Festtafel im Grünen: Zum gemeinsamen Picknick auf einer Wiese im Eyachtal traf sich Familie Vollmer aus Ittersbach nach einer Radtour der Eltern. Foto: Schwarzwälder Bote

Was in Bad Wildbad der Sommerberg und Kaltenbronn mit dem Naturschutzgebiet

Was in Bad Wildbad der Sommerberg und Kaltenbronn mit dem Naturschutzgebiet Wildsee-Hochmoor sind, ist weiter nördlich, an der Grenze vom Enzkreis zum Kreis Calw, das Eyachtal: Ein idyllisches Naturschutz- und Naherholungsgebiet für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer.

(kf). Die Eyach ist ein mitsamt ihrem längeren Oberlauf 18,5 Kilometer langer Fluss im Nordschwarzwald, der bei der Eyachbrücke kurz nach der Gemeindegrenze zwischen Höfen und Neuenbürg in die Enz mündet. Sie entsteht durch den Zusammenfluss des rechten und längeren Brotenaubachs und des linken Dürreychbachs, deren Quellgebiet auf den Höhen des Kaltenbronns und des Langmartskopfs liegen.

Im Eyachtal selbst gibt es zahlreiche Quellen, die zum Teil vom Zweckverband Mannenbach Wasserversorgung für eine regionale Belieferung der Mitgliedsgemeinden erschlossen sind. Das Wasser aus den Schwarzwaldquellen ist weich, mineralstoffarm und hat eine sehr hohe Qualität und Reinheit. In den 1980er Jahren erwog die Landesregierung von Baden-Württemberg, das Tal als Kühlwasserspeicher für das Kernkraftwerk Neckarwestheim zu nutzen. Auch gab es immer wieder seit Anfang des 20. Jahrhunderts Pläne, einen Trinkwasserspeicher (für Stuttgart beziehungsweise die Region Pforzheim) zu bauen. Eine bürgerschaftliche Schutzgemeinschaft konnte die Talsperre verhindern und erreichen, dass das Gebiet unter Schutz gestellt wurde. Zahlreiche, zum Teil bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind im Eyachtal beheimatet.

Bei der "Eyachbrücke" kann man vom Enztalradweg direkt in das Eyachtal "abbiegen". Und die gleichnamige Haltestelle erschließt das Naturparadies auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Neuenbürg. Bei schönem Wetter – wie an Himmelfahrt – zieht das Tal viele Besucher an – trotz oder gerade wegen Corona. Gibt es doch aktuell wenig Alternativen wie Freibad, Baggersee oder gar Strandurlaub.

Rund sieben Kilometer lange Autofahrt

Schon bei der rund sieben Kilometer langen Autofahrt auf der schmalen Straße von der "Eyachbrücke" zur "Eyachmühle" begegnet man dann zahlreichen Fußgängern, Radfahrern oder motorisierten Ausflüglern, denen man ausweichen muss. Die angeordneten 40 Stundenkilometer hält man da gerne auch freiwillig ein. Der – auch überregionale – Ansturm wäre ohne die beschränkte Zahl an Parkplätzen und das Parkverbot entlang des Tales sicher noch größer. Obwohl sich zwischenzeitlich wieder bis zu zwei Familien beziehungsweise Personen aus verschiedenen Haushalten treffen dürfen, konnte man an Himmelfahrt allerdings keine Horden von Männern mit Bierkisten im Schlepptau antreffen. Denn dies ist nach wie vor nicht zulässig.

Vielmehr waren die beiden Geschlechter sehr ausgewogen, vorwiegend als Pärchen oder im Familienclan, unterwegs.

So auch die befreundeten Familien von André und Steven aus Engelsbrand. Die beiden sind am Vatertag normalerweise mit weiteren Kumpels und dem Nachwuchs auf Achse. Doch wegen der Einschränkungen landeten sie bereits am Vormittag mit Frau und Kindern beim "Wasserwegle" am Ufer der Eyach, wo die sportbegeisterten Männer ansonsten einmal pro Woche einen Cross-Trail bis hoch zur Grünhütte absolvieren. "Wir schätzen die Kombination aus Wald, Fluss und Naturpfad. Die Kinder spielen in und mit der Natur und haben dabei immer was zu entdecken", meint André. "Und wir Eltern können uns auch mal entspannen und die Kinder einfach springen lassen", fügt seine Frau hinzu. Bei den ganz Kleinen sind Mama und Papa jedoch stets in der Nähe und waten mit ihnen entlang der großen Steine quer über den rauschenden Bach auf die andere Seite.

Das sandige Ufer lädt zum Buddeln ein und sogar kleine ferngesteuerte Boote ziehen im ruhigeren, aufgestauten Wasser ihre Kreise. Nasse Badeklamotten werden für den Heimweg kurzerhand über einen Holzstock gehängt und aufgeschultert. Mit einer gut gepackten Handkarre macht sich Familie Schroth aus Pforzheim zusammen mit einer befreundeten Familie aus Karlsruhe am frühen Nachmittag von der "Eyachmühle" auf den Weg zum Wasser. Und das nicht zum ersten Mal. "Man ist hier mitten in der schönen Natur und begegnet vielen netten und gleichgesinnten Leuten. Die Kinder können am Wasser spielen, was im Sommer ja eine willkommene Abwechslung ist", sind sie sich einig.

Cross-Boule-Kugeln sowie Fußbälle

Zu den eher gemütlichen Genusswanderern zählen sich Heidrun Bach aus Bad Wildbad und ihre Freundin Barbara aus Pforzheim. Ihr Weg führte von der "Eyachmühle" bis über den "Lehmannshof" hinaus. "Wir haben beim Lehmannshof gevespert und auf dem Rückweg trafen wir immer wieder bekannte Gesichter, weswegen sich das Ganze ein wenig hinzog", meint Bach. "Bei diesem Wetter ist es einfach nur schön hier", freut sich die Freundin. Die beiden kennen das Eyachtal schon aus Kindertagen, etwa als man zum Ostereierwerfen mit der ganzen Familie zu den Wiesen marschierte. Zwar keine Ostereier, aber Cross-Boule-Kugeln und Fußbälle fliegen dort am Vatertag durch die Luft ins Gras. Man chillt, spielt miteinander, unterhält sich oder schmökert in einem Buch. Kaum jemand hat ein Handy vor der Nase oder Musik um die Ohren, denn es gibt meist auch keinen Empfang.

Zwischen weiteren Familien und Jugendlichen – mit ausreichend Abstand – hat es sich Familie Roth aus Stutensee gemütlich gemacht beziehungsweise genießen die drei Kinder den Auslauf zwischen Wald und Wasser. "Wir waren im April schon mal hier zum Wandern und fanden die Stelle ideal für ein Picknick", zeigen sich alle zufrieden mit dem gewählten Ausflugsziel. Einige Schritte weiter, bei Familie Vollmer aus Ittersbach, ist bereits aufgetischt. "Seit Ausbruch der Pandemie ist es unser erstes Familientreffen", schildert eine der beiden erwachsenen Töchter, die in Freiburg studiert und mit ihrem Freund den Transport des Picknicks im Auto übernahm, während ihre Schwester zusammen mit den Eltern auf dem Rad den Weg ins Eyachtal zurückgelegt hat. "Wir sind hier öfter mit dem Rad unterwegs. Es ist eine landschaftlich wunderschöne Gegend, deren Natur, Wasserläufe und Ruhe uns sehr an unsere alte Heimat im Hochschwarzwald erinnern und wo wir schon vieles entdecken durften", beschreibt der Familienvater seine Motivation. "Heute war es eher voll, die Wege zum Teil überlaufen, da wird es schwierig mit Abstand halten", schildert das Ehepaar Thiel aus Kapfenhardt seine Eindrücke, als es am Nachmittag mit den beiden Töchtern bereits wieder auf dem Heimweg ist. "Wir sind öfters hier, genießen die Ruhe am Wasser. Für Kinder ist das toll, sie können Steine reinwerfen und im Wasser waten. Ansonsten zieht es uns auch mal ans Nagoldufer bei Unterreichenbach", führen die Eltern aus. Auch Stefanie Nittel und ihr Partner Ewald Nass aus Bad Wildbad waren mit ihren Enkelinnen Pauline und Emelie auf der asphaltierten Seite der Eyach mit deren Laufrädern unterwegs. "Wir wollten die Eltern entlasten, die sich heute einen schönen Tag zu zweit machen können", meinen die beiden. Nach drei Stunden Marsch mit Verpflegung sitzen die beiden Mädchen mit müden Gesichtern auf der Rückbank des Autos. "Wir sind sehr naturverbunden und das Eyachtal ist bestens dafür geeignet, den Kindern zwischen Wald und Flussauen die Besonderheiten der schutzbedürftigen Pflanzen und Tiere näherzubringen, führt der passionierte Jäger aus. Wenn er im Wald unterwegs ist, begegnet er wegen Corona aktuell verstärkt Radfahrern, auch in kleinen Gruppen. "Es ist erstaunlich und hat wohl auch mit dem Boom bei E-Bikes zu tun. Mal schauen, ob nach der Pandemie manch guter Vorsatz weiter anhält", ist Nass gespannt.

Urlaub zu Hause verbringen

Der Ansturm auf das Landschafts- und Naturschutzgebiet dürfte analog zur Pandemie den ganzen Sommer über anhalten, wenngleich so manche Familie zu Hause auch mit großem Garten, Pool oder Planschbecken, Sandkasten, Trampolin, Schaukel, Fußballtor oder anderem Spielgerät ausgestattet ist, wie teilweise zu erfahren war. Einige wenige unter den Ausflüglern streben einen Urlaub an der Ostsee an oder können mit einem Wohnmobil relativ unabhängig auf Achse sein. Viele haben sich aber auch schon mit dem Gedanken angefreundet, den Urlaub zuhause zu verbringen. Mit Ausflügen zu den nahegelegenen Flüssen und Wäldern, "wo es kühler ist".