Zum ersten Mal wurde in Neuenbürg und den Stadtteilen bei der Kommunalwahl ohne Unechte Teilortswahl gewählt. Foto: Jänsch Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderatswahl: Trotz Abschaffung der Unechten Teilortswahl sind alle Ortsteile weiterhin im Gremium vertreten

Mit der Abschaffung der Unechten Teilortswahl befürchteten Kritiker eine Benachteiligung der Ortsteile gegenüber der Kernstadt Neuenbürg. Das Gegenteil ist eingetreten und dürfte diese Stimmen nun vorerst verstummen lassen.

Neuenbürg. Um die Abschaffung der Unechten Teilortswahl hat der Neuenbürger Gemeinderat lange gerungen. 2014 noch wurde der Gemeinderat nach dieser Art konstituiert, kurze Zeit später wurde mehrheitlich beschlossen, diese sehr viel aufwendigere und fehleranfälligere Art zu wählen nicht mehr zu praktizieren.

Alexander Pfeiffer, altes und neues Gremiumsmitglied und Ortsvorsteher Dennachs befürchtete noch vor der Wahl, dass aufgrund des Wegfalls der garantierten Sitze jedes Teilortes, diese gegenüber der Kernstadt benachteiligt werden könnten: "Die einzelnen Ortsteile Neuenbürgs liegen topografisch so weit auseinander, dass ein so enges Zusammengehörigkeitsgefühl wie beispielsweise in Straubenhardt nicht besteht. Durch die Abschaffung der Unechten Teilortswahl müssen die kleineren Ortsteile daher befürchten, dass sie aufgrund der geringen Einwohnerzahl gegenüber der Kernstadt keinen Vertreter mehr im Gemeinderat haben."

Nachdem nun aber alle Stimmen ausgezählt sind, ist klar, dass sich diese Befürchtung nicht bewahrheitet hat – ganz im Gegenteil. Waldrennach und Dennach sind mit je zwei Räten gleich stark vertreten wie zuvor. Arnbach konnte seine zuvor vier Räte sogar auf sechs aufstocken.

Räte eingebüßt hat einzig und allein die Kernstadt, die statt bisher zehn nur noch acht Sitze besetzen kann. Damit hat Matthias Schaubel, ehemaliges Gemeinderatsmitglied, der bei der jüngsten Wahl jedoch nicht mehr angetreten ist, auf den Punkt getroffen, als er bei der Abstimmung über die Abschaffung der Unechten Teilortswahl sinngemäß sagte, gute Kandidaten würden sich immer durchsetzen.

Bürgermeister ist mit Ergebnis zufrieden

Bürgermeister Horst Martin, der für die Abschaffung der Unechten Teilortswahl stimmte, zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis, möchte jedoch weder von einem Verlust noch von einer Benachteiligung der Kernstadt sprechen: "Das Angebot aus den Teilorten war da und die Wähler haben entsprechend gewählt – womöglich auch bewusst." Martin findet die Wahl auch aus dem Grund gerechter, weil es keine Ausgleichsmandate mehr gibt, die in der Vergangenheit bereits Bewerber in den Rat gebracht hätten, als Kandidaten eines anderen Wahlvorschlags mit mehr Stimmen.

Auch Neuenbürgs Hauptamtsleiter Fabian Bader ist mit dem Ausgang der Wahl zufrieden: "Der Wählerwille hat entschieden, wer in den Gemeinderat einzieht. Es gibt jetzt keine starren Vorgaben mehr, wodurch nur eine gewisse Anzahl von Kandidaten aus den Ortsteilen in den Rat kommen." Besonders Arnbach spielte es in diesem Fall in die Karten.

"Man muss sich einfach auch im Klaren sein", so der Bürgermeister, "dass manche Ortsteile immer noch nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktionieren." Gerade in Dennach und Waldrennach, die beide sehr organisch gewachsen seien, gebe es einen gewissen Ortspatriotismus, weil man sich untereinander sehr gut kenne. "Auch die Zahlen belegen, dass es in der Kernstadt beispielsweise sehr viel mehr Zu- und Wegzüge gibt als in diesen beiden Teilorten." Dadurch würden besonders "integre Persönlichkeiten" gewählt, die das Vertrauen der Wähler genießen.

Hauptamtsleiter Bader dankt besonders ausdrücklich den engagierten Wahlhelfern, die in der Nacht von Sonntag auf Montag konzentriert im Einsatz waren. "Das ist hervorragend gelaufen. Kurz vor 2 Uhr waren alle fünf Wahlen (Anm. d. Red.: Europawahl, Kreistagswahl, Gemeinderatswahl und die beiden Ortschaftsratswahlen in Dennach und Waldrennach) ausgezählt."

Am kommenden Dienstagabend, 4. Juni, tagt der Neuenbürger Gemeinderat in einer nächsten öffentlichen Sitzung. Dort allerdings noch in alter Besetzung.