Sich kreativ ausleben – das ist seit Kurzem für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Erwachsene im alten Gechinger Rathaus in der neu gegründeten Kreativwerkstatt möglich.
Gechingen - Wobei der Raum im Obergeschoss so gar nicht nach typischer Werkstatt aussieht, sondern eine die Kreativität lockende kunterbunte Umgebung ist. Pastellfarben gestrichene, zusammengewürfelte Stühle um einen großen Tisch, eine 50er-Jahre-Küchenzeile, Türblätter als Werkbank, eine gemütliche Sitzgruppe mit Korbstühlen und jede Menge zu entdecken – Gebasteltes und Gewerkeltes ebenso wie unterschiedlichstes Material, das verarbeitet und neu oder anders wiederverwendet werden will.
Stiftehalter im Mindcraft-Design
Wir haben die Kreativ-Werkstatt besucht, als sechs Kinder um den großen Werktisch sitzen und aus quadratischen Glasfliesen einen Stiftehalter im Mindcraft-Design basteln. Sie bemalen die Fliesen aus satiniertem Glas mit den typischen Mindcraft-Pixeln und kleben sie dann mit Heißkleber zusammen. Iris Käfer, die Initiatorin der Kreativwerkstatt, hat für jedes Kind einen Karton mit den Materialien vorbereitet, auf dem Tisch stehen viele unterschiedliche Stifte und nach einer kurzen Erklärung legen sie schon munter los. Alle sechs kennen das PC-Spiel Mindcraft, wie sie erzählen, und haben deshalb schnell eine Idee, wie sie die Fliesen bemalen wollen, damit daraus Mindcraft-Blocks werden.
Walnussöl selbst gepresst und abgefüllt
Veranstalter der Kreativwerkstatt ist die "Initiative für Kreativitätbildung für Kinder", ein gemeinnütziger Verein, der das kreative und wissenschaftliche Denken und Tun durch kindgerechte Projekte fördern will. "Jedoch haben zunehmend auch Erwachsene Interesse an unseren kreativen Angeboten", erzählt Käfer, weshalb stetig neue Ideen für Workshops entstehen. Erst kürzlich haben die Erwachsenen Öl aus Sonnenblumenkernen und Walnüssen mit der elektrischen Ölpresse gepresst, anschließend gemeinsam verkostet und abgefüllt in selbst gestaltete Fläschchen. Dieser Workshop wurde von Leader Heckengäu gefördert unter dem Stichwort "Fruits oft the hedgeGÄU" wie auch das Apfelsaftpressen wie vor 100 Jahren. Mit der Apfelpresse des BUND Althengstett haben die Kinder ihren eigenen Durstlöscher hergestellt und so erlebt, was die Naturschätze im Gäu zu bieten haben.
Initiative will ein Netzwerk im Ort knüpfen
Das Vernetzen ist die weitere Intention von Käfer und ihren Mitstreitern. "Ideen haben wir viele und es gibt auch in Gechingen zahlreiche Menschen, die ehrenamtlich etwas tun", sagt Käfer. Diese könnten noch mehr tun, wenn ein Netzwerk entsteht, zum Beispiel soll künftig noch mehr mit dem BUND Althengstett zusammengearbeitet werden. Dessen Vorsitzender Armin Winterstein ist Lehrer an der Schallenbergschule in Deufringen und hat dorthin schon Kontakt geknüpft, auch die Gechinger Schlehengäuschule hat Interesse an einer Zusammenarbeit und ihre Fühler streckt die Initiative auch in Richtung der Kindergärten für gemeinsame Aktionen aus.
Dankbar für Spenden
Sehr dankbar ist Käfer für Materialspenden, die kleinen Glasfliesen im besuchten Workshop stammen zum Beispiel von einem Händler aus einer Nachbargemeinde, der sein Sortiment bereinigt hat. Anderes bekommen sie aus von Senioren, die in ihrem Hausstand ungenutztes aussortieren, aus Nachlässen oder als Spenden von Firmen und Privatpersonen. Das darf auch als Aufruf verstanden werden, denn dadurch können auch die Kosten für die Teilnehmer niedrig gehalten werden.
Aus Rohmaterial lässt sich viel machen
Es gibt wahrscheinlich nur weniges, was nicht wiederverwendet, umgestaltet oder auch zerlegt und ganz neu zusammengesetzt werden kann. So sind in der Kreativwerkstatt im Obergeschoss des alten Rathauses Wände, Regale, Körbe und Kisten voll mit kleinen und größeren Bastel- und Werkideen ebenso wie mit zahlreichen Rohmaterialien: Holzbretter, die kreativ gestaltet und verziert werden können, Stöcke, in die Muster geschnitzt werden können, Hühner aus Pappkartons, die bei einem Workshop für kleine Kinder entstanden sind, nachdem sie ein echtes Seidenhuhn streicheln durften oder Tattoo-Kerzen und Stoffkürbissen. Für manches fehlt bisher trotzdem noch das Geld. Käfer zeigt einen Stapel Schachteln mit Anleitungen und Material, um ein einfaches PC-Spiel zu programmieren. "Dafür brauchen wir jedoch WLAN, das hier nicht verfügbar ist und bisher können wir uns die monatlichen Kosten dafür nicht leisten."
16 Workshops in zwei Monaten
Die Kids finden das Angebot gut, das Basteln ihrer Stifte- und Notizblatt-Halter hat ihnen Spaß gemacht, denn gemeinsam hat man doch die ein oder andere Idee mehr fürs Gestalten. Sie wollen wiederkommen, haben sie uns unisono bestätigt. Zum Start hat das Kreativwerkstatt-Team 16 Workshops für Oktober und November aufgelegt. Auf der Internetseite www.kinder-diy-trends.com/initiative-kreativitaetbildung sind die kommenden Workshops zu finden und über die Seite auch zu buchen.