Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus wird integriert in den künftigen Dorfplatz und die Neubauten der Gebäude-Ensembles aus Bürgerzentrum, Kita, Betreutes Wohnen und Tagespflege in der Neuen Ortsmitte "Schillerareal". Foto: Tröger

Ausschließlich um das Großprojekt Neue Ortsmitte "Schillerareal" ging es am Donnerstagabend im Simmozheimer Gemeinderat.

Simmozheim - Die vorgelegte Endfassung des städtebaulichen Rahmenplans, der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan und die Absegnung der Genehmigungsplanung für die öffentlichen Gebäude zeigen exemplarisch, wie Gemeindeentwicklung "vom Großen ins Kleine geht", machte Bürgermeister Stefan Feigl deutlich.

Der städtebauliche Rahmenplan liegt jetzt gebunden in seiner Endfassung vom November 2020 vor, jeder Rat erhielt ein Exemplar. Erster Anstoß zur Gemeindeentwicklung war der umfangreiche Bürgerbeteiligungsprozess "Perspektive Simmozheim 2030". Dieser führte zum Gemeindeentwicklungskonzept mit der darin integrierten gebietsbezogenen Entwicklung des Schillerareals, das 2018 vom Gemeinderat beschlossen wurde. Dies wiederum ist Voraussetzung, um für die Vorhaben Fördermittel aus Landes- und Bundesprogrammen zu erhalten. Der Rahmenplan liegt außerdem dem in der Sitzung mehrheitlich abgesegneten Bebauungsplan "Ortsmitte Schillerareal" (BPlan) zugrunde, der im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13a des Baugesetzbuches aufgestellt wurde.

Wesentliche Punkte erläutert

Feigl stellte in Vertretung der planenden Architektin Dörte Meinerling wesentliche Punkte des BPlans und der enthaltenen Bauvorschriften vor. Eugen Häberle schlug vor, die Kanäle im Areal so vorzubereiten, dass sie später an eine eventuelle Zweikanal-Lösung zur getrennten Ableitung von Abwasser und Oberflächenwasser im gesamten Ortskern entsprechend angeschlossen werden können. Der Tiefbauplaner habe davon abgeraten, so Feigl, weil es eher unwahrscheinlich sei, dass so etwas im Bestand des Ortskerns jemals gemacht werde und wenn, "es für die Anlieger sehr kostenaufwendig werden würde".

Rotstift angesetzt

In zwei Klausurtagungen im Juli und Oktober hat der Gemeinderat nach Einsparmöglichkeiten bei den öffentlichen Gebäuden (Kita mit Wohnungen und Bürgerzentrum sowie Dorfplatz) gesucht. Diese wurden in die nun vorgelegte Genehmigungsplanung eingearbeitet und von den Architekten Maximilian Hermann und Anette Hähnig in der Sitzung vorgestellt. Beispielsweise wurde die Fläche von Küche und Nebenräumen im zum "Bürgerzentrum" umgetauften Gebäudekomplex reduziert und damit auch das Gebäudevolumen im Erdgeschoss. Die interne Treppe fällt weg, dadurch kann im Obergeschoss ein weiterer flexibel nutzbarer Raum mit Garderobe und WC geschaffen werden. Durch die Veränderung im Obergeschoss bekommt die Mediathek durch mehr Fläche noch größere Flexibilität und Raum für zusätzliche Angebote. Hier entstehe nicht nur eine Mediathek, sondern ein echtes Bürgerzentrum, findet laut Tischvorlage die Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen. Mit Blick auf die ab 2026 verpflichtende Ganztagesbetreuung in Grundschulen gibt es Raum für Mittagessen und Hausaufgaben, begrüßt die Schülerladen-Leitung.

Boule-Platz wird nicht gestrichen

Auch das Landschaftsplanungsbüro Stefan Fromm hat Änderungen und Ergänzungen eingearbeitet. So wurde der beim denkmalgeschützten Fachwerkhaus geplante Boule-Platz nicht fallen gelassen, sondern in die nördlich des Bürgerzentrums gelegene, an den Friedhof anschließende Grünfläche verlegt und so ein weiterer Platz mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen, nicht nur für die Boulespieler. Ob das nicht Konfliktpotenzial biete, wenn sich Jugendliche dort treffen, so nah am Friedhof, sorgt sich Lorenz Auwärter. "Das ist ja grad der Zweck einer Ortsmitte, dass sich Gruppen treffen und lernen, gegenseitig Rücksicht zu nehmen", betonte der Bürgermeister, "die Generationen werden lernen, aufeinander zu schauen", Auwärter fragte nach dem Baubeginn, ob die Gewerbe en bloc oder in einzelnen Blöcken vergeben werden und nach den Gesamtkosten zum jetzigen Zeitpunkt. Wenn alles andere stimmt, könnte Baubeginn im August 2022 sein, sagte Feigl. Anette Hähnig sieht das eher skeptisch und empfahl, die zwei größten Gewerke Rohbau und Technik zügig auszuschreiben, damit man einen Zeitpuffer bis zum tatsächlichen Baubeginn habe. Das bringe erfahrungsgemäß bessere Preise, denn die Firmen hätten aktuell volle Auftragsbücher. "Wir müssen auch nichts übers Knie brechen", sagte Feigl, "denn bevor das Baugebiet Mittelfeld nicht genehmigt ist, brauchen wir auch keine Kita bauen".

Fördersumme hat sich erhöht

Die Kostenberechnung wurde ebenfalls aktualisiert, die Veränderungen im Baupreisindex vom ersten zum dritten Quartal 2021 und die optionalen Photovoltaikanlagen sind jetzt eingerechnet. Für Bürgerzentrum und Kita mit zwei Wohnungen sowie den Dorfplatz mit Rampe und Wasserspiel (ohne Tiefbau) hat sich die berechnete Summe um knapp 100 000 Euro auf 9,35 Millionen Euro erhöht. Gleichzeitig hat sich jedoch die beantragte Fördersumme (die Zusagen fehlen noch) ebenfalls um rund 800 000 Euro auf circa 2,37 Millionen Euro erhöht.

Bürgermeister widerspricht

Sabine Fels äußerte ihre große Sorge, "dass uns die Kosten davonlaufen und wir so streichen müssen, dass der Charme der Planung verloren geht". Sie findet die Außengestaltung nach wie sehr gelungen und da sollten auch keine Abstriche gemacht werden. Jedoch habe das gesamte Gremium nicht konsequent genug mit dem Willen zu Einsparungen am Konzept gearbeitet. Dem widersprach der Schultes und mit ihm auch Jörg Koske. "Wir haben da gespart, wo die städtebauliche Qualität nicht leidet." Jetzt sei Flexibilität gegeben für weitere Nutzungen in der Zukunft, Stichwort Ganztagesbetreuung. "Solange wir keine räumlichen Angebote machen können, werden auch keine Angebote von Vereinen, VHS und so weiter kommen", sind sich Koske und Feigl sicher, dass sich die Räume in der Zukunft mit Leben füllen werden.

Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen erhielt die Genehmigungsplanung für die öffentlichen Gebäude die Zustimmung des Gemeinderates.