Die Vertreter der Bezirksärztekammer Südbaden sowie der Kreisärzteschaft und der Kliniken im Kreis Rottweil nach der Unterzeichnung: (von links) Dr. Jochen Scherler, Dr. Gebhard Pfaff, Dr. Mihaela Schon, Frank Portenhauser, Dr. Andor Toth, Dr. Bürkle, Dr. Paula Hezler-Rusch, Dr. Kai Mehlhase, Dr. Friedrich, Dr. Bischoff, Prof. Andy Maun, Dr. Woll. Foto: Bezirksärztekammer Südbaden

Der Mangel an Hausärzten ist auch im Kreis Rottweil zu einer drängenden Herausforderung geworden. Jetzt wird dem aktiv entgegengewirkt. Ein wichtiger Schritt ist getan.

Der Ärztemangel hat spürbare Folgen für die Bevölkerung. Zum einen wird es immer schwieriger, Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung zu bekommen. Zum anderen wird diese negative Entwicklung weitergehen, wenn nicht gegengesteuert wird: Laut diesjährigem Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung sind 32 Prozent der Hausärzte im Landkreis Rottweil bereits über 60 Jahre alt.

 

Drei Kliniken mit dabei

Die Bezirksärztekammer Südbaden und niedergelassene Ärzte sowie die drei Kliniken aus dem Landkreis Rottweil – SRH-Krankenhaus Oberndorf, Helios Klinik Rottweil und das Vinzenz von Paul Hospital – haben jetzt auf Initiative der Kreisärzteschaft einen wichtigen Impuls für die Verbesserung der medizinischen Versorgung gegeben, wie das Landratsamt mitteilt. Sie haben den Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin ins Leben gerufen.

„Die Verbundweiterbildung ist ein wichtiges Ereignis und gleichzeitig einer von vielen Bausteinen zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung“, betont Landrat Wolf-Rüdiger Michel. „Das Gesundheitsamt übernimmt die zentrale Koordinierung in Abstimmung mit der Kreisärzteschaft und vermittelt den Kontakt künftiger Allgemeinärzte in den ambulanten sowie stationären Sektor“, so Heinz-Joachim Adam, Leiter des Gesundheitsamtes.

Wer Facharzt werden will, muss eine fünfjährige Weiterbildung absolvieren

Bisher mussten sich Ärzte, die sich für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entschieden haben, ihre Weiterbildungsabschnitte in Eigenregie zusammenstellen und sich somit für jede Praxis oder jede Klinik individuell bewerben. Die neue Verbundweiterbildung bedeutet für die angehenden Hausärzte eine echte Erleichterung: Dank strukturierter Weiterbildung mit hoher Planungssicherheit durch flexible Rotationsmöglichkeiten innerhalb des Landkreises entfallen die mühsame Stellensuche oder Unterbrechungsphasen.

Enge Zusammenarbeit

Im Verbund arbeiten die Weiterbildungsstellen eng zusammen und ermöglichen den Medizinern so eine nahtlose Rotation zwischen dem ambulanten und stationären Sektor. Die stationäre Weiterbildungszeit findet in einer der drei Kliniken statt, während die ambulante Phase in einer der teilnehmenden ambulanten Praxen im Landkreis absolviert wird. Eine Besonderheit im Landkreis Rottweil ist außerdem das Angebot des C1-Sprachkurses für akademische Heilberufe der Volkshochschule Rottweil.

Dadurch wird nicht nur den individuellen Bedürfnissen Rechnung getragen, sondern auch dem Mangel an Ärzten entgegengewirkt. „Gute Arbeits- und Lebensbedingungen sind grundlegende Bausteine, um talentierte Ärztinnen und Ärzte in unserer Region zu halten und die medizinische Versorgung zu stärken“, so Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Darüber hinaus biete der Verbund die Chance, potenzielle Partner oder zukünftige Praxisnachfolger zu gewinnen.

Elf Experten unterzeichnen Vertrag

Bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung in der Bezirksärztekammer Südbaden begrüßte Präsidentin Paula Hezler-Rusch gleich elf Experten aus dem Gesundheitsbereich. Die Kooperationsvereinbarung wurde von den drei Kliniken im Landkreis, Gebhard Pfaff von den Regiodocs als Vertreter für die niedergelassenen Ärzten sowie der Bezirksärztekammer Südbaden unterschrieben.

Alle Ärzte im Landkreis Rottweil sind eingeladen, sich aktiv am Weiterbildungsverbund zu beteiligen. Weitere Informationen sollen in Kürze auf der Website des Landratsamtes veröffentlicht und kontinuierlich auf dem neuesten Stand gehalten werden.