Es waren einmal Nespresso-Kaffee-Kapseln: Anni Nann zeigt ihre kleinen Schätze im Präsentationskoffer. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Hobby-Künstlerin Anni Nann präsentiert ihre Kapsel-Kunst / Auch Schwarzwald-Souvenirs

"Seit meiner Kindheit gehören Bastelarbeiten zu meiner kreativen Freizeitgestaltung", erklärt die in Neuenbürg lebende Anni Nann strahlend.

Neuenbürg. Die gelernte Bürokauffrau, die sich zum Ausgleich ihrer beruflichen Tätigkeit bereits mit vielen Klassikern im kreativen Bereich beschäftigt hat, häkelt und strickt mit großer Leidenschaft. Seit ihrem jüngsten Italien-Urlaub hat sich die gebürtige Pforzheimerin jedoch für ein neues Hobby entschieden.

Bereits Goethes Gedicht "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn" erinnert an das Bild Italiens, an das "dolce far niente", an die Leichtigkeit des Lebens und an viel, viel Sonne, die Nann in Ligurien genießen konnte. An der italienischen Riviera entdeckte sie auch einen kleinen Künstlermarkt in der Küstenstadt Alassio und war auf Anhieb von ganz besonderen Schmuckstücken begeistert. "Ich habe Broschen, Ohrringe und eine wunderschön gearbeitete Kette aus Metall gesehen, die so farbenprächtig schimmerten und elegant gefertigt waren", berichtet Nann, die mit großer Neugierde die Auswahl der italienischen Künstlerin beäugte und heute lachend berichtet: "Ich wollte alles ganz genau wissen und erfahren, wie man so schöne Dinge fertigt. Dabei haben wir uns sprichwörtlich mit Händen und Füßen unterhalten, bis bei mir der Groschen gefallen ist". Und tatsächlich dauerte es eine Weile, bis Nann begriffen hatte, dass die Schmuckverkäuferin aus einem einfachen Gebrauchsgegenstand etwas noch Besseres geschaffen hatte.

Attraktive Schmuckstücke

"Eine geniale Idee", schoss es der begeisterten Bastlerin durch den Kopf: "Der Kaffee gehört nach Italien wie das Bier nach Bayern und der Wein nach Frankreich." Daher war es für sie auch nicht verwunderlich, dass der Tradition entsprechend eine kreative Nutzung von Kaffee- Kapseln geradezu gerechtfertigt scheint. Denn einfache Kaffee-Kapseln waren als die Grundlage für die attraktiven Schmuckstücke verwendet worden.

"Nicht mehr ›Recycling‹, sondern ›Upcycling‹ nennt sich diese besondere Form der Wiederverwendung", so Nann, die sich nach ihrem Urlaub intensiv mit den auch in gebrauchtem Zustand immer noch sehr edel aussehen Kapseln beschäftigte.

"Die Weiterverarbeitung mit verschiedenen Techniken hat mich fasziniert und nicht mehr losgelassen", berichtet Nann, die sich als Autodidakt nach knapp zwölf Monaten eine eigene Kollektion an Deko- und Schmuckartikeln erarbeitet hat. Kaum zurück im Schwarzwald, wurde zunächst im Freundes- und Bekanntenkreis die gebrauchten Kapseln gesammelt.

Dann mussten die kleinen Behälter vom Kaffeesatz befreit, gereinigt und getrocknet werden. Erst danach ist eine Weiterverarbeitung mit Zangen, Schere, Ösen, Aufhänger, bunten Bändern und viel, viel Geduld überhaupt möglich. "Das ist zeitaufwendig und zudem braucht man Kraft, um die Kapseln für Anhänger zu pressen", erklärt Nann, die dazu in findiger Weise ein Kultobjekt aus der Küche verwendet: "Mit der Spätzlespresse klappt das ganz hervorragend und ab und an hilft dabei auch mein Mann."

Während zunächst einfache Armbänder mit Anhängern für Bekannte entstanden sind, faszinierte Nann die große Bandbreite der farbigen Kapseln. "Die Farbpalette ist unglaublich", schwärmt die Hobbykünstlerin. Sie funktioniert rosa und blaue Kapseln zu attraktiven Ohrgehängen um und verwendet goldene Kapseln als festliche, weihnachtliche Farben für Engel. Sie nutzt die verschiedenen Brauntöne der Kapseln zur Gestaltung einer großen Hasenfamilie für den Ostertisch oder fabriziert daraus farbenfrohe Blumenmädchen en miniature mit einem Blütenkleid aus Filz und strahlenden Gesichtern. Farbkombination aus weinrot, dunkelgrün und violett sind dekorative Hingucker für jedes Trachtenoutfit und können zudem mit individuellen Stylingobjekten wie Brezel oder Bierkrug aufgepeppt werden.

Weiterhin großer Bedarf

Auch schwarze Kapseln kommen in die Presse. Denn diese bieten die ideale Grundlage für das typische Schwarzwald-Souvenir. "Mein Anhänger mit den Mini-Bollenhüten ist im Nordschwarzwald besonders begehrt", berichtet Nann, die seit einem Jahr auf Kunsthandwerkermärkten in der Region auf ihre kleinen Schätze in ihrem eleganten Präsentationskoffer aufmerksam macht. "Auf den Märkten komme ich mit den Besuchern in Kontakt und kann erklären, wie meine Schmuckstücke entstehen." Dabei findet nicht nur die Verarbeitung der bunten Metallkapseln großen Anklang. Auch die Wiederverwendung eines Wegwerfproduktes wird honoriert, denn Aluminium als wertvoller Rohstoff wird in ein sinngebendes und zudem erschwingliches Schmuckstück umfunktioniert.

Wie viele Kaffee-Kapseln bereits einen neuen Verwendungszweck gefunden haben, kann Nann nicht sagen. Allerdings, so die Hobbykünstlerin, hat sie weiterhin großen Bedarf an gebrauchten Kaffeekapseln, denn zur Umgestaltung der bunten Luxuskapseln hat sie noch viele neue Ideen parat, die sie dann auf den Kreativmärkten im Herbst wieder präsentieren will.