Holger Bac, Carmen Locher, Bettina Küssner, Silke Gauggel und Anja Maierh (von links) haben eine alternative Fasnetsfigur zum Harthauser Vetter kreiert und ihre Ideen den Mitgliedern der Vetterzunft präsentiert. Das Aussehen der Maske steht noch nicht fest, bei der Vorstellung musste ein Platzhalter herhalten. Foto: Gauggel

Der Harthauser Vetter soll bald Gesellschaft bekommen: Die Mitglieder der Vetterzunft arbeiten derzeit eine neue Narrenfigur aus: das "Harthauser Wäschweib".

Winterlingen-Harthausen - Nicht neu ist der Gedanke, der Harthauser Narrenfigur, dem Vetter, mit einer weiteren Figur Gesellschaft zu leisten. Gerade der Jugend und jungen Erwachsenen soll mit einem Häs, das nicht so teuer und aufwendig wie das des Vetters ist, der Einstieg in die Zunft, zu der neben den Hästrägern auch die Guggamusik und die Garde gehören, erleichtert werden.

Das Vorhaben wird nun konkreter, und allmählich nimmt die neue Harthauser Narrenfigur, "das Wäschweib", Gestalt an. Im vergangenen November kam das Thema bei der Hauptversammlung der Vetterzunft erneut auf den Tisch. Die Idee fand breite Zustimmung und auch gleich engagierte Mitglieder, die ihre Fantasie anstrengten.

Was dabei herausgekommen ist, wurde nun im Gasthaus Löwen den Mitgliedern vorgestellt. Final ausgereift ist die Figur noch nicht, aber immerhin ein Zwischenstand – denn in den weiteren Prozess sollen die Mitglieder einbezogen werden, so der stellvertretende Zunftmeister Holger Bach. Das Interesse an der Figur scheint groß zu sein – es kamen viele Besucher in den "Löwen", die gespannt auf die Vorschläge des Vorbereitungsteams waren.

Mitglieder werden in Prozess einbezogen

Christoph Abt erklärte den historischen Bezug zum "Harthauser Wäschweib" und zeigte auch den heimatgeschichtlichen Bezug dieser neuen Narrenfigur auf. Die Idee hatte ursprünglich der Ehrenvorsitzende der Vetterzunft, Robert Kromer, vor geraumer Zeit. Ihm war ein nahezu 100 Jahre alter Zeitungsartikel in die Hände gefallen, in dem spaßeshalber und in närrischem Ton von einer "wahren Begebenheit oben bei den Harthauser Vettern" berichtet wurde.

Ein Zeitungsartikel bringt Inspiration

Christoph Abt las den launigen Artikel aus der am 29. Dezember 1927 in Gammertingen erschienenen "Lauchert- Zeitung" vor, bei dem es um einen außergewöhnlichen Waschtag im Harthauser Juhe ging. Offenbar hatten sich dort zwei Frauen getroffen, um gemeinsam beim "Schwätzle" die Wäsche aus den mitgebrachten Körben zu waschen. Das Ganze erzeugte viel Dampf, der bis weit übers Dach aufstieg. Dieser Anblick versetzte Nachbarin Anna in Angst und Schrecken, und sie schrie: "Daß Gott erbarm, bei der Hele (Helene) brennt’s, Otilie schlag Alarm!"

Die Wäschweiber, so der Zeitungsbericht, seien danach in Panik aus dem Haus gestürmt und alarmierten die Feuerwehr, die bald darauf mit Spritzen und Löschwasser zur Stelle gewesen sei. Trotz intensiver Suche wurde kein Brandherd ausgemacht, da die Wolke über dem Dach anders als von der Nachbarin angenommen kein Rauch, sondern lediglich Dampf war.

Bettina Küssner, Carmen Locher, Silvia Gauggel und Anja Maier stellten die Rohentwürfe zweier Varianten des Häses der geplanten "Wäschweiber" vor, die zwar die Farben der Vetter, Rot und Gelb, aufgreifen, aber im Gegensatz zum Anzug der Vetter waschbar und deutlich kostengünstiger in der Beschaffung wären.

Bei der Maske muss noch nachgearbeitet werden

Die Maske war bei der Häsvorstellung lediglich als Platzhalter gedacht. Und auch die per Scan einsehbaren Konturen eines möglichen "Wäschweibs" wollten bei den Besuchern der Infoveranstaltung nicht so recht zünden. Es war klar, dass hier noch nachgearbeitet werden muss.

Die Verantwortlichen wollen die Vorschläge, welche die Mitglieder auf Fragebögen festgehalten haben, in Ruhe sichten und diskutieren, sodass bis Mai oder Juni mit einem Entwurf der Holzmaske gerechnet werden kann.

Holger Bach äußerte abschließend den Wunsch oder vielmehr seine Hoffnung, dass die Harthauser "Wäschweiber" möglicherweise schon in der kommenden Fasnetssaison die Vetterfamilie bereichern könnten. Bis zu einer im Frühsommer anvisierten außerordentlichen Mitgliederversammlung sollen alle Details endgültig geklärt sein, sodass die Aufträge für die Häser und Masken noch rechtzeitig zur Fasnet 2023 vergeben werden können.