In der LZ informiert Lokalhistoriker Walter Caroli in den kommenden Wochen über die Geschichte der Lahrer Ehrenbürger. Auch im Stadtmuseum kann man viel über diese erfahren. Foto: Bender

Lahr hat vergleichsweise wenige Ehrenbürger – doch sie haben die Stadt entscheidend geprägt. Lokalhistoriker Walter Caroli schreibt in der LZ die erste Artikelserie zu diesen Persönlichkeiten.

Die Ehrenbürgerwürde ist eine ganz besondere Auszeichnung – zumeist die höchste, die eine Kommune einer Person verleihen kann. In der Geschichte der Stadt wurde diese Ehre bislang 17 Menschen zuteil. Lokalhistoriker Walter Caroli hat in den vergangenen Monaten über alle recherchiert, die Ergebnisse fließen in eine neue Redaktionsserie der LZ ein. Im Gespräch erklärt Caroli den Hintergrund der Ehrenbürgerwürde – und verrät, welche zwei sie nach nur 14 Jahren wieder verloren haben.

Herr Caroli, Lahr hat 15 Ehrenbürger – haben Sie einen persönlichen Favoriten?

Nein.

Dann anders gefragt: Gab es bei den Ehrenbürgern eine Vita, die Sie bei Ihren Recherchen besonders beeindruckt hat?

Jeder hat für sich eine ganz spezielle Vita – jede sehr interessant nachzuvollziehen. Und jeder hat selbstredend einen eigenen Charakter, der einzigartig ist, sonst wäre ihm diese Würde nicht zuteil geworden. Deshalb wäre es nicht angemessen, einen herauszustellen. Es gibt aber einen recht kuriosen Fall, wie ein Mann zum Lahrer Ehrenbürger wurde.

Wer?

Der Fabrikant Hans Benetz. Der ist da sozusagen zufällig reingerutscht. Er war Ehrenbürger von Kuhbach. Als der Ort am 1. Januar 1972 im Zuge der Kommunalrechtsreform eingemeindet wurde, wurde er vom damaligen OB Philip Brucker im Rathaus empfangen – war dann plötzlich Ehrenbürger von ganz Lahr.

Wie wird man denn normalerweise Ehrenbürger?

In der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg steht, dass Gemeinden Personen, die sich besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen können. Das kann auch jemand sein, der eine hervorragende Stellung in der Gemeindeverwaltung gehabt hat. Deshalb kommen relativ viele Oberbürgermeister zum Zug.

Während der NS-Diktatur wurden zwei Männer zu Lahrer Ehrenbürgern, die anschließend wieder gestrichen wurden ...

Richtig. Am 13. März 1933, die NS-Diktatur hatte kaum die Macht an sich gerissen, waren die Lahrer schon bereit, Paul von Hindenburg und Adolf Hitler zu Ehrenbürgern zu machen. Berlin etwa hat das erst im April getan. In Lahr sind beide 1947 wieder von der Ehrenbürgerliste gestrichen worden. Vermutlich geschah dies auf Druck der französischen Militärregierung in der Stadt. Notwendig wäre die Aberkennung übrigens gar nicht gewesen, weil die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod erlischt.

Vermissen Sie eine wichtige Persönlichkeit in der Liste?

Sicherlich. Es gab zum Beispiel viele verdienstvolle Historiker, die in Lahr tätig waren. Oder die Lehrerin Hildegard Kattermann, die sich auf einzigartige Weise um die Versöhnung der Lahrer Juden mit ihrer Heimat verdient gemacht hat.

Auffällig ist, dass auf der 15er-Liste keine einzige Frau zu finden ist. Woran liegt das?

Im 19. Jahrhundert lag es sicher daran, dass Frauen damals kaum wichtige Positionen bekleidet haben – und wenn sie Bedeutendes geleistet haben, wurde dies nicht anerkannt. Dass es dann später immer noch nicht geschah, ist sicherlich ein Manko.

Zum ersten Lahrer Ehrenbürger wurde 1818 Ludwig Freiherr von Liebenstein ernannt. Die Stadt ist deutlich älter – warum gab es diese Form der Auszeichnung nicht früher?

Man muss sehen, dass es einen Gemeinderat in der heutigen Form damals gar nicht gegeben hat. Erst ab 1835 begann die Kommunalverwaltung sich so richtig zu entwickeln. Ein wichtiges Datum war dabei der Eintritt Lahrs in die Badische Städteordnung in den 1880er-Jahren– erst seitdem gibt es einen Oberbürgermeister.

Ein Blick in die Glaskugel: Wer wird der nächste Lahrer Ehrenbürger – oder die nächste Ehrenbürgerin?

Das obliegt den Verantwortlichen der Stadt. Da muss man einfach abwarten. Es ist sicherlich sinnvoll, so zu verfahren wie das bisher stets der Fall war: dass man sehr genau abwägt, wer in Frage kommt.

Und wann wird Walter Caroli Ehrenbürger?

Lacht. Gut, der hat ja schon als bisher Einziger den Christian-Wilhelm-Jamm-Preis erhalten. Den lassen wir da mal außen vor.

Info – Einzigartige Serie

15 Ehrenbürger aus 205 Jahren Stadtgeschichte: In den kommenden Wochen wird Lokalhistoriker Walter Caroli die Ergebnisse seiner Recherchen zu diesen Menschen präsentieren, die Lahr geprägt haben. Jeder Ehrenbürger wird mit einem Artikel gewürdigt. Einzigartig, sagt Caroli: „Die Serie ist auch deshalb interessant, weil so etwas noch nie gemacht wurde. Wenn man die einzelnen Ernennungen nachvollzieht und sich der Vita des jeweiligen Geehrten im Detail widmet, wird Stadtgeschichte lebendig.“