Die Betrüger bauten die Homepage der Sparkasse nach. Foto: keBu.Medien – stock.adobe.com

Betrugsmaschen im Netz gibt es immer wieder. Der Fall, den eine Calwerin unserer Redaktion schildert, ist aber besonders dreist: Eine angebliche E-Mail der Sparkasse Pforzheim Calw lockte sie auf eine gefälschte Homepage. Doch sie schöpft rechtzeitig Verdacht.

Calw - Eine E-Mail von der Sparkasse Pforzheim Calw ploppt im Posteingang einer Calwer Bürgerin, die anonym bleiben möchte, auf. Die Abteilung für Sicherheit der Sparkasse fordert sie als Kundin auf, die verlinkte Homepage der Sparkasse Pforzheim Calw zu besuchen und dort ihre Pin und weitere persönliche Daten anzugeben. Hintergrund ist der Nachricht zufolge eine Aktualisierung zugunsten der Sicherheit beim Online-Banking. Mehr noch: Das Online-Banking soll künftig gar nicht mehr möglich sein, wenn Kunden den Anweisungen nicht folgen.

Obwohl die E-Mail sowie auch die Homepage, zu der die Kundin geleitet wird, seriös wirken, kommt ihr das Ganze seltsam vor. Vielleicht ist es ihr Wissen aus vielen Jahren als Finanzbeamtin, vielleicht eine gute Intuition. Jedenfalls kontaktiert die Frau den Leiter einer örtlichen Sparkassen-Filiale und fragt, ob sie der erhaltenen Nachricht trauen kann.

Früher mehr Rechtschreibfehler

Tatsächlich stellt sich heraus: Es handelt sich um eine Betrugsmasche. Die Sparkasse Pforzheim Calw hat nie eine solche E-Mail verfasst. Und: Die Homepage, auf die man geleitet wird, ist ebenfalls gefälscht. Wenn auch sehr gut. Lediglich feine Unterschiede im direkten Vergleich fallen auf. Beispielsweise wird auf der "echten" Sparkassen-Seite mit dem "Red young Bildungssparen" geworben, während die gefälschte Seite auf das angeblich erneuerte Tan-Verfahren hinweist. Auch die Reiter oben auf der Seite unterscheiden sich voneinander, wenngleich das einem unbedarften Nutzer kaum auffallen dürfte. "Das ist sehr gut gemacht", bestätigt Sabine Maag vom Polizeipräsidium Pforzheim, als unsere Redaktion ihr die entsprechenden Screenshots vorlegt. Das findet auch die Calwerin, die froh ist, nicht auf den Betrug hereingefallen zu sein. Sie kann sich an einen ähnlich gearteten Vorfall vor rund eineinhalb Jahren erinnern. Damals, sagt sie, seien aber in der Nachricht etliche Rechtschreibfehler aufgetaucht, weshalb sie schnell als unseriös enttarnt werden konnte.

Das Polizeipräsidium Pforzheim war über diesem aktuellen Fall noch nicht in Kenntnis gesetzt worden. Außer der Frau, die sich bei unserer Redaktion gemeldet hat, scheint damit niemand an die Öffentlichkeit oder die Behörden herangetreten zu sein.

Polizei gibt Tipps

Ungeachtet dessen hat die Polizei natürlich Erfahrung mit solchen Missetaten. "Betrugsversuche im Zusammenhang mit dem Internet treten in mannigfaltiger Art und Weise auf und werden der Polizei auch gemeldet", so Maag. Insbesondere über E-Mails mit eingefügten Links, die auf "Fake-Webseiten" führen, werde hierbei versucht, die potenziellen Opfer zur Eingabe persönlicher Daten zu bewegen, erläutert sie in Bezug auf den aktuellen Fall. Zumeist machen sich die Täter den Schnelligkeitsdruck zunutze. Sie üben also Druck aus, indem sie beispielsweise eine Frist setzen und damit drohen, dass nach Ablauf dieser bestimmte Vorgänge nicht mehr funktionieren. So haben die Betroffenen kaum Zeit darüber nachzudenken oder zu recherchieren – und tappen eher in die Falle, erklärt Maag.

Generell müsse man stets mit neuen Betrugsmaschen rechnen. Immerhin werden die digitalen Möglichkeiten immer ausgereifter. Aufgabe der Polizei ist es, Betrügern immer wieder ein Schnippchen zu schlagen. Diese hat daher "landesweit ein wachsames Auge darauf und ist bestrebt, die Bürgerinnen und Bürger zeitnah über entsprechende neue Formen zu informieren".

Auf Internet-Sicherheit achten

Apropos warnen: Die Pressesprecherin der Polizei hat eine ganze Reihe an Tipps für Menschen, die ein Schreiben erhalten, bei dem sie sich nicht ganz sicher sind, ob sie diesem trauen können oder nicht. Zunächst einmal betont Maag, dass man niemals sicherheitsrelevante Daten über einen vorgegebenen Link eingeben sollte – "ob man nun online oder per Briefpost kontaktiert wird". "Eine Rückversicherung beim Absender ist stets sinnvoll, so dass ein möglicher Betrugsversuch auch zeitnah bemerkt werden kann."

Darüber hinaus weist Maag darauf hin, dass bei Internet-Transaktionen generell die Internet-Sicherheit zu gewährleisten ist. Sie meint damit beispielsweise, dass man ein aktuelles Virenschutzprogramm haben sollte sowie entsprechende Browsereinstellungen. "Öffnen Sie keine E-Mails von unbekannten Absendern. Führen Sie die Transaktion möglichst am eigenen Rechner aus", appelliert sie. Und weiter: "Geben Sie nie Ihre Kontonummer, Pin oder Tan preis, wenn Sie den Gesprächspartner nicht kennen oder online ohne vorheriges Zutun dazu aufgefordert werden." Allgemein gilt: "Versichern Sie sich, mit wem Sie es zu tun haben." Im Zweifel auch, indem man die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und das Impressum ausdruckt und anhand dessen Überprüfungen anstellt.

Rat zur weiteren Vorgehensweise

Was aber, wenn es schon passiert ist? Wenn ein Kunde seine Daten bereits auf einer betrügerischen Seite eingegeben hat und möglicherweise ein Schaden entstanden ist? In jedem Fall sollte man sich an die Polizei wenden, sagt Maag. Dort könne der Fall aufgenommen werden und man bekomme Rat. "Auch wenn Ihnen kein Schaden entstanden ist, können Ihre Hinweise, Recherchen und Aussagen mithelfen, neue Betrugsmaschen zeitnah zu erkennen."

Die Sparkasse Pforzheim Calw spricht auf Nachfrage unserer Redaktion davon, dass solche Betrugsversuche regelmäßig vorkommen – in verschiedenen Varianten. Hauptsächlich per E-Mail oder als Einblendung auf der Homepage, seltener per Post. "Briefe, Mails und andere Mitteilungen sind grundsätzlich kritisch zu hinterfragen. Das gilt vor allem dann, wenn Benutzerdaten für das Online-Banking oder eine Tan eingegeben werden müssen", betont Stephan Scholl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw. Betroffene sollten im Zweifel immer zuerst ihren Berater kontaktieren, rät er.

Die Sparkasse selbst nutze eine Software, um auffällige Kontobewegungen, zu erkennen und so betrügerische Zahlungen zu stoppen. "Darüber hinaus stehen die Mitarbeiter der Sparkasse bei Fragen zur Seite und können bei Auffälligkeiten direkt auf die Kunden zugehen. Die Sparkasse setze laut Scholl zudem auf Prävention: "Über Mitteilungen im Online-Banking oder Flyer in der Geschäftsstelle informiert die Sparkasse regelmäßig über gängige Betrugsmaschen."