Neuenbürgs Kernstadt, hier der Marktplatz, soll schöner werden. Foto: Jänsch

Die Neuenbürger Kernstadt ist keine Schönheit – zumindest nicht an allen Ecken. Das soll sich ändern. Deshalb geht die Stadt nun die Sanierung des Gebäudes Marktstraße 17 an.

Neuenbürg - Jetzt also doch: In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Gemeinderat Neuenbürg mit der Stadtkernsanierung beschäftigt. Das Thema war in der November-Sitzung noch vertragt worden. Zwar stand dieses Mal nur ein Gebäude, die Marktstraße 17, auf der Tagesordnung – beim letzten Mal waren es noch drei gewesen (mit Marktstraße 28 und 32) –, dafür traf das Gremium dieses Mal eine Entscheidung. Was bedeutet: Die Sanierung wird angepackt.

Kritik wegen Verzögerung

Noch bevor der Tagesordnungspunkt erreicht war und Architekt Niels Fischer die drei Varianten für das Gebäude mit der Nummer 17, die er erarbeitet hatte, vorstellen konnte, meldete sich Rat Gerhard Brunner (Unabhängige Wählervereinigung, UWV) zu Wort. Er kritisierte, ohne sie namentlich zu nennen, aber doch deutlich seine Kollegin Christine Danigel (Grüne Liste). Die hatte in der November-Sitzung beantragt, wegen der vollen Tagesordnung das Thema Stadtkernsanierung zu vertagen. Diesen Antrag habe er nicht verstanden. Es sei ja genug Zeit gewesen, sich mit der Sache zu beschäftigen. "Wir haben wertvolle Zeit verloren", meinte er. Allerdings: Danigels Antrag hatte Unterstützer gefunden, zehn Mitglieder des Gremiums stimmten dafür, neun dagegen.

Dieses Mal kam Architekt Fischer schließlich zu Wort. Seine Aufgabe war es gewesen, die Fassade des Gebäudes, in dem sich das "Little Italy – Coffee Shop und Feinkost" befindet, aufzuwerten. In allen drei Versionen sind Sprossenfenster und Klappläden vorgesehen und damit zumindest eine Annäherung an den ursprünglichen Zustand. Denn: "Alles, was historisch war, wurde im Laufe der Zeit entfernt."

Erdgeschoss verändert sich

Seine erste Variante – die drei unterscheiden sich vor allem mit Blick auf die großen Fenster im Erdgeschoss – sei die historischste von allen, führte der Planer aus. So solle an der Seite hin zur Mühlstraße der historische Sandsteinsockel hergerichtet werden. Zur Marktstraße hin sind zwei große, dreiteilige Fenster im Erdgeschoss geplant.

In Variante zwei orientiert sich Fischer von der Breite her an den bestehenden vier Fenstern, macht diese aber beinahe bodentief. Das Café hat so "eine fantastische Belichtung", innen und außen würden zusammengeführt.

Bei Variante drei ist ein großes, zentrales Fensterelement vorgesehen und ein schmales Fenster rechts. Sie bezeichnete Niels Fischer ebenfalls als gute Variante und "sehr machbar".

Das städtische Bauamt favorisiert den zweiten Vorschlag mit der Begründung: "Die Fensterteilung mit den Klappläden ergibt trotz minimaler Eingriffe in die Bausubstanz ein stimmiges Bild. Durch den Abbruch der Fensterbrüstungen wird der Innenraum des Cafés durch die direkte Verbindung zum Außenbereich deutlich aufgewertet." Gerhard Brunner schloss sich dem an, ebenfalls mit dem Verweis auf die enge Verbindung zwischen innen und außen.

Kosten für alle Varianten ähnlich

Die Kosten schätzt der Architekt für alle drei Entwürfe auf 195 500 Euro, wie er auf Nachfrage von Christine Danigel erläuterte. Die Kosten trägt zunächst einmal die Stadt, die Eigentümerin des Gebäudes. Bürgermeister Horst Martin erklärte jedoch, dass das Haus im Sanierungsgebiet liegt, weshalb mit Zuschüssen zu rechnen ist. Zum Thema Fördermittel – wenn auch nicht für Baumaßnahmen – gab es am Mittwoch gleich noch eine gute Nachricht aus Stuttgart (siehe Info).

Zu Danigels Frage, ob auch energetische Verbesserungen berücksichtigt seien, verwies Architekt Fischer auf die neuen Fenster. In einem zweiten Schritt, bei einem möglichen späteren Ausbau des Dachgeschosses, könnte das Dach gedämmt werden. Mit der Farbgebung, das erfuhr Danigels Fraktionskollegin Alessia Trovato, kann sich das Gremium zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen.

Favorit ist Nummer zwei

Rat Alexander Pfeiffer (UWV) wollte von dem Planer wissen, für welche Variante dessen Herz schlägt. Es ist die zweite, erklärte dieser – auch, weil sie für die Gastronomie im Erdgeschoss am besten ist. Daraufhin regte Peter Kreisz (Grüne) an, doch die Meinung des Little-Italy-Inhabers einzuholen. Da konnte Ratskollege Brunner weiterhelfen: Er wusste, dass dieser ebenfalls Version zwei am besten findet.

Dieser Meinung schloss sich bei der anschließenden Abstimmung bei einer Enthaltung (Danigel) das Gremium an.

Info: Fördermittel

Über 95 770 Euro aus dem Förderprogramm "Nichtinvestive Städtebauförderung" darf sich die Stadt Neuenbürg freuen, wie der FDP-Landtagsabgeordnete für den Enzkreis, Erik Schweickert, am Mittwoch mitteilt. Die Fördergelder fließen für die Fortführung des Quartiersmanagements sowie eines Verfügungsfonds zur Durchführung von Angeboten zur Förderung von Begegnung und Kommunikation im Zuge der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme "Stadtkern III". "Ich freue mich, dass Neuenbürg in dieser Fördertranche berücksichtigt wurde und die baulichen Maßnahmen im Sanierungsgebiet so optimal ergänzt werden. Die Fördermittel werden das soziale Miteinander in Neuenbürg langfristig stärken", erklärt Schweickert. Insgesamt werden im Rahmen der dritten und damit letzten Förderrunde des Programms in diesem Jahr Gelder in Höhe von gut 365 000 Euro vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen ausgeschüttet. Als Ergänzung zur investiven Städtebauförderung sollen die Mittel dazu beitragen, das Miteinander von Menschen verschiedener Generationen und Kulturen zu stärken, ehrenamtliches Engagement zu fördern und lebendige Quartiere zu gestalten. Die jeweilige Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre. In der Regel beteiligen sich die Kommunen mit einem Eigenanteil von 40 Prozent an den Kosten. Gerade in schwierigen Zeiten komme es auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft an, meint Schweickert. "Diesen zu fördern, muss deshalb ein wichtiges Anliegen sein."