Mittelalterliche Tänze zeigte das zehnköpfige Ensemble von „Stutenpferchs Tandaradey“ aus Karlsruhe-Stupferich zur Musik der "Martinsvögel" aus Heimsheim. Foto: Ferenbach

Feuershow, Gewandprämierung und Schaukämpfe sind Höhepunkte. Perfekte historische Kulisse

Neuenbürg - Ritter, Bogenschützen, Adlige, Bürger, Landsknechte, Handwerker aller Art, Pilger, Wahrsager, Gaukler, Fabelwesen, Medikusse und finstere Gestalten bevölkerten am Wochenende beim "Historischen Spectaculum" bereits zum 16. Mal den Neuenbüger Schlossgarten.

Dessen alte Gemäuer mit angrenzendem Renaissanceschloss und Burgruine boten wiederum die perfekte historische Kulisse für das zweitägige mittelalterliche Treiben. Hier wurde das damalige Lagerleben möglichst authentisch und in zeitgemäßen Gewändern zelebriert, mit Kochen am offenen Feuer, bäuerlichem Handwerk, Waffendepot, Schlafstätten im Fürstenzelt, Truhen, Teppichen und Laternen. Zu den Höhepunkten zählten ein erstmals durchgeführter Gewandungswettbewerb sowie eine Feuershow am Samstagabend.

Mehr als 250 Beteiligte

Mehr als 250 aktiv Beteiligte und Helfer zählte Sebastian Witt. Der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins "Spielleute und Landknechte Neuenbürg" zog am Sonntag eine überaus positive Bilanz. "Es waren deutlich mehr Besucher als im vergangenen Jahr, das Wetter hat auch optimal gepasst. Das Programm war dicht gedrängt und die Künstler konnten sich bei ihren Auftritten über regen Zuspruch freuen", sagte er.

Wenke Weber aus Neuenbürg, die tagsüber auch als Walking Act "Waldnymphe Elyssa" im Fantasiekostüm unterwegs war, moderierte den Gewandungswettbewerb, bei dem sich am Samstagnachmittag 14 Teilnehmer in mittelalterlichen Roben samt Zubehör dem Urteil von Jury und Publikum stellten. Gespannt verfolgten zahlreiche Zuschauer die kurze Performance von Waldhexe, Wanderern, Waldarbeiter, Rittern, Mägden, Fürsten, bürgerlichen Damen, Pestdoktor und Wikingerfrau zur Musik der Martinsvögel und spendeten am Ende mehr oder weniger Beifall, der mit in die Bewertung einfloss. Unter den kritischen Augen und Fragen der Jurymitglieder Dagmar von Saenger, Frank von Saenger-Barth und Angathonion de Moij konnten am Ende die Brüder Michael und Adrian Stehle mit ihrer zum großen Teil nach Vorlagen selbst gestalteten mittelalterlichen Wanderausstattung den Wettbewerb gewinnen.

Zahlreiche Bewirtungsstände

Rund um Bühne, Turnierplatz und Burgruine boten zahlreiche Bewirtungsstände, Händler und Handwerker ihre Gerichte, Waren und handgefertigten Kunstwerke feil, gab es Turniere im Axtwerfen und Bogenschießen. Da erschuf Bildhauer Nik mit Hammer und Meißel eine Büste, Spinnerinnen wie Petra Gartner kämmten Wolle mit Karden, um sie anschließend mit der Handspindel zu Fäden zu ziehen und mit dem Webrahmen zu Stoffen zu verarbeiten. Die Besenbinder Bernd und Birgit Treutle banden Birkenzweige zu Handfegern, Schmied Gashomu hämmerte auf glühendes Eisen und betätigte seinen Doppelkammerblasebalg am Holzkohlenfeuer. Brandmaler Patrick Kasper verzierte Hörner, Knochen und Geweihe mit schmucken Ornamenten und ein Scherenschleifer brachte stumpfe Oberflächen wieder auf Hochglanz. Töpferin Birgit von Holleuffer-Kypke modellierte Perlen für Rosenkränze und Thorsten Siebert erklärte Aufbau und Funktion von Kampfwaffen und Kleidung der Ritter. Die Besucher durften dabei auch selbst Hand anlegen, etwa um sich ein individuelles Kräutersalz aus frischen Zutaten zu mischen oder Kerzen aus Bienenwachs zu ziehen.

Beim Kreativangebot für die kleinen Gäste wurden Papierwürfel und -ketten gebastelt, Gläser graviert sowie Tattoos und Fantasiegesichter beim Kinderschminken gestaltet. Um zwischen Staunen und Mitmachen den Hunger und Durst zu stillen, gab es allerlei "Schlemmerey, Braterey und Süßbäckerey" nach traditionell überlieferten Rezepten, daneben Tavernen, die unter anderem Metwein und -bier oder "Drachenmilch" im Ausschank hatten.

Für Unterhaltung sorgten Tanz- und Musikgruppen, Schwertkämpfer und Gaukler im fliegenden Wechsel. Beim Schaukampf zwischen Ritter Bodo und seiner Herausforderin Nina von den Spielleuten krachten die Klingen der Schwerter nur so aufeinander. "Stutenpferchs Tandaradey" zeigte mittelalterliche Tänze zur Musik der "Martinsvögel" von den Heimsheimer Schleglern.

Feuerfresser Micha Mangiafuoco aus Sardinien fesselte die Zuschauer mit Zaubertricks, Jonglage und brennenden Fackeln, die er durch die Luft wirbelte und anschließend in seinen Rachen schob bis nur noch Rauch zu sehen war. Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Jubel und "Handgeklapper", vor allem auch am späten Abend bei der Feuershow, zu der sich fünf Künstlergruppen für einen guten Zweck zusammengeschlossen und eine Gesamtchoreografie ausgearbeitet hatten. Mit Stäben, Seilen, Ketten, Fächern und Reifen, garniert mit akrobatischen Elementen, zauberten sie zu Trommelklängen spektakuläre Flammenspiele in den Nachthimmel.