Helmut Horn (von rechts) erklärte jüngst vor 34 Hobbyimkern, darunter auch Erwin Rudolf, Vorsitzender des Bezirksimkervereins Neuenbürg, sowie Hannes Treiber, Vorsitzender des Neuenbürger Angelvereins, welche Geheimnisse der Organismus der Biene alles bereithält. Foto: Bott Foto: Schwarzwälder Bote

Veranstaltung: Bezirks-Imkerverein Neuenbürg stimmt sich mit Vortrag zur Pollenversorgung der Bienen auf neue Saison ein

Zum Auftakt in die neue Imkersaison trafen sich kürzlich mehrere Hobby-Imker, um dem Vortrag eines ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet zu folgen. Die allgemeine Wahrnehmung ist, dass das Hobby immer komplizierter wird.

Neuenbürg. Ein interessanter Vortrag lockte jüngst insgesamt 34 Imker des Imker-Bezirks Neuenbürg in die angenehmen Räumlichkeiten im Seniorenzentrum Sonnenhalde in Neuenbürg. Der Referent, Helmut Horn, ist Leiter des Honiglabors an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und befasst sich seit Jahren mit der Nahrung, die Bienen insbesondere für sich selbst benötigen. Dabei spielen die Pollen neben dem Honignektar eine zentrale Rolle.

Wie ernähren sich Bienenvölker eigentlich?

Bienen müssen ihre Nahrungsbedürfnisse zu jeder Jahreszeit mit Nektar und Blütenpollen decken können, deshalb legen sie klugerweise Vorräte an, damit sie auch im Herbst und Winter, wenn es keine Blüten gibt, genügend Nahrung haben.

Für die optimale Entwicklung der Bienen braucht ein Bienenvolk eine ausgewogene Ernährung, das heißt ein vielseitiges Trachtangebot im Frühjahr, Sommer und Herbst, ein sogenanntes Trachtfließband. Leider ist dies heute nicht mehr überall gewährleistet. Während im Frühjahr ein kurzzeitiger Überfluss an Pollen und Nektar herrscht, gibt es im Sommer und Herbst vielerorts Mangelzustände.

Was ist im Pollen enthalten?

Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Mineralstoffe, Enzyme und Vitamine. Der Blütenstaub ist der "Powerriegel" für das Bienenvolk.

Welchen jährlichen Pollenbedarf hat ein Bienenvolk?

Ein Bienenvolk hat pro Jahr einen Pollenbedarf von etwa 30 bis 50 Kilogramm. Ein Großteil des Pollens wird für die Aufzucht der Jungbienen benötigt, bei erwachsenen Bienen dient die Eiweißversorgung dem Aufbau und Erhalt der Flugmuskulatur. Wesentlicher Bestandteil des Pollens sind Proteine und Aminosäuren, die den Eiweißbedarf der Bienen decken. Ein Bienenvolk hat bei guter Versorgung Vorräte von ein bis zwei Kilogramm Pollen in den Waben. Hierbei wird Pollen mit Nektar, Honig und Sekreten vermischt und als "sogenanntes" Bienenbrot eingelagert. Der Nährwert dieses "Bienenbrotes" ist höher als frischer Pollen. Davon braucht die einzelne Biene im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 145 Milligramm.

Wie stellt ein Bienenvolk die Nahrungsversorgung sicher?

Ein Bienenvolk steuert das Sammelverhalten. Bei Bedarf an Pollen erhöht das Volk die Anzahl der Sammlerinnen, die einzelnen Sammlerinnen erhöhen ihrerseits die Leistung. Bienen mit mangelnder Pollenversorgung haben eine stark verkürzte Lebensdauer.

Starker Pollenmangel führt sogar zu Brutkannibalismus – das bedeutet, dass Bienen ihre eigene Brut auffressen. Das Immunsystem ist stark eingeschränkt und die Bienen haben kaum Fettkörper. Pollen sind Wirkstoffbomben, ohne die die Sterblichkeit im Bienenvolk erheblich zunimmt.

Was passiert, wenn die Nahrung dennoch fehlt?

Für Pollen gibt es keinen Ersatz. Pollenersatzstoffe nützen nichts, da es der Biene an essenziellen Substanzen fehlt. Wichtig für die Pollenversorgung im Bienenvolk ist vor allem die Pollenvielfalt. Züchterisch hoch bearbeitete Pflanzen haben weniger essenzielle Substanzen als Wildpflanzen. Ein artenreiches Pflanzenspektrum sichert die gute Nahrungsversorgung der Bienen.

Welche sind die Ursachen für Probleme im Nahrungsmangel?

Ursachen für den Nahrungsmangel der Bienen können sein: Die Verringerung der pflanzlichen Biodiversität, das oft einseitige Angebot an Nektar und Pollen, die veränderten landwirtschaftlichen Produktionsmethoden, der verstärkte Einsatz von Pestiziden und regional zum Teil starke Trachtenlücken.

Sogar ein Laie kann dem Gesagten entnehmen, wie wichtig die Pollenversorgung zu jeder Jahreszeit ist. Die möglichst ungespritzte Blumenwiese vor dem Haus ist ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der Bienen.

Diese haben es heutzutage durch die veränderte Klimasituation und den damit verbundenen verkürzten Blühphasen, geringerer Biodiversität, veränderter landwirtschaftlicher Produktions-Methoden, Pestizideinsätze und insbesondere auch elektromagnetischer Wellen extrem schwer zu überleben. Letztere sorgen laut Untersuchungen dafür, dass die Biene in ihrer Orientierung gestört wird und es schwer hat, den Weg zurück zu ihrem Bienenkasten zu finden.

Der Aufwand für Imker wird dabei immer höher. Damit ist die Imkerei zu einem recht anspruchsvollen Hobby geworden.