Thomas Eisseler ist Vorstandssprecher der Urschelstiftung. Foto: Fritsch

Eine erste Karriere als Manager hat er höchst erfolgreich abgeschlossen. Eine zweite bei der Urschelstiftung läuft bereits in vollen Zügen. Jetzt hat Thomas Eisseler eine dritte Karriere begonnen – als Nagolder Gemeinderat.

Lange Jahre kannte man in Nagold den Namen Thomas Eisseler eigentlich nur aus den Wirtschaftsnachrichten – als Manager des Unternehmens, das man heute unter dem Namen Wagon Automotive kennt. Doch das ist nur ein Teil des öffentlichen Lebens des heute 61-Jährigen. Längst ist er bekannt als führendes Gesicht der Nagolder Urschelstiftung. Und seit wenigen Monaten nun als Gemeinderat.

 

Allen diesen Kapiteln ist eines gemein: Alles dreht sich irgendwie immer um Nagold. Schon seine Geburt spielte sich in dieser Stadt ab, ebenso seine Jugend – und seine ersten sportlichen Karriereschritte. Beim VfL Nagold war er als Fußballer aktiv, doch zur ganz großen Karriere hat es auf diesem Sektor dann doch nicht gereicht. Nach dem Abitur hängte er den Sport an den Nagel.

Es waren die Finanzen, die ihn faszinierten. Auf das Abitur folgte die Banklehre und darauf ein Studium in Steuer- und Revisionswesen an der Fachhochschule Pforzheim – auch für dieses Studium verließ er seine Heimatregion also nicht wirklich.

Das passierte erst als er sich der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers anschloss und begann, unterschiedlichste Unternehmen zu prüfen. Gut zehn Jahre blieb er dort, bis er wieder mit seiner Heimatstadt in Berührung kam. Das geschah, als die ehemalige Firma Gebrüder Wackenhut – zu diesem Zeitpunkt bereits unter dem Namen Oxford Automotive – ins Leben des Thomas Eisseler trat. Der damalige Finanzchef des Unternehmens wollte in den Ruhestand, wandte sich an Eisseler, der bald als Finanz- und Personalchef einstieg.

In drei Monaten 50 Prozent Umsatz eingebüßt

Doch schon bald wurden die Zeiten schwierig. Die Pleite von Lehmann Brothers und die folgende Finanzkrise schlugen irgendwann auch in Nagold auf. In drei Monaten musste der inzwischen von der Firma Wagon aus England übernommene Firma ein Umsatzminus von 50 Prozent verkraften.

Thomas Eissler (links) mit seinem Partner bei Wagon, Ralf Bommer (Archivbild) Foto: Buckenmaier

Während Wagon im Dezember 2008 in die Insolvenz marschierte, schafften der kaufmännische Leiter Eisseler und sein Partner Ralf Bommer das schier Unglaubliche: Sie hielten das Nagolder Werk aus der Insolvenz heraus, erreichten, dass niemand aus der Stammbelegschaft entlassen wurde. Anfang 2009 meldete man Kurzarbeit an.

Doch bei allem Bemühen, die Suche nach Investoren blieb schwierig. Bis die beiden Männer auf den rettenden Gedanken kamen: „Lass es uns doch selbst versuchen.“ Sie als Manager kauften eine Mehrheit am Unternehmen – ein so genannter Management Buy-out. Während Eissler und Bommer 51 Prozent hielten, stieg die Tiberina-Gruppe aus Italien mit 49 Prozent ein. „Das war schon ein Risiko“, blickt Eisseler zurück. Doch ein Risiko, das sich auszahlen sollte.

Thomas Eisseler (links) und Ralf Bommer (rechts) am Ende ihrer Zeit bei Wagon. In der Mitte Orlando Caldari, Chef der italienischen Tiberina-Gruppe, die das Unternehmen übernahm.(Archivbild) Foto: Buckenmaier

Im April 2010 lief das Unternehmen wieder im Drei-Schicht-Betrieb, in das bis 2018 ein dreistelliger Millionen-Betrag investiert wurde. Darüber hinaus entstand auch noch ein Ableger in Bremen, den man von Null auf Hundert aufbauen musste.

2018 ging für Eisseler dann das Abenteuer Wagon zu Ende. Er und sein Partner Bommer gingen freundschaftlich auseinander, die Tiberina stieg zum Allein-Eigentümer auf.

Doch was sollte der „Ex-Manager“ nun mit seinem Leben anfangen? „Ich wollte gerne ehrenamtlich tätig werden“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion. „Aber wo?“ Dann sprachen ihn mehrere Personen, darunter Ulrich Mansfeld, auf die Urschelstiftung an.

Prägende Persönlichkeiten bei der Urschelstiftung (von links): Thomas Eisseler, Ulrich Mansfeld, Ilselore Wiedmann und Paul Miller (Archivfoto) Foto: Guimouza

Er schnupperte einfach mal rein. „Und ich war von der Idee und den Menschen schnell begeistert“, so Eisseler. Und er startete durch. Wurde ganz schnell vom Praktikanten zum Vorstandsvorsitzenden der Urschelstiftung. Und das macht ihm nicht nur „unheimlich Spaß“, die Basis-Themen, mit denen er sich in dieser Position beschäftigt, „die erden einen“, sagt er.

Fast zeitgleich stieg der Wirtschaftsspezialist, der von sich sagt, er sei schon immer ein politischer Mensch gewesen, in die Lokalpolitik ein – besser gesagt, versuchte er es erst einmal. Er wurde aktiv auf eine Kandidatur bei der Gemeinderatswahl angesprochen, er sagte schnell zu, scheiterte aber 2019 als CDU-Kandidat. Es war die Wahl, bei der nach der Affäre um das Gertrud-Teufel-Heim die CDU „mächtig bluten musste“ und „abgestraft wurde“. Und mit der CDU auch Eisseler, für den eine weitere Kandidatur aber keine Frage war.

2024 schaffte er es dann doch ins Gremium, wo er natürlich seine wirtschaftliche Expertise für die Union zum Einsatz bringen will, denn, so sagt er: „Eine starke Wirtschaft ist die Basis für eine agierende Kommune, für deren solide finanzielle Versorgung.“

„Ich habe den Willen, Dinge in die Tat umzusetzen“

Doch für was sollte denn das erwirtschaftete Geld in der Kommune am besten verwendet werden? Da schießt Eisseler gleich das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ in den Kopf. „Da braucht es wirklich gute Ideen“, sagt er. Eine solche Idee könnte aus seiner Sicht auch die sein, dass sich Unternehmen über kurz oder lang selbst um solchen Wohnraum kümmern. Initiative brauche es auch in Sachen Bildung, ist er überzeugt, denn der Bildungsstandort verliere an Attraktivität.

Doch Ideen allein reichen nicht, sie müssen auch umgesetzt werden. Und dazu sei er willens und in der Lage: „Ich habe den Willen, Dinge in die Tat umzusetzen“, das hat er bereits als Manager bewiesen und will das auch als Rat unter Beweis stellen.