Die Arbeitsgruppe der Arge Bergbau unter der Leitung von Jürgen Göbel (Vierter von links) ist während der Saison jeden Samstag beim Bergwerk im Einsatz für Kasse, Führungen, Bewirtung, Aufräum- und Instandhaltungsarbeiten. Fotos: Ferenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Aus ehemaliger Stollenschänke wird kleines Bergwerksmuseum / Laufbandanzeige für Führungen

Aus der Not eine Tugend machten die Mitglieder der "Frischglück" Arbeitsgemeinschaft (Arge) Neuenbürger Bergbau, als sie im Mai dieses Jahres ihren Lagerraum in der ehemaligen Mühle im Stadtzentrum Neuenbürgs räumen mussten.

Neuenbürg. Im Lagerraum in der ehemaligen Mühle waren unter anderem die vom ehemaligen Mitglied Walter Blaich in aufwendiger Handarbeit gefertigten Modelle und Figuren, aber auch Ausstellungsmobiliar wie Vitrinen und Schaukästen, seit Jahren eingelagert. Das Ehrenmitglied war am 7. Dezember 2002, kurz vor seinem 82. Geburtstag, verstorben und hinterließ dem Verein sein umfassendes Werk. Dieses wurde in den jüngsten Wochen und Monaten gesichtet, restauriert und zu einer kleinen Ausstellung zusammengestellt, die Besuchern der "Frischglück"-Grube auf unterhaltsame Weise die Wartezeit verkürzen soll.

Am kommenden Samstag, 12. September, wird das kleine, aber feine Bergwerksmuseum, das von der Arbeitsgruppe in den Gasträumen der ehemaligen "Stollenschänke" eingerichtet wurde, eröffnet. "Dazu möchten wir neuen Wein und Zwiebelkuchen sowie unseren speziellen Stollen-Lkw (einen Burger mit Fleischkäse und Maultasche, Anmerkung der Redaktion) servieren", freut sich Jürgen Göbel, für den Besucherbetrieb und die Arbeitsgruppe zuständiges Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft (Arge). "Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, darunter die Beschriftungen für die Exponate", so Göbel.

Modelle lassen sich in Bewegung setzen

Beim Betreten des rund 25 Quadratmeter großen Ausstellungsraums fällt sofort das große Modell des "Königlich Württembergischen Eisenerzbergwerks zu Neuenbürg um 1840" ins Auge. Es steht zentral in der Mitte und zeigt sehr anschaulich die ehemaligen Abbaumethoden der Bergleute in den Erzgängen und Schächten. Der Rundgang führt vorbei an alten Bergwerkslampen, verwittertem Grubenholz, alten Handwerksgeräten wie Brecheisen, Bohrstange, Kratze, Schlägel und Eisen. Ein Teil der ausgestellten Modelle von Haspelschacht, Pochwerk, Hochofen mit Blasebalg, keltischem Rennofen und Enz-Floß lässt sich dank einer ausgeklügelten mechanischen Konstruktion sogar in Bewegung setzen. Die Wände sind mit historischen Dokumenten und alten Aufnahmen der ehemaligen Sensenfabrik, in denen der aus dem Neuenbürger Eisenerz gewonnene Stahl zu Sicheln und Sensen verarbeite wurde, dekoriert. Auch ein "Arschleder", das den Bergmann vor dem feuchten Untergrund schützte, darf nicht fehlen. Daneben finden sich historische Übersichtskarten zu den auf Gemarkung Neuenbürg befindlichen Gruben und Stollen sowie den historische Erzgruben, -straßen und Hüttenwerken im gesamten Nordschwarzwald.

In und vor den Schaukästen der Längsseite sind die verschiedenen Mineralien aus den Abbau- und Fundgebieten rund um Neuenbürg, aber auch weit darüber hinaus zu sehen. So entstand das älteste Exponat, ein schwarz-rot marmorierter Stein aus Bändereisenerz aus Australien, bereits vor rund 2,4 Milliarden Jahren, wie von Göbel zu erfahren war.

"Unser eigener Fundus wurde im Lauf der Jahre stetig erweitert um Mineralien, die uns Sammler aus nah und fern überlassen haben", erläutert er. Mittelfristig sei daher noch eine weitere Vitrine mit wechselnden Mineralienpräsentationen vorgesehen, damit alles nach und nach gezeigt werden könne. Zudem möchte die Arge auch noch die holzverschalte Frontfassade des Gebäudes mit Balken im Fachwerk-Look aufwerten und neu streichen, in der gleichen rostbraunen Farbe wie bereits der Umkleidebereich für die Besucher.

Neu beim Besucherbergwerk ist auch die von Jürgen Huzel entwickelte und gesponserte Laufbandanzeige der jeweils als nächstes stattfindenden Gruppenführungen. Dort können die Besucher mittels digitaler Leuchtschrift auch vom überdachten Platz aus gut sichtbar ablesen, wann sie in den Stollen einfahren dürfen. Bisher erfüllte ein einfacher analoger Tafelanschrieb diesen Zweck.

Der Eintritt in das neue Bergwerksmuseum ist frei. Dieses steht den Gästen noch bis 1. November zu den Öffnungszeiten des Besucherbergwerks "Frischglück" – samstags und sonntags von 11.30 Uhr bis 17 Uhr (letzte Führung um 16 Uhr) – offen. Der Ausstellungsraum und das Gelände sind kameraüberwacht und alarmgesichert. Es gelten die jeweils aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln. Wer sich engagieren möchte, darf sich bei Jürgen Göbel unter der Telefonnummer 07082/83 93 melden.