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Porträt: Ex-Bürgermeister Theo Schaubel verfolgt noch immer das politische Geschehen in der Stadt, mischt aber nicht mehr mit

Seit zwölf Jahren ist der ehemalige Neuenbürger Bürgermeister Theo Schaubel im Ruhestand. Zur Ruhe hat er inzwischen gefunden, auch wenn sein Leben alles andere als ruhig ist. Jetzt stehen Familie und historische Recherche im Vordergrund.

Neuenbürg. Noch immer umgibt Theo Schaubel die Aura einer Respektsperson, sobald er den Raum betritt. Zur Begrüßung gibt es einen festen Händedruck, seine tiefe Stimme verleiht seinen Worten Nachdruck.

Hoch oben in Neuenbürg hat sich der langjährige Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt mit seiner Frau niedergelassen. Dort, wo er immer noch einen guten Blick über die Stadt hat. Inzwischen hat sich Schaubel mit seiner Beobachterposition angefreundet: "Am Anfang war es schon ein wenig schwierig, aber jetzt habe ich mich natürlich daran gewöhnt. Nach zwölf Jahren muss man das auch."

Drei Amtszeiten, ganze 24 Jahre, hat Schaubel die Geschicke der Stadt geleitet. Gerne hätte er auch noch eine vierte Amtszeit angehangen, doch die damalige Altersgrenze von 65 Jahren bremste ihn aus. Schaubel, der in Nordheim, im Landkreis Heilbronn geboren ist, hat sich damals von außerhalb auf die Stelle des Bürgermeisters in Neuenbürg beworben. "Es heißt", verrät der 78-Jährige, "dass in Württemberg Auswärtige bessere Chancen auf den Bürgermeister-Posten haben, während in den badischen Landesteilen eher der heimische Bewerber im Vorteil ist." Seine Wahl unterstreicht diese These jedenfalls.

Bei seiner ersten Bewerbung 1982 um den Rathaus-Sitz in Neuenbürg habe es neben Schaubel noch fünf weitere Kandidaten gegeben. Bei den Wiederwahlen 1990 und 1998 habe es dann keine Gegenkandidatur mehr gegeben, berichtet der ehemalige Bürgermeister. Er deute das als Indiz für seine gute Arbeit.

Im Zuge der Gemeindereform 1975 haben Arnbach, Dennach und Waldrennach ihre Eigenständigkeit "mehr oder weniger freiwillig" abgegeben. Als Schaubel die Stadt "kurze" Zeit später als Oberhaupt übernommen habe, sei eine seiner Aufgaben gewesen, die Stadtteile zusammenzuführen. Um das zu Fördern, habe er damals unter anderem Sprechstunden in allen Stadtteilen angeboten.

Bis heute wählen die einzelnen Stadtteile in einer sogenannten "unechten" Gemeinderatswahl ihre Vertreter für den gemeinsamen Gemeinderat. Somit hat jeder Teilort eine feste Anzahl an Sitzen. Ab der nächsten Wahlperiode gibt es das nicht mehr. Schaubel, der seit jeher ein Befürworter dieser Möglichkeit war, hält sich bedeckt: "Ich will mich dazu nicht äußern, es kann aber sein, dass ein Stadtteil personell gar nicht mehr vertreten ist."

In engem Kontakt mit anderen Alt-Bürgermeistern

A uch auf die Frage, wie sich sein Nachfolger im Amt schlage, hält sich Schaubel zurück: "Ich äußere mich nicht zu Nachfolgern und ich mische mich auch nicht mehr ein. Das macht man einfach nicht. Ich habe das von meinem Vorgänger so gelernt und möchte es selbst auch so handhaben." Nichtsdestotrotz steht Schaubel noch in engem Kontakt zu anderen Alt-Bürgermeistern aus dem Enzkreis und dem Kreis Calw. Jeden Monat treffen sich die gut 25 Rentner zum Wandern und einem gemeinsamen Essen an wechselnden Orten. "Wir quatschen viel über alte Zeiten, aber natürlich auch über neue", erzählt der 78-Jährige.

Das Tagesgeschehen verfolge Schaubel noch immer über die Presse und im Gespräch mit anderen Menschen. Drei Zeitungen, wie in seinen Bürgermeister-Jahren, habe er inzwischen aber nicht mehr abonniert. Die Zeit, die er beim Lesen spart, nutzt Schaubel lieber zur Betreuung des historischen Stadtarchivs und für seine Recherche über seine zwölf Amtsvorgänger, die seit 1818 Bürgermeister oder – wie es damals noch hieß – Stadtschultheiße in Neuenbürg waren. Dafür kramt der Rentner in den Archiven in Neuenbürg, Calw und Sigmaringen – letzteres hält die ältesten Unterlagen für Schaubels Chronik bereit. "Diese Nachforschungen machen mir Spaß. Ich möchte das Wirken, die Zeit und das Zusammenspiel der Bürgermeister herausarbeiten und für die Öffentlichkeit zugänglich machen."

Besonderen Gefallen findet Schaubel an seiner neu gewonnenen Freiheit und Ungezwungenheit. Jetzt sei er frei, könne reisen und sich seinen vier Enkelkindern widmen. "Ich freue mich natürlich immer noch über Einladungen, bin aber so frei, auch mal abzusagen." Nach wie vor sei er in vielen Vereinen Mitglied und gehe noch zu den Versammlungen – "aber nur, wenn es reinpasst."

Gymnasium ist für Entwicklung "extrem wichtig"

Nach seiner aktiven Karriere als Bürgermeister habe der 78-Jährige sogar mal mit dem Gedanken gespielt, woanders ganz neu anzufangen. "Wirklich konkret sind die Pläne aber nicht geworden. Wenn man Familie hat, muss man sich woanders erst wieder neu einfinden. Außerdem fühlen wir uns hier sehr wohl."

Die Entwicklung in der Neuenbürger Innenstadt sieht Schaubel zwar als schwierig an, andere Städte hätten aber genauso zu kämpfen. "Dafür haben wir auf der Wilhelmshöhe die Einkaufsmärkte, die häufig so gut besucht sind, dass man kaum einen Parkplatz findet." Von den damaligen Interessenten habe keiner ein Geschäft in der Innenstadt gewollt, alle hätten "dort hoch" gewollt. Herausragend seien dafür das Krankenhaus in Neuenbürg, das Polizeirevier und das Gymnasium. Besonders letzteres empfindet Schaubel als "extrem wichtig" für die Entwicklung einer Stadt. Von den drei Freibädern im Enztal hingegen sei eines zu viel. "Das Neuenbürger ist es aber nicht", verkündet der Rentner mit der tiefen Stimme lachend.