Ein Kind – auch ein erwachsenes – zu verlieren,ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Die neue Selbsthilfegruppe, die sich am Samstag erstmals trifft und allen Betroffenen offen steht, soll Halt geben. Foto: Dan Race - stock.adobe.com

Dorothee Held aus Tailfingen hat vor drei Jahren ihre Tochter verloren. Der Schmerz wird bleiben, aber das Miteinander mit anderen, die das Gleiche erlebt haben, kann helfen, ihn besser zu ertragen. Dorothee Held will eine Selbsthilfegruppe gründen.

Angehörige verlieren ist schmerzhaft, oft traumatisch, aber nichts erscheint so furchtbar wie der Verlust des eigenen Kindes – auch wenn es schon erwachsen war.

 

Dorothee Held, heute 67 Jahre alt, hat 2015 ihren Mann durch Krankheit verloren, und sie weiß, wie es ist, um Geschwister zu trauern – aber auf den Tod ihrer Tochter, die 2022 mit 34 Jahren einer Krankheit erlag, hat nichts sie vorbereiten können.

Eltern beerdigen mag hart sein, aber es gehört wohl zum Leben dazu. Mit dem Tod eines Kindes dagegen scheint auch das eigene Leben zu Ende zu sein. „Er zerstört alle Hoffnungen und Träume, alle Zukunft – das ganze Leben scheint in Trümmern zu liegen. Nie wieder wird es so sein, wie es war.“

Die Zeit kann nicht alle Wunden heilen

Kann die Zeit die Wunde heilen? Ein Stück weit – aber nicht so wie andere. „Ich gerate immer wieder in schwierige Phasen“, sagt Dorothee Held. Gewiss, wer bereit und fähig ist, über seinen Schmerz zu reden, dem können Gespräche helfen; das hat sie selbst nach dem Tod ihres Mannes erlebt. Aber wer das Leid, die Leere, den Zorn und die hilflose Verzweiflung angesichts des Leidens, des Sterbens und Verlusts des eigenen Kindes nicht selbst erlebt hat, der wird sich schwer tun damit, unbefangen darüber zu reden, und er wird lieber schweigen, als etwas Falsches und Unangemessenes zu sagen.

„Betroffene wissen am besten, was sie fühlen“

Deshalb hat Held nach Möglichkeiten des Austauschs mit gleichfalls Betroffenen Ausschau gehalten. „Sie wissen am besten, was verwaiste Eltern fühlen.“ In ihrer näheren Umgebung hat Dorothee Held allerdings nicht gefunden, was sie suchte. In Albstadt gab es bisher keine Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern; die nächsten, auf die Held auf ihrer Suche im Internet stieß, waren die Selbsthilfegruppen „Lichtblick“ in Sigmaringen und „KonTiki“ in Biberach. Sie nahm Kontakt zu ihnen auf, traf sich mit Sonja Schädle von „KonTiki“ und Sandra Schmid vom „Lichtblick“ – und war sich speziell nach dem Austausch mit den beiden Leidensgenossinnen sicher, dass ein Austausch unter verwaisten Eltern noch auf ganz andere Weise hilfreich sein kann als der mit denen, die nicht selbst betroffen sind. „Die Trauer um ein Kind ist eine Lebensaufgabe – aber eine, die sich gemeinsam leichter bewältigen lässt.“

Raum für Gemeinsamkeit in der Vinz-Oase

Um diese Gemeinsamkeit herzustellen, bedarf es eines Raumes, in dem man sich austauschen kann. Dorothee Held hat mit Diakon Michael Weimer aus Lautlingen, dem Mitbegründer des Trauerbegleitteams der kirchlichen Sozialstationen St. Vinzenz und Diakonie, über die Gründung einer Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern gesprochen, und der bot ihr darauf für ein erstes Treffen einen Raum in der Vinz-Pflegewerkstatt-Oase in Lautlingen an. Bei diesem Treffen soll über den Bedarf und die Möglichkeiten einer Selbsthilfegruppe gesprochen werden; eingeladen sind Betroffene, unabhängig davon wann, weshalb und in welchem Alter ihr Kind starb.

Das Treffen beginnt am Samstag, 5. April, um 16 Uhr in der Vinz-Pflegewerkstatt-Oase, Am Schloß 8, in Lautlingen. Weitere Informationen erteilt Dorothee Held unter Telefon 07432/6119.