegeheim in Neuenbürg zu stellen. Von dort aus möchte sie, begleitet von einem Bläser, dann einige Worte und Ostergrüße an die Menschen darin richten. "Die Senioren können dann einfach das Fenster öffnen, der Pfarrerin zuwinken und zuhören. Das, finde ich, ist eine sehr schöne Geschichte", sagt Botzenhardt.
Die verschiedenen Aktionen zeigten auf, dass der Kirchenbezirk auch ohne unmittelbare Anwesenheit und Kontakt den Menschen nahe sein möchte, damit sich diese gerade zu diesen Zeiten nicht einsam fühlen. Eine weitere Tendenz erkennt der Dekan darin, dass viele nun das Telefon "entdecken". Es gebe viele Telefonate – auch unter den Kollegen. Es sei immer wieder wichtig, eine "vertraute Stimme und Reaktionen zu hören", stellt er fest.
Zur Entwicklung der Anzahl der Kirchenmitglieder äußert er sich ebenfalls. Im Kirchenbezirk Neuenbürg, der sich von Bernbach nach Bieselsberg und von Enzklösterle bis nach Gräfenhausen erstreckt, zähle etwa 29 000 evangelische Mitglieder. Man verzeichne jedes Jahr ein Minus, das sei allerdings die allgemeine Tendenz die viele Kirchen betreffe. Die Auswirkungen der Corona-Krise würden erst im Nachhinein ersichtlich sein.
Seite 2: Hier gibt's die Gottesdienste online
Während der Corona-Krise nutzen auch die Kirchen verstärkt das Internet. So gibt es etwa Gottesdienste und Bibelstunden aus der Region, die direkt übertragen werden:
Livestream der Kirchengemeinde Conweiler: www.youtube.com/channel/UCCsLVkOa_aHqOitFdl27FeQ/featured
Livestream der Kirchengemeinde Bondorf: www.rk-solutions-stream.de/bondorf/livestream.html
Livestream vom Schönblick: www.livestream.schoenblick.de
Livestream des Evangelischen Jugendwerks Bernhausen: www.facebook.com/ejbe.de
Weitere kirchliche Online-Angebote sind unter anderem auf folgenden Seiten im Netz auffindbar:
Angebote für Kinder:
Das Geschichtstelefon: Hier können die Kinder unter www.geschichtstelefon.keb-de.org jede Woche eine biblische Geschichte anhören.
Der Württembergische Landesverband für Kindergottesdienst bietet solche Messen sonntags ab 10 Uhr unter www.kinderkirche-wuerttemberg.de in Direktübertragungen an.
Angebote für Jugendliche:
Infos zu den einzelnen Büchern aus der Bibel, oder um Zusammenhänge besser zu verstehen, erhält man auf der Seite www.dasbibelprojekt.de.
Tipps für den Zeitraum in Quarantäne gibt es unter www.johanneshartl.org/corona-von-wegen-uebertrieben zu lesen.
Angebote für Erwachsene:
Auf www.sermon-online.de gibt es sehr viele Predigten zum Anhören. Man kann nach Themen oder auch nach Predigern suchen.
ERF, ERF Plus und ERF Pop: Das christliche Online-Radio unter www.erf.de mit vielen interessanten Beiträgen zum nachhören und Live Radio.