Aufnahme einer Wildtierkamera: Ein an der Fuchsräude erkrankter Fuchs wirkt beinahe nackt.Foto: Christof Janko/Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft/dpa Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Wildtierbeauftragter rät Hundebesitzern zur Leine: Die Milbenkrankheit kann auch Haustiere befallen

Jäger raten Hundebesitzern derzeit, ihre Vierbeiner an der Leine auszuführen. Im Enzkreis wurden mehrere von der Räude befallene Füchse gesichtet und auch erlegt. Doch die Fuchsräude macht auch vor Hund, Katze und Mensch keinen Halt.

Neuenbürg/Straubenhardt. "Die Fuchsräude ist zurzeit tatsächlich ein Thema", sagt Bernhard Brenneis, Wildtierbeauftragter des Enzkreises. Bereits vor zwei Monaten seien in Arnbach "räudige Füchse in unbekannter Anzahl aufgetaucht". Zudem sei in Keltern-Dietlingen ein mutmaßlich räudiger Fuchs gesichtet worden und auch in Waldrennach sei ein erkrankter Fuchs geschossen und ein weiterer von einer Wildtierkamera aufgenommen worden.

Die Fuchsräude ist eine hochansteckende Hautkrankheit, die von Milben hervorgerufen wird, und von der besonders Füchse betroffen sind. Brenneis aber weiß: Die Krankheit wurde inzwischen auch schon beim Wildschwein, Dachs und Wolf nachgewiesen. Selbst Haustiere wie Hund und Katze können von den Milben befallen werden. Doch während die Fuchsräude für Wildtiere häufig tödlich ende, könnten Haustiere bei rechtzeitiger Erkenntnis gut behandelt werden, erklärt der Wildtierbeauftragte. Zwar sei der Mensch den Parasiten kein geeigneter Wirt, doch selbst bei ihm könnten die Milben juckende Hautreize hervorrufen.

Wie erkennt man an Fuchsräude erkrankte Tiere?

Die Milben schädigen die Haut betroffener Tiere, um darunter ihre Eier abzulegen. Das führt bei den Wirten wie Fuchs und Hund zu so starkem Juckreiz, dass sie sich selbst beim Kratzen großflächig verletzen und ihr Fell verlieren. "Das sieht dann fast so aus, als sei der Fuchs nackt", sagt Brenneis. Oftmals begännen die Haare vom Schwanz her auszufallen, aber auch seitlich könne ein befallenes Tier partiell fehlendes Fell aufweisen. "Im Endstadium", zeigt der Wildtierbeauftragte auf, "wirken erkrankte Tiere fast ein wenig lethargisch. Die hundertprozentige Fitness ist dann nicht mehr da. Für die Tiere ist das eine Qual, das muss man wirklich sagen."

Wie überträgt sich die Krankheit?

Fast ausschließlich über Hautkontakt zu erkrankten Tieren, erklärt Brenneis. Manche Webseiten im Internet warnen zudem vor Infektionen von Hunden beim Erkunden von Fuchsbauten und deren Ausscheidungen. Doch diese Gefahr sei eher gering einzuschätzen. Besonders im Kot von Füchsen lauere vielmehr das Risiko einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm.

Wie schützt man seine Haustiere und sich selbst vor einer Erkrankung?

Auch wenn Wildtiere üblicherweise von selbst die Nähe zu Mensch und Hund scheuen, gilt der Grundsatz, Abstand zu halten. Hundehalter sollten ihre Vierbeiner vor allem zu dieser Zeit vorsorglich an der Leine führen. "In dieser Zeit ist es eben doch auch so, dass man die Füchse auch tagsüber sieht, weil die Altfüchse viel auf Nahrungssuche sind. Und die Jungfüchse wollen ihre Umgebung erkunden", malt der Wildtierbeauftragte das Bild von "neugierigen Halbstarken".

Und er rät: "Auf keinen Fall sollte man verendete Tiere anfassen." Auch seinen Hund sollte man beispielsweise von einem toten Fuchs fernhalten. Stattdessen sollte man verendete Tiere dem zuständigen Jagdpächter melden.

Bei Katzen gelte für Besitzer vor allem, aufmerksam zu sein. Wer bei seiner Katze auffälligen Juckreiz oder sogar Haarausfall bemerke, sollte umgehend einen Tierarzt konsultieren.

Und wenn doch etwas passiert ist? Wie kann man die Fuchsräude behandeln?

Der Tierarzt behandelt Haustiere medikamentös. Dadurch würden die Milben nach kurzer Zeit absterben.

Kann man der Krankheit nicht vorbeugen?

Nein, sagt der Wildtierbeauftragte. Die einzig wirksame Vorbeugung sei eine effektive Bejagung der Füchse. Denn die Räude sei ein Ausdruck von einer hohen Population an Füchsen. "Das heißt: je weniger Füchse, desto geringer die Übertragungsrate", sagt Brenneis.

Das Problem ist aber: Die Fuchsräude trete besonders dann auf, wenn die Füchse Schonzeit genießen – von März bis Juli. Denn kurz zuvor sind Füchse ranzig, suchen sich also einen Partner und ziehen dann zusammen die Jungfüchse groß. In dieser Zeit gibt es unter den Tieren besonders viel Hautkontakt, wodurch eine Übertragung begünstigt wird.

Gleichzeitig dürfen Jäger dann nur noch im Ausnahmefall auf die Tiere schießen. Zum Beispiel dann, wenn eine Überpopulation an Füchsen das Auerwild bedrohe oder ein schwer erkranktes Tier eindeutig ausgemacht werden könne, erklärt Brenneis.

Wenn dann ab August die Schonzeit für Füchse vorüber sei, beginne auch zeitnah die Hauptjagdzeit auf Schwarzwild, so der Wildtierbeauftragte. "Dann ist es natürlich notwendig, dass man sehr ehrgeizig das Schwarzwild bejagt." Das sei dann für Jäger eine schwierige Entscheidung, weil diese dann im Zweifel lieber ein Wildschwein erlegten, das ebenfalls kaum natürliche Feinde hat und Flurschäden anrichtet. Und trotzdem seien im Enzkreis im vergangenen Jahr insgesamt fast 1000 Füchse erlegt worden – davon jeder zehnte durch einen Verkehrsunfall.