Christina Jeremias-Hofius und Christoph Hofius durften ihre neue Bank einweihen, die laut Kirchengemeinderat gleichermaßen geeignet sei für Predigtvorbereitung, Pause, Meditation und Feierabend. Foto: Fahrland

Zur Investitur von Pfarrerin Christina Jeremias-Hofius füllten zahlreiche Besucher die evangelische Kirche und bereiteten ihr ein herzliches Willkommen. Beim Hof(ius)-Fest am Pfarrhaus gab es bei Musik und Grußworten Gelegenheit zum lockeren Kennenlernen.

Oberndorf-Aistaig - "Es hat mit deutlich kürzerer Vakatur geklappt, beim letzten Mal waren es fast fünf Jahre", zeigte sich Schuldekan Hans Jörg Dieter im Gottesdienst erleichtert über die zügige Neubesetzung der Pfarrstelle. Er habe der einzigen Interessentin zur Bewerbung geraten und ihr die lebendige Gemeinde ans Herz gelegt. Diese habe die Zeichen der Zeit verstanden und ihren Platz innerhalb der Nachbarschaft gefunden.

Heilsame Worte nötig

In dieser Zeit des Krieges in der Ukraine seien die Menschen zutiefst verunsichert und hätten die positive Kraft der heilsamen Worte besonders nötig. Der Schuldekan bat die Pfarrerin, dieses Werkzeug überall in ihrem neuen Wirkungskreis einzusetzen. Wie im genannten Bibelwort solle sie Freudenbotin bei der Verkündigung des Evangeliums sein.

Ebenso wichtig für eine Seelsorgerin sei das Zuhören. Der Gemeinde legte er nahe, die Balance zwischen Tun und Lassen zu halten und Jeremias-Hofius Raum zur Entfaltung zu geben.

Mit dem Zitat von Liedermacher Konstantin Wecker "Wer nicht genießen kann, wird leicht ungenießbar" empfahl er ihr, die eigene Stärkung nicht zu vergessen und überreichte Honig als Geschenk. Er setzte sie mit der Verpflichtungsformel, Segen, Handschlag und Urkundenübergabe in ihr neues Amt ein.

Gespür und Tatkraft

Eine flammende Fürsprecherin hatte Jeremias-Hofius aus ihrer Zeit als Hochschulpfarrerin in Angela Baggarley aus Tübingen. "Niemand predigt so gut wie du. Du bist Vorbild und Inspiration, eine Hirtin mit Leidenschaft und Liebe", schwärmte die Wegbegleiterin. Sie bescheinigte ihr Gespür und Tatkraft und schätzte ihre erbauliche und schelmische Art.

"Mal ehrlich, hätten Sie den Namen Jeremias aufgegeben, wenn bei Ihrer Hochzeit schon festgestanden hätte, dass Sie Pfarrerin werden?", ergriff die Frau mit dem "elendslangen Namen" selbst das Wort und zeigte sich erfrischend unkompliziert bei ihrer Anrede, die gerne auf "Hofius" verkürzt werden dürfe. Sie schätze Jeremia als den Propheten, der am meisten an seinem Gott gelitten habe und gleichzeitig der einzige gewesen sei, der mit dem Kauf eines Ackers ein Heilszeichen tun durfte.

Lazarus und "Pretty Woman"

Mit ihrer ersten Predigt brachte sie die Gemeinde zum Staunen und Schmunzeln, stellte sie zum Stichwort "dummer Fehler" doch erstaunliche Parallelen her zwischen dem reichen, überheblichen Gegenpart des armen Lazarus aus der Bibel und einer berühmten Szene aus dem Kinofilm "Pretty Woman".

Sie legte das Doppelgebot der Liebe als wichtigste Grundlage des Christentums aus und plädierte für unvoreingenommene Begegnungen, Respekt und Gerechtigkeit. Da zu ihren Aufgaben in Aistaig und Oberndorf auch die Seelsorge im SRH-Krankenhaus zählt, informierte sie, der katholische Diakon Thomas Brehm und sie dürften zwar wegen strenger Auflagen noch keine Gottesdienste dort abhalten, könnten von den Patienten aber gerne zum Besuch angefordert werden.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend in der Kirche von Waltraud Schmalz an der Orgel und dem Projektchor unter der Leitung von Susanne Kappler-Danner, im Freien übernahm dies der Musikverein Aistaig mit Dirigent Thilo Leicht.

Glücksfall für Aistaig

Der Vorsitzende des Kirchengemeinderats Wolfgang Lehmann ließ das Ehepaar Hofius auf einer neuen Sitzbank mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten Platz nehmen, Ortsvorsteher Frank Ade brachte außer einem Aistaiger Bilderbogen eine Kiste Jubiläumsbier mit. Oberndorfer Bildbände hatte der Erste Beigeordnete der Stadt Oberndorf Lothar Kopf dabei und bezeichnete die Pfarrerin als "Glücksfall für Aistaig".

Die Vorsitzenden der hiesigen Vereine und der Feuerwehr stellten sich ebenso vor wie Vertreter verschiedener Kirchengemeinden aus der Umgebung. Die Bevölkerung lernte eine um keine Antwort verlegene Pfarrerin kennen, die sich für den Vertrauensvorschuss bedankte.