Anzhelika Kovalenko (von links), Pirmin Styrnol und Martha Kovalenko vom Verein Gemeinsam Europa freuen sich mit Vorstandsvorsitzenden Peter Rottenecker und Marketingleiter Dieter Leidinger von der Lahrer Volksbank über das neue Lager. Foto: Kapitel-Stietzel

Der Lahrer Verein Gemeinsam Europa bringt seit Kriegsbeginn Hilfsgüter in die Ukraine. Nun steht den Helfern ein neues Lager auf dem Post-Areal zur Verfügung. Es ist dreimal so groß wie ihr bisheriges.

Dass sich etwas auf dem Post-Areal in der Lotzbeckstraße tut, zeigt sich nicht nur an den großen Bannern der Initiative „Lahr Hilft“, die deutlich sichtbar am Eingang zu den Parkplätzen und der Lagerhalle hängen: Im Inneren der Halle türmen sich die Pakete. Allerdings nicht mit Postsendungen, sondern mit Hilfsgütern wie Verbandsmaterial, Spritzen oder OP-Masken. Der Lahrer Verein Gemeinsam Europa, der aus der mit dem Bürgerpreis ausgezeichneten Initiative Lahr hilft hervorgegangen ist, hat hier sein neues Lager. Hier sammeln die Helfer – wie auch schon in der vorherigen Annahmestelle in der Breisgaustraße – private Spenden für die Ukraine und bringen Hilfsgüter in das Land auf den Weg.

 
Gabi Rauch, hier vor dem Kleinbus des Vereins, ist eine der Helferinnen und betreibt die Kontaktstelle für die Spendenannahme. Foto: Kapitel-Stietzel

Mietkosten führten zum Auszug aus altem Lager

Die Freude über das neue Lager ist groß: „Wir sind jetzt in der Innenstadt, haben eine größere Halle und sind jetzt mietfrei“, erklärt Journalist Pirmin Styrnol, der den Verein nur wenige Tage nach Kriegsausbruch gegründet hat. Auch wegen den hohen Mietkosten musste man das alte Lager in der Lotzbeckstraße aufgeben.

Die neue Lagerhalle, die laut Styrnol dreimal so groß ist wie die alte, wird bereits aktiv genutzt: der Vereinsgründer zeigt auf einen großen Paketstapel, in dem sich von Impfzentren in Lahr und Offenburg gespendetes Material wie Spritzen, Kanülen, Masken oder Schutzkleidung befindet, das bald vom Verein in die Ukraine gebracht wird.

Gezielte Anfragen von ukrainischen Krankenhäusern

Denn den höchsten Bedarf gebe es derzeit bei hygienischen und medizinischem Gütern wie Verbandsmaterial, welche nur einmal verwendet werden können. Auch Generatoren seien gefragt, wenn auch nicht mehr so stark wie noch im Winter, so der Vereinsgründer. „Man muss sich fragen: Ich bin im Kriegsgebiet, was brauche ich“, erklärt Styrnol. Da hilft es, dass der Verein viele Unterstützer direkt in der Ukraine hat und nicht nur mit anderen Hilfsorganisationen, sondern auch mit Anlaufstellen vor Ort gut vernetzt ist.

„Wir bekommen gezielte Anfragen von Krankenhäusern in der Ukraine“, wodurch man wisse, was konkret benötigt wird, erklärt Anzhelika Kovalenko. Die Ukrainerin arbeitet seit 2021 in Deutschland als Pianistin und Klavierlehrerin, ist Styrnols Freundin und ebenfalls seit der ersten Stunde dabei.

Einige der Hilfsgüter, die bald in die Ukraine transportiert werden. Foto: Kapitel-Stietzel

Der Verein transportiert knapp alle 14 Tage mit einem Kleinbus und einem Auto Hilfsgüter in die Ukraine: bis in die Hauptstadt Kiew und insbesondere in die Stadt Kalusch im Westen des Landes, aus der auch die Band Kalush Orchestra stammt, die im vergangenen Jahr den Eurovision Songcontest gewann. „Es ist sehr wichtig, dass wir vor Ort sind und Hoffnung mitbringen, damit die Leute sehen, dass man an sie denkt. Dann ist der Bombenterror der vergangenen Nacht wieder vergessen“, erklärt Styrnol. „Das spüren wir jedes Mal“, zum Beispiel auch daran, dass die Helfer vom Kaluscher Bürgermeister wie Ehrengäste empfangen worden sind.

Helfer erleben häufig Luftalarm in der Ukraine

Für den Transport verwenden sie einen Minibus mit aufgeklebter Ukraine-Flagge und ein Auto, die beide gerade vor der Lagerhalle stehen. Generell fahre man, „sobald eine Ladung voll ist und Fahrer – alles Ehrenamtliche – verfügbar sind“. Zwar passen in die Wagen nicht so viel wie in einen Lkw, aber das habe auch Vorteile: Man komme viel schneller durch den Zoll und habe weniger Pannen auf den teils schlechten ukrainischen Straßen.

Gefahrlos ist das nicht: Auch wenn die Helfer nie direkt unter russischen Beschuss geraten sind, erleben sie fast immer Luftalarme, wenn sie im Land sind. Für ihre ukrainischen Angehörigen und die Helfer vor Ort, die die Hilfsgüter näher an der Front bringen, ist es noch gefährlicher: „Meine Eltern leben als Binnenflüchtlinge in Kiew und hören ständig, wie die Luftabwehrraketen losgehen“, so Kovalenko.

Info: Spende der Volksbank

Das Post-Areal gehört der Lahrer Volksbank, die das Gelände der Hilfsorganisation Gemeinsam Europa bis auf weiteres zur Verfügung stellt. „Die Modalitäten sind ganz einfach, weil es keine gibt,“ erklärt der Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Peter Rottenecker, dazu. Der Verein zahle zwar eine symbolische Miete, diese werde aber durch eine Spende der Bank vollends zurückvergütet. Zu Erreichen ist der Verein unter der E-Mail-Adresse lahr.hilft@gmail.com.