Der neueste Clou: Vor Jakobs Markthalle können Kunden nun selbst Gemüse ernten. Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Markthallenbetreiber Uwe Jakob hat für dieses Jahr noch große Pläne / Anfang macht Gemüse zum Selbstschneiden

Anfang des Jahres ist Uwe Jakob von seiner historischen Markthalle ausgezogen und näher in die Kernstadt gerückt. So soll insbesondere für ältere Menschen die Grundver-sorgung sichergestellt werden. Doch dem 65-jährigen Betreiber geht das nicht weit genug.

Neuenbürg. Uwe Jakobs Haut ist von der Sonne gezeichnet. Sein rötlicher Teint weist auf einen leichten Sonnenbrand hin. Doch nicht etwa wie der eines Mallorca-Touristen, der betrunken am Strand eingeschlafen ist, sondern eher wie der eines unermüdlichen Arbeiters, der vor lauter Geschäftigkeit die Sonne ganz vergessen hat.

Frischer Käse aus dem Allgäu

Gerade erst ist Jakob aus Österreich wiedergekommen. Zwei Tage die Woche hat der 65-Jährige geschäftlich im Nachbarland zu tun. Auf dem Weg von Neuenbürg dorthin transportiert Jakob frisch gestochene Salate, um einige Fünf-Sterne-Hotels zu beliefern. Auf dem Weg zurück bringt er aus dem Allgäu hochwertigen Bio-Käse, Heu-Milch, Joghurt und Fassbutter von erlesenen Sennereien und Käsereien mit. Mit den edlen Produkten füllt er dann die Auslage seiner neuen Markthalle in der Bahnhofstraße.

"Ich nenne das Kundenservice", erklärt der Betreiber des Lebensmittelgeschäfts. "Wir bieten Dinge, die es in Supermärkten nicht zu kaufen gibt."

Seit mehr als einem halben Jahr verkauft Jakob seine Lebensmittel nun nicht mehr in der historischen Markthalle an der Bundesstraße B 294. Auf Wunsch der Stadtverwaltung ist der 65-Jährige näher in die Kernstadt gerückt. Dorthin, wo ihn vor allem ältere Menschen gut zu Fuß erreichen können. "Wir sind nun die achten Betreiber hier, die den Mut haben, die Grundversorgung für die Menschen zu übernehmen", erzählt Jakob von der nicht ganz einfachen Situation im Tal.

Also versucht Jakob mit neuen Ideen, die Menschen zu sich in den Laden zu bekommen. "Wir wollen gerne wissen, woher unsere Produkte kommen", sagt Jakob und erklärt, dass deswegen 90 Prozent seiner Lebensmittel aus der Region und aus Deutschland kämen – Schinken aus dem Schwarzwald, Brot von der Alb oder Kartoffeln aus der Pfalz. Dazu handgemachte Spätzle, Maultaschen und Marmeladen in 30 verschiedenen Sorten.

Bei seiner jüngsten Rückkehr aus dem Allgäu hat Jakob eine neue Errungenschaft mitgebracht. "Probieren Sie einmal", bittet dieser mit strahlenden Augen und schneidet ein ordentliches Stück Käse vom Laib – und der pfeffrige Bergkäse weiß mit seiner herrlich würzigen Note zu überzeugen.

Bis zu 400 Pflanzen warten auf die Ernte

Der neueste Clou Jakobs steht jedoch vor dem Laden. Seit gut einer Woche hat der 65-Jährige verschiedenste Gemüsepflanzen vor dem Markt stehen. Wie er schätzt gut 400 davon. An deren Trieben reifen Tomaten in diversen Farben und Formen, Salat- und Gewürzgurken, Paprika, Peperoni oder Zucchini, die nur darauf warten, von den Kunden gepflückt zu werden. "Frischer geht’s nicht", berichtet Jakob sichtlich stolz.

In der Größenordnung sei es das erste Jahr, in dem seine Kunden so das Gemüse von ihm kaufen könnten. Deshalb sieht es seitlich vom Eingang auch beinahe so aus, wie in einer Gärtnerei. An heißen Tagen muss der 65-Jährige seine Pflänzchen morgens und abends gießen. "Unter den Sträuchern sind auch einige Besonderheiten", weiß Jakob, "wie Lampenpaprikas, kugelrunde Zucchinis oder Physalis." Bald sollen auch noch Salatköpfe selbst geschnitten werden können. Noch sind die Setzlinge allerdings nicht ganz reif.

Bislang ist der 65-Jährige zufrieden mit der Resonanz: "Es wird sehr gut angenommen." Zum Pflücken würden sich die Kunden ihre eigenen Gefäße mitbringen. Genau so, wie es Jakob geplant hat: "Unser Ziel ist es, 80 Prozent weniger Müll und Plastik zu produzieren."

Auch im Laden will Jakob mehr und mehr auf Einwegverpackungen verzichten. Stattdessen sollen recycelbare Verpackungen wie Glasgefäße Einzug halten. Dafür allerdings müsse Jakob zunächst Stück für Stück seine Vorräte abverkaufen.

Es könnten noch mehr Familien einkaufen

Dafür bräuchte es nach Jakobs Einschätzung noch mehr Familien, die auch mal größere Mengen kaufen. Bislang seien es jedoch hauptsächlich Senioren, die häufig nur sich selbst versorgen müssen. "Zu Hochzeiten haben wir hier schon sieben Rollatoren gleichzeitig gezählt", freut sich Jakob.

Noch für dieses Jahr hat Jakob große Pläne: "Wir wollen eine Bäckerei und eine Metzgerei mit leckeren Sachen im Laden eröffnen."

Außerdem will der 65-Jährige ein Café in seinen Markt integrieren. "Das funktioniert aber nur, wenn die Leute kommen und uns nicht im Stich lassen." Ideen habe er jedenfalls viele – nur brauche es auch immer jemanden, der diese verwirkliche.

"Es ist schon ein bisschen verrückt, dass ich mir das mit 65 noch antue oder?", fragt der Mann im besten Rentenalter eher rhetorisch. Denn Rasten und Ruhen scheint der gebürtige Kelterner ohnehin nicht zu können. "Ich denke erst in 20 Jahren über Rente nach", sagt der 65-Jährige lächelnd, bevor er wieder aufbrechen muss Richtung Pforzheimer Markt.