Kein Vorbeikommen: An der Sperre in Neuenbürg sammelt sich das gebundene Öl an der Wasseroberfläche. Eine Spezialfirma pumpt das Gebinde ab. Foto: Jänsch

Spezialfirma pumpt Gefahrstoffe ab. "Da haben wir Glück im Unglück gehabt."

Neuenbürg - Bereits vor gut einer Woche ist ein Traktor bei Höfen in einen Enzkanal gestürzt. Drei dort errichtete Ölsperren reichten nicht aus, um die Betriebsmittel am Fließen zu hindern. An einer weiteren Sperre in Neuenbürg hat nun das Abpumpen begonnen.

"Wir sind sehr dankbar, dass Stadt und Feuerwehr so schnell reagiert haben", sagt Hannes Treiber, der Vorsitzende des Angelvereins Neuenbürg, gut eine Woche nach dem verhängnisvollen Zwischenfall. Mit der zügigen Errichtung der Ölsperren sei Schlimmeres verhindert worden. "Aber es kann natürlich sein, dass die Gewässerstruktur und die Ökologie darunter leiden", erklärt Treiber weiter.

Traktor stürzt bei Mäharbeiten in einen Zufluss

Bereits am vergangenen Donnerstag war ein Traktor bei Mäharbeiten in einen Zufluss der Enz bei Höfen gestürzt. "Dann sind entsprechend Betriebsstoffe abgegangen", erklärt Neuenbürgs Feuerwehrkommandant Manfred Wankmüller. Er sei nach dem Unfall alarmiert worden, um zu prüfen, ob die drei bereits von der Höfener und Bad Wildbader Wehr errichteten Ölsperren am Unfallort ausreichten, oder ob weitere Maßnahmen flussabwärts zu ergreifen seien. Daraufhin habe auch die Feuerwehr in Neuenbürg eine Ölsperre an der Eisenfurt errichtet.

An der Sperre sei anschließend Bindemittel auf das Öl-Kraftstoff-Gemisch aufgebracht worden, erklärt Wankmüller. Dieses nehme den Fremdstoff in sich auf. Am Mittwoch hat nun eine Spezialfirma damit begonnen, das Gebinde abzusaugen. An diesem Donnerstag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, erklärt Denis Kraft, Leiter des städtischen Tiefbauamtes. "Normalerweise schöpfen wir das Gebinde mit einem Sieb vom Boot aus ab", zeigt Neuenbürgs Feuerwehrkommandant auf. "In diesem Fall wäre es aber eine Lebensaufgabe gewesen" – so groß war die verseuchte Fläche.

Umweltgefährdung "etwas eingedämmt"

Der Leiter des städtischen Tiefbauamtes sieht die Umweltgefährdung durch das Auftragen des Bindemittels als "etwas eingedämmt" an: "Die Schicht sollte für die Tierwelt ein geringeres Problem darstellen." Ähnlich sieht es auch der Angelvereins-Vorsitzende: "Mit dem Bindemittel ist das eher eine kleinere Gefahr."

Aber: "Das Schlimme ist ja, dass das in Höfen passiert ist und wir jetzt das restliche Gebinde in Neuenbürg rausholen", führt Treiber aus. "Da ist natürlich nicht absehbar, was zwischendrin passiert ist. Das sind ja ein paar Flusskilometer an der Enz entlang." Da könne man nicht jeden Fleck absuchen. "Irgendwo zwischendrin", an Stellen mit wenig Strömung, könne immer noch ungebundenes Öl im Wasser oder entlang des Ufers sein.

"Jedes Tier, was mit dem Öl in Kontakt kommt, verendet sehr wahrscheinlich", weiß der Vorsitzende des Angelvereins. In erster Linie treffe das Insekten und Vögel. "Für die Fische ist es natürlich auch gefährlich", sagt Treiber, "doch die halten sich weniger an der Wasseroberfläche auf." Daher sei die Wahrscheinlichkeit, dass diese mit dem Öl in Kontakt kommen, nicht so groß.

Bislang keine toten Tiere

Trotzdem trifft der Unfall die Fische im weiteren Zeitverlauf, schätzt der Angelverein-Vorsitzende. Eintagsfliegen beispielsweise verbrächten ihr Larvenstadium im Wasser, stiegen dann an die Wasseroberfläche auf und schlüpften dort. Das sei auch bei einem Ölgebinde auf dem Wasser nicht mehr möglich. "Das heißt, hier wird ein Teil der Nahrungskette der Fische geschädigt oder fällt ganz weg." Auch für Tiere, die im Uferbereich lebten, wie Frösche, Salamander oder Lurche sieht Treiber noch eine Gefahr. Dadurch aber, dass der Bereich begrenzt sei, könne sich die Natur auch relativ schnell wieder erholen.

Er und seine Vereinskollegen schauen unterhalb der Ölsperre in Neuenbürg laufend nach verendeten Tieren. Bislang habe man dort aber noch keine Auffälligkeiten bemerkt. "Da haben wir noch mal Glück im Unglück gehabt", sagt der Vorsitzende. Im Moment steige auch über die unmittelbar neben der Ölsperre befindlichen Fischtreppe nichts auf. "Die Wanderzeit der Fische ist erst im Oktober, November, Dezember. Da wäre es wesentlich verheerender gewesen."

Kanal in Höfen gereinigt

In Höfen ist der Kanal laut Wankmüller inzwischen gereinigt, sodass mit keinem weiteren Zufluss von Gefahrstoffen zu rechnen sei. Sobald auch das Gebinde in Neuenbürg abgepumpt ist, will der Kommandant die Sperre entfernen lassen. Das gehe verhältnismäßig schnell. Die Mammutaufgabe bestehe darin, die Sperre vom restlichen Öl zu befreien. Den Einsatz der Spezialfirma muss nun der Verursacher bezahlen.

(cj) Eine Ölsperre ist eine Art Schwimmring, der an der Wasseroberfläche treibt und einige Zentimeter unter die Wasseroberfläche ragt. Weil ölhaltige Gemische wie Kraftstoffe und Motorenöl eine geringere Dichte als Wasser haben, schwimmen diese an der Wasseroberfläche. Durch die Strömung treiben die Gefahrstoffe geradewegs in die Sperre hinein und sammeln sich dort.