Im Johanniterweg in Bad Dürrheim soll ein Bauprojekt realisiert werden. Die Anliegern äußern Kritik – der Gemeinderat gab nun trotzdem grünes Licht. Foto: Cornelia Spitz

Der Bad Dürrheimer Gemeinderat hat die Wohnbebauung „Auf Hofen II“ abgesegnet – trotz Kritik von Anliegern. Kurz zuvor hatte die Best-Gruppe zugesichert, dass das Hotelprojekt Solegarten in veränderter Weise kommen soll. Die Trennung der Projekte sorgte für Diskussionen.

Man kann es durchaus als klugen Schachzug bezeichnen, was am Donnerstag im Bad Dürrheimer Gemeinderat vollzogen wurde: Vor der Debatte über die Wohnbebauung im Bereich Hofen II präsentierte Joachim Limberger als Vertreter der Best-Immobiliengruppe die angepassten Pläne für eine (angestrebte) baldige Realisierung des Hotels Solegarten. Angestrebt sind nun 140 Zimmer in mehreren locker angeordneten „Punkthäusern“ – noch in diesem Jahr wolle man in das Baurechtsverfahren einsteigen, machte Limberger deutlich (wir berichten noch ausführlich).

 

Damit konnte im Zusammenhang mit Wohnbebauung „Auf Hofen II“ zumindest ein Vorwurf, der auch an die Stadtverwaltung herangetragen wurde, in Teilen entkräftet werden. So kam Kritik auf, dass trotz der fehlenden Realisierung des touristischen Angebots bereits die Wohnbebauung vorangetrieben wird. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Projekten der Investorengruppe hatte sich in das Gedächtnis eingebrannt. Limberger stellte in diesem Zusammenhang klar: Man stehe klar zum Solegarten, die Wohnbebauung diene als „Anschubfinanzierung“. „Wir sind keine Heuschrecken, die weiterziehen“, so Limberger.

Auch Bürgermeister Jonathan Berggötz warb schließlich dafür, der Best-Immobiliengruppe „einen Vertrauensvorschuss“ zu gewähren und die Wohnbebauung zu genehmigen, damit die Planungen und die Finanzierung des Solegartens vorangetrieben werden können. Nur so könne man weiter an dem Tourismusstandort festhalten. Sicherlich sei man mit anderen Überlegungen gestartet, wonach zunächst die Realisierung des Hotels und anschließend der Wohnbebauung angestrebt wurde – die Zeiten hätten sich aber geändert.

Anlieger äußern Kritik im Rat

Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann warf zudem ein: Nach Rücksprache mit Fachjuristen sei eine rechtliche Verbindung zwischen den Projekten gar nicht möglich. „Zwei Planverfahren, die in keinem städtebaulichen Zusammenhang stehen, können nicht verbunden werden“, erklärt sie die Ansicht des Juristen.

Dennoch: Kritik an den vier geplanten Wohnhäusern, in denen jeweils zwei Wohneinheiten Platz finden, nahm auch im Rahmen der Gemeinderatssitzung einen gewissen Raum ein. Dafür sorgten unter anderem zwei Anlieger, die in der Fragerunde ihren Unmut äußerten. Neben der Verbindung zum Hotel-Projekt kritisierten Anwohner insbesondere eine Ungleichbehandlung gegenüber früheren Bauvorhaben. „Die Firstrichtung spielt jetzt plötzlich keine Rolle mehr“, beklagte ein Anlieger verärgert. Es handle sich auch um keine konsequente Fortsetzung der bisherigen Bebauung, vielmehr um eine „massive Bebauung“ mit zwei Vollgeschossen – daran angeknüpft befürchte man in diesem alten Bad Dürrheimer Villenviertel alsbald Mehrfamilienhäuser.

„Können nicht wie in den 60er-Jahren bauen“

Stadtplaner Rüdiger Stehle erklärte dabei unaufgeregt: Zwei Vollgeschosse seien bei Neubauten „mittlerweile Mindestmaß“, „wir können nicht mehr wie in den 60er-Jahren bauen“. Behörden würden mehrgeschossige Bauweisen und stärkere Verdichtungen fordern, eine gegenüber dem vorherigen Bebauungsplan „unveränderte Fortschreibung“ wäre gar ein Verstoß gegen das Baugesetzbuch, welches einen sparsamen Umgang von Grund und Boden fordert. „Aus städtebaulicher und raumordnerischer Sicht müssten wir eigentlich sogar noch mehr machen, aus Sicht der Anwohner ist dies jetzt ein guter Kompromiss“, so Stehle.

Dennoch fühlte sich Barbara Fink (CDU) „zerrissen“. Dass im Johanniterweg gebaut wird, sei klar. Sie störe sich aber am „neuen Straßenbild“ und der Ungleichbehandlung gegenüber früheren Bauanträgen. Dass in den Häusern zwei Wohnungen möglich sind, sorge für eine Verschärfung der Parkplatzsituation.

Planung entspreche heutigen Standards

Franz Eisele (Freie Wähler) machte aus seiner Architektensicht klar: Gegenüber früheren Bauweisen habe sich viel geändert, man baue nun dichter und höher, auch um die Vorhaben finanzieren zu können. „Die Planung entspricht den heutigen Standards“, erklärt er. Sein Kompagnon Klaus Götz störte sich zwar an der Tatsache, dass eine Verknüpfung der Projekte nicht mehr möglich sein soll, es gebe jedoch keinen Grund, der Best-Gruppe nicht zu vertrauen.

Eine Verknüpfung habe sich zwar auch Wolfgang Kaiser (LBU) gewünscht. Das soll aber kein Hindernis sein, der Wohnbebauung zuzustimmen. „Die vier Wohnhäuser sind schon ein Kompromiss, zuvor waren dort große Wohneinheiten geplant“, so Kaiser. Die Anschubfinanzierung sei zudem notwendig, um auch die Realisierung des Solegartens „in zeitnaher Weise“ zu ermöglichen.

Gemeinderat segnet Entwurf ab

Andrea Kanold (FDP) brach ebenfalls eine Lanze für die Best-Gruppe, „die immer bemüht ist, touristisch etwas zu tun“ – es handle sich um Bad Dürrheimer Unternehmer, die nicht das schnelle Geld machen wollen. Man wollte ihnen deshalb den von Berggötz geforderten Vertrauensvorschuss geben. Dem schloss sich Can Zileli (SPD) an: Man müsse nun ein Zeichen setzen, damit es weiter geht.

Das sah auch der Gemeinderat so: Dieser segnete den Entwurf mit großer Mehrheit (bei drei Gegenstimmen)ab. Berggötz nahm dabei den (rechtlich nicht bindenden) Beschluss mit auf, dass der Hofen-Bebauungsplan im Zusammenhang mit der Teilfinanzierung der touristischen Entwicklung durch die Best-Gruppe gesehen wird. Diese umzusetzen sei auch „erklärter Wille der Investorengruppe“.