Touren für Mountainbiker sollen im mittleren Kinzigtal attraktiver gestaltet werden. Dabei sind jedoch nicht nur touristische Faktoren zu beachten, sondern auch der Naturschutz. Hinweise zum richtigen Verhalten im Wald sollen integriert werden.
Ortenau - Die Ferienlandschaft Mittlerer Schwarzwald Gengenbach/Harmersbachtal hat eine Freizeitkonzeption gestartet, um für Einheimische und Gäste attraktive Mountainbike-Touren auszuarbeiten und zu beschildern. Das bereits bestehende Mountainbike-Wegenetz soll überarbeitet und abwechslungsreiche Touren integriert werden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Nach Besprechungen an einem "runden Tisch" mit Vertretern aller Interessengruppen seien konkrete Tourenvorschläge ausgearbeitet worden. Zu den Beteiligten zählen beispielsweise der ADFC, das Amt für Waldwirtschaft vom Ortenaukreis sowie Forstbetriebe der Kommunen im mittleren Kinzigtal. Ein Arbeitskreis mit ortskundigen Radfahrern, Wanderern sowie Vertretern von Forst und Grundeigentümern habe attraktive Ziele sowie Einkehrmöglichkeiten für die Zielgruppe der "Genussbiker" definiert. Genuss beziehe sich dabei nicht nur auf den kulinarischen Genuss. Auch Landschaftsgenuss, zum Beispiel schöne Ausblicke, Naturdenkmäler und der Streckenverlauf durch verschiedene Landschaftsformationen sei darunter gefasst, heißt es in der Mitteilung.
Das beauftragte Planungsbüro habe vorhandene Strecken und neue Wegevorschläge geprüft und daraus zehn Tourenvorschläge entwickelt. Teilweise seien diese gleich oder sehr ähnlich zu den bereits seit vielen Jahren bestehenden Mountainbike-Touren. Zwei der geplanten Touren enthalten eher schmale Wege, sogenannte Singletrails. Ein besonderes Augenmerk soll auf der Vermittlung von richtigen und wichtigen Verhaltensweisen im Wald liegen. Gäste und Einheimische gleichermaßen sollen so für die Belange von Natur- und Artenschutz sowie der Waldwirtschaft, hier vor allem auch zu Sicherheitsrisiken bei Forstarbeiten, sensibilisiert werden.
"Runder Tisch" prüft Vorschläge
Die Wegevorschläge liegen nun den Mitgliedern des "runden Tischs" für eine erste Prüfung vor. Für die privaten Grundeigentümer seien die im Projektgebiet ansässigen Forstbetriebsgemeinschaften sowie Vertreter des Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) beteiligt, die wiederum ihre Mitglieder informieren. Bereits jetzt können die Planungen aber von allen Interessierten unter www.mittlererschwarzwald.de unter den Unterpunkten "Service" und "Freizeitkonzeption Mountainbiketouren" eingesehen werden. "Rückmeldungen zu den Wegevorschlägen nimmt das Projektteam gerne entgegen", teilen die Verantwortlichen mit.
Ausflüge mit dem Fahrrad in die Natur werden immer beliebter. Entsprechend war auch der BUND Ortenau am "runden Tisch" beteiligt. "Grundsätzlich sieht der BUND den wachsenden Mountainbikeansturm in den Wäldern kritisch", erklärt Geschäftsführerin Petra Rumpel auf Nachfrage unserer Redaktion. Natürlich müsse die Bevölkerung eine Möglichkeit zur Ausübung der Sportart im Freien haben, so Rumpel weiter. Doch mit den E-Bikes habe dies nochmal andere Dimensionen angenommen, da diese zum einen schneller unterwegs sind und viel mehr Radfahrer nun auch in entlegenere Ecken vordringen, die bislang nur von sehr sportlichen Fahrern erreicht worden seien. Zudem gebe es immer mehr illegale Single-Trails, und die schwereren Räder und das höhere Tempo führen zu mehr Schäden am Boden. "Und nicht alle nehmen Rücksicht darauf, dass nächtliche Fahrten eine besonders große Störung für die Tiere im Wald bedeuten", kritisiert Rumpel.
Man sei "nicht begeistert" von der Idee, mehr Werbung für das Mountainbikefahren zu machen. Eine offizielle Ausweisung von Touren, bei deren Auswahl auch ökologischen Kriterien berücksichtigt wurden, könne jedoch hilfreich sein. Die vorliegende Planung lege den Fokus nicht auf die sportlichen Aspekte, sondern biete Genießertouren an, die zu einem großen Teil auf breiten, befestigten Wegen und nicht ausschließlich im Wald verlaufen. "Wichtig ist uns dabei, dass in der Veröffentlichung auf rücksichtsvolle Verhaltensweisen hingewiesen und für den Erhalt der Natur sensibilisiert wird", erklärt Rumpel.
Schutz für die Tiere erhalten
In Schutzgebieten, in denen beispielsweise besonders seltene Vogelarten vorkommen, sollten möglichst keine neuen Wege angelegt werden, um zusätzliche Störungen zu vermeiden und den Tieren Rückzugsorte offen zu halten, erklärt Petra Rumpel vom BUND. Wenn die Tiere aufgeschreckt und verscheucht werden, koste sie das vor allem nachts oder im Winter viel Energie, die dann für das Wachstum, die Fortpflanzung und eventuell sogar für das Überleben kalter und ungünstiger Jahreszeiten fehle. Es müsse sichergestellt werden, dass man die Situation für die Tiere nicht verschlechtert und den Schutzzweck dadurch gefährdet.