Der Kammerchor der Schule verabschiedet seinen Leiter standesgemäß singend. Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Leiter des Neuenbürger Gymnasiums, Gerhard Brunner, verabschiedet sich in den Ruhestand

Der aktuelle Leiter des Neuenbürger Gymnasiums geht nach 13 Jahren in Pension. Enge Weggefährten, Freunde und Familie ehrten den engagierten Oberstudiendirektor bei seiner Verabschiedung in der Dennacher Schwabentorhalle.

Neuenbürg. Nach 36 Jahren aktivem Schuldienst und 13 Jahren Leitertätigkeit am Neuenbürger Gymnasium verabschiedet sich Gerhard Brunner zum Ende des Monats in den Ruhestand. In der vollen Schwabentorhalle in Neuenbürgs Ortsteil Dennach fanden sich am Mittwoch alte und aktuelle Lehrerkollegen, Schüler, Elternvertreter, Vertreter des Regierungspräsidiums, der Stadtverwaltung, Gemeinderäte sowie Freunde und Familie ein, um den scheidenden Leiter feierlich zu verabschieden. Ein Zeichen dafür, dass dieser Schulleiter vieles richtig gemacht haben muss. Auf die Frage vor Beginn, ob der 64-Jährige denn schon etwas aufgeregt sei, antwortet dieser: "Selbstverständlich, so etwas macht man ja schließlich nicht jeden Tag."

In ihren Grußworten fanden die geladenen Gäste ausschließlich lobende Worte für den Oberstudiendirektor: Anja Bauer vom Regierungspräsidium Karlsruhe bezeichnete Brunner als "Persönlichkeit mit Format", Frank Stüssel, Vorsitzender des Fördervereins, nannte den 64-Jährigen einen "Menschenfreund" und Bürgermeister Horst Martin sagte, die Gesellschaft profitiere von Charakteren wie ihm und dass er die Uhr gerne ins Jahr 2006 zurückdrehen würde, als Brunner feierlich ins Amt eingeführt wurde. "Auch, wenn wir uns alle für dich freuen", gestand Brunners Stellvertreter, "es wird uns in dieser Stunde bewusst, welch wichtiger Mensch uns verlässt. Wir hätten deine Erfahrung noch eine Weile gebrauchen können."

Und wenn sogar Schüler nur Positives über ihren Schulleiter zu berichten wissen, ist das eine große Auszeichnung. Die Schülersprecherinnen Katja Pirker und Maela Kellner verabschiedeten ihren Rektor zwar "gerne, aber schweren Herzens" in den Ruhestand. Brunner sei stets ein "sympathischer und herzlicher Mensch" gewesen, der immer ein "offenes Ohr" gehabt habe. Ihm hätten die Schüler "sehr unkompliziert und auf Augenhöhe" begegnen können.

Die Elternbeiratsvorsitzende Annette Farr würdigte die Arbeit Brunners insbesondere dafür, dass er Spanisch als neue Fremdsprache an die Schule gebracht, den musikalischen Schulzug ebenso wie neue Medien in den Klassenräumen etabliert und einen französischen sowie einen ungarischen Schüleraustausch auf den Weg gebracht hat.

Dass aber Brunners Weg als Lehrer nicht nur mit Höhepunkten versehen war, daran erinnerte Anja Bauer vom Regierungspräsidium. Besonders der Einstieg nach seinem Studium sei für den scheidenden Leiter steinig gewesen. Da habe sich der heute 64-Jährige als Aushilfs-Lehrer durchschlagen müssen, weil zu dieser Zeit kaum Lehrkräfte fest eingestellt wurden. Doch das Lehrertum sei für Brunner, der schon zu Schulzeiten gewusst habe, dass er Lehrer werden möchte, eben nicht nur Beruf, sondern Berufung gewesen. Daher habe er einiges in Kauf genommen.

Auch Brunners Stellvertreter Henne würdigte die Pfadfinder-Qualitäten des werdenden Pensionärs ausdrücklich: "Als Wegbereiter bist du mit uns auch dahin gelaufen, wo keine Wege waren. Getreu dem Motto: Entweder wir finden einen oder wir schaffen einen." Ab den Sommerferien wird dieser Weg bei Henne und Brunner nun getrennt verlaufen. Während Brunner mehr Zeit für Privates haben wird, werden die Aufgaben bei Henne anwachsen. Denn dieser wird zunächst die Tätigkeiten des Schulleiters weiterführen. In einem ersten Ausschreibungsverfahren für die Rektorenstelle habe das Schulamt keinen Nachfolger finden können, daher dauert die Suche weiter an.

Entlastung und Wehmut schwingen gleichermaßen mit

Und wie geht es dem scheidenden Leiter an solch einem emotionales Tag? "Die klassische Antwort ist: Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge", erklärt dieser. Es sei auf der einen Seite ein Gefühl von Entlastung, auf der anderen Seite ein Gefühl von Wehmut. "Sie, liebe Kollegen, werden mir fehlen."

Was Brunner ab August konkret machen wird, wenn er das einschneidende "Zeitkorsett" abgelegt hat, weiß er noch nicht genau.

Allerdings hat sich der Oberstudiendirektor eine Liste zurechtgelegt, mit Dingen, die er nicht machen wird: So wird er keine Weltreise machen, weil es in der weiteren und näheren Umgebung genügend zu entdecken gebe. Kein Motorrad kaufen, weil seine körperliche Fitness es noch erfordert und auch nicht den Jakobsweg laufen, weil es im Schwarzwald genügend Anhöhen hätte. Nun aber werde der 64-Jährige einem weisen Sprichwort folgen, das er kürzlich gelesen hat: "Nimm Dir Zeit für das Wesentliche. Nur wenige Menschen wünschen sich mit 70, sie hätten mit 40 mehr Zeit im Büro verbracht."