"Weber Automotive" ist insolvent Foto: Jänsch

Automobilzulieferer meldet Insolvenz an. Streit um Kapitalnachschuss Ursache. Bangen um Arbeitsplätze.

Markdorf/Neuenbürg - Der Markdorfer Automobilzulieferer "Weber Automotive", der auch in Neuenbürg einen Produktionsstandort hat, hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen gab bekannt, dass ein Streit um Kapitalnachschuss unter den Eigentümern der Grund dafür sei.

Der Automobil-Zulieferer "Weber Automotive" aus Markdorf am Bodensee ist zahlungsunfähig. Das teilte der französische Mehrheitseigentümer "Ardian" Anfang der Woche mit. Eine Verschlechterung der Ertragsentwicklung im vergangenen Jahr habe dazu geführt, dass das Unternehmen seine Kreditverpflichtungen zuletzt nicht mehr habe erfüllen können. Trotz einer zwischen dem Unternehmen und den Gläubigern vereinbarten "Stillhalteperiode" habe laut "Ardian" "keine Lösung zur weiteren Finanzierung" gefunden werden können. Daher habe die Geschäftsführung von "Weber Automotive" vor dem Amtsgericht Konstanz Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Diese Form der Insolvenz ermöglicht es dem Schuldner unter Aufsicht eines Sachverwalters, selbst über die Insolvenzmasse zu verfügen und das Unternehmen in Eigenregie zu sanieren.

2016 hatte die französische Beteiligungsgesellschaft "Ardian" die Mehrheit am Markdorfer Automobilzulieferer von der Gründer- und Eigentümer-Familie übernommen. Noch heute ist die Familie Weber als Minderheitseigentümer am Unternehmen beteiligt. Mitglieder der Familie hätten außerdem bis September 2018 die Geschicke des Zulieferers aus der Geschäftsführung geleitet. Denen macht die Beteiligungsgesellschaft in einer Stellungnahme außerordentliche Vorwürfe. Darin heißt es: "Die ambitionierte Geschäftsplanung der Altgesellschafter hat sich nicht im Ansatz materialisiert. Die bis heute erreichte Ertragskraft liegt signifikant unter der Prognose der Geschäftsplanung." Daraufhin sei im Oktober 2018 mit Frank Grunow ein neuer Geschäftsführer und Technischer Direktor in Personalunion eingesetzt worden.

Mehrheitseigentümer erhebt schwere Vorwürfe

"Ardian" lastet den Minderheitseigentümern, die noch immer im Besitz der Immobilien für das "operative Geschäft" seien, zudem an, dass diese nicht bereit seien, Zugeständnisse in Form von Mietminderungen "in Höhe von mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr" zu machen. Ein in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten bei einer "renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft" sei laut Angaben des Mehrheitseigentümers zu dem Ergebnis gelangt, dass diese Mietminderungen in Verbindung mit "Kapitalzusagen von Gesellschaftern und Banken" das Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser schippern könnten. Der französische Finanzinvestor "Ardian" sehe aufgrund der angespannten Situation mit dem Minderheitseigentümer keine Vertrauensbasis mehr, um die "Fortsetzung der Beziehung als Co-Gesellschafter" aufrecht zu erhalten.

Gegenüber der Pforzheimer Zeitung teilte die Familie Weber auf Anfrage mit, dass es sie sehr schmerze, dass dieser Schritt unausweichlich geworden sei. Man stehe als Gründerfamilie und Anteilseigner "voll hinter dem Unternehmen und den Mitarbeitern". Auch habe die Familie verschiedene Angebote zur Rettung des Unternehmens unterbreitet, die jedoch abgelehnt worden seien.

Der Automobilzulieferer beschäftigt insgesamt 1500 Mitarbeiter, darunter 140 am Produktionsstandort Neuenbürg. Zu den größten Abnehmern der von der Firma "Weber Automotive" hergestellten Motorblöcke, Zylinderköpfe und Getriebegehäuse gehören Daimler, Porsche und VW.

"Die Verunsicherung unter den Arbeitnehmern am Produktionsstandort Neuenbürg ist natürlich groß", berichtet Gewerkschaftssekretär Arno Rastetter IG Metall, "weil bei einer Insolvenz der Ausgang völlig ungewiss ist." Insbesondere die Ursache – die fehlende Einigung der Gesellschafter über den Kapitalnachschuss – sei "mehr als ärgerlich". Auch mit der Insolvenzverwaltung in Eigenregie sei Rastetter unglücklich: "Wir sind keine Freunde eines solchen Verfahrens, weil es von denen geführt wird, die es verbockt haben." In der IG Metall Zentrale Pforzheim hofft man nun auf den Fortbestand des Unternehmens "möglichst komplett mit allen Beschäftigten vor Ort".