Die Straßenarbeiten rund um das Firmenareal von "Herbstreith & Fox" haben bereits begonnen. Künftig soll die Turnstraße das Firmengelände nicht mehr durchqueren, sondern umfahren. Foto: Jänsch

Unternehmen will Hauptsitz an der Enz ausbauen. Ausschuss gibt grünes Licht. Mit Kommentar

Neuenbürg - Die Firma "Herbstreith & Fox" will den Hauptsitz der international tätigen Pektinfabriken an der Enz ausbauen. Der Technische- und Umweltausschuss gab dem Vorhaben jüngst grünes Licht – wohl auch, weil viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.

Die Neuenbürger Pektinfabriken wollen am Ufer der Enz aufrüsten. Neben einer Produktionserweiterung, einem neuen Sozialgebäude und einem Tanklager für flüssige Lebensmittel, die sich nach Angaben der "Herbstreith & Fox"-Unternehmensgruppe schon in der konkreten Umsetzungsphase befinden, ist auch ein neues Verwaltungs-, Forschungs- und Entwicklungsgebäude geplant. Das geht aus dem Bauantrag hervor, den der Technische- und Umweltausschuss in der jüngsten Ratssitzung genehmigt hat. Demnach soll das geplante Verwaltungsgebäude in der Draufsicht dem Firmenlogo nachempfunden sein.

Neuenbürgs Bürgermeister Horst Martin zeigte sich höchst zufrieden, dass der Betrieb "die Zukunft in Neuenbürg" sehe. Die Vorhaben seien laut Martin von der Unternehmensführung und der Stadt von langer Hand geplant, um "Herbstreith & Fox" die Betriebsführung in Neuenbürg weiterhin zu ermöglichen. Bereits seit drei Jahren hatte eine gültige Baugenehmigung vorgelegen. Ohne Nutzung war dieser jedoch nach drei Jahren abgelaufen, sodass sich der Rat erneut mit dem Antrag befassen musste und die Genehmigung erneut erteilte.

Clemens Knobelspies, Leiter des städtischen Hochbauamtes, erklärte, dass das Verwaltungs- und Entwicklungsgebäude der Firma "Herbstreith & Fox" unter jetzigen Gesichtspunkten neu geplant werden musste: "Das hat zur Folge, dass beispielsweise die Brandschutzbestimmungen anspruchsvoller geworden sind."

Ausnahmegenehmigung macht Bauvorhaben überhaupt erst möglich

Auch gilt es laut Neuenbürgs Bürgermeister die seit Ende des Jahres 2016 geltende Hochwassergefahrenkarte zu beachten. Laut dieser Karte befindet sich das Firmengelände von "Herbstreith & Fox" im Überschwemmungsgebiet, wo grundsätzlich Bauverbot besteht. Erst durch eine Ausnahmegenehmigung war der Bauantrag überhaupt genehmigungsfähig. Eine solche Ausnahmegenehmigung ist unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, insbesondere wenn durch den Neubau kein "Retentionsverlust" entsteht. "Auf gut Deutsch heißt das, dass das Erdgeschoss des Gebäudes so gebaut wird, dass es vom Hochwasser geflutet werden kann", erklärt Martin. Dadurch gingen keine Überflutungsvolumina verloren. Ein entsprechend in Auftrag gegebenes Gutachten konnte dies bestätigen.

Vonseiten des Unternehmens heißt es, dass sich das "erfolgreiche Traditionsunternehmen" mit den anstehenden Investitionen eindeutig zum Standort bekenne und Neuenbürg auch "zukünftig als Hauptsitz der international agierenden Unternehmensgruppe" sehe. Die Firma "Herbstreith & Fox" beschäftigt am Standort 210 ihrer insgesamt 500 Mitarbeiter.

Im Zuge der Umbaumaßnahmen wolle das Unternehmen aber nicht nur ausbauen, sondern auch das Fabrikgelände zusammenführen.

Künftig soll der Verkehr das Firmenareal auf der Turnstraße umfahren

Denn während die Produktionsgebäude aktuell durch die Turnstraße getrennt sind, sollen sie künftig in einem großen Firmenareal verschmelzen. Wer also aktuell die Turnstraße befährt, sieht, dass hinter dem südlichen Gebäudekomplex von "Herbstreith & Fox" eine neue Trassenvariante der Turnstraße angelegt wird – auf dieser soll der Verkehr das Firmengelände künftig umfahren anstatt durchkreuzen.

"Das ist ein Vorgang, der schon vor mehreren Jahren beschlossen wurde", berichtet Martin von dem Deal, der vorsieht, dass "Herbstreith & Fox" für den Bau der neuen Trasse aufkommt, diese anschließend der Stadt überlässt und im Gegenzug dafür die alte Turnstraße in Firmeneigentum übergeht. "Wir tauschen also eine alte Straße gegen eine neue Straße", kommentiert Martin den "guten Deal" für die Stadt. Man habe die Grundstücksquadratmeter eins zu eins getauscht. Nur, weil die Umfahrung mehr Fläche habe, habe die Stadt den Preis für die Mehr-Quadratmeter anhand "gutachterlichem Bodenrichtwertpreis" gelöhnt.

Doch noch sei die Trasse nicht übergeben, so Neuenbürgs Bürgermeister. Laut einer Unternehmenssprecherin von "Herbstreith & Fox" seien die Bauarbeiten aber in "vollem Gange". Gleichzeitig mit der neuen Trasse entstünden neue Parkplätze für Kunden und Besucher sowie für Mitarbeiter aus den Bereichen Technik und Produktion. Diese Baumaßnahmen sollen voraussichtlich diesen Sommer abgeschlossen werden.

Kommentar: Wichtiges Signal

Von Christoph Jänsch    

Das Bekenntnis der "Herbstreith & Fox"-Unternehmensgruppe zur Firmenzentrale am Standort Neuenbürg ist ein positives Zeichen für Stadtverwaltung und eigene Mitarbeiter. Für die Stadt Neuenbürg bedeutet es voraussichtlich steigende Gewerbesteuereinnahmen und den Aufbau von Arbeitsplätzen, was wiederum Attraktivität und Lebensqualität erhöht. Für die Mitarbeiter bedeutet es auch für die Zukunft Planungssicherheit. Nachvollziehbar also, dass das Bauamt mit den Planern einen Weg gefunden hat, um eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken, obwohl laut Hochwassergefahrenkarte ein Bauverbot bestünde. Da das Unternehmen bereits begonnen hat, die Trasse der Turnstraße um das Firmengelände herumzulegen, dürfte kein Zweifel bestehen, dass die Baugenehmigung diesmal auch genutzt wird – schließlich kostet er ja auch jedes Mal bares Geld.