Die Expertenrunde, die sich über die neue Bad Dürrheimer Ausrichtung als Gesundheitsstandort für Biohacking austauscht (von links): Fritz Link (Präsident Heilbäderverband Baden-Württemberg), Brigitte Goerz-Meissner (Präsidentin Deutscher Heilbäderverband), Moderator Nicolaus Prinz (Experte für Gesundheitstourismus), Markus Spettel (Geschäftsführer Kur und Bäder GmbH), Wiebke Dirks (externe Beraterin der Kur und Bäder für die neue Marke Biohacker), Achim Bädorf (Vorsitzender Verband Kneippbäder und -kurorte) sowie Bad Dürrheims Bürgermeister Jonathan Berggötz.Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Podiumsdiskussion: Fachleute sehen Bad Dürrheim auf dem richtigen Weg / Ziel genau zu hinterfragen

Brigitte Goerz-Meissner, Präsidentin Deutscher Heilbäderverband, stellte Bad Dürrheim ein gutes Zeugnis für neue Ideen aus. Doch sie wie auch die anderen in der Expertenrunde am Sonntag wissen: Man muss dran bleiben und es gibt einige Kurorte, die dies finanziell nicht können.

Bad Dürrheim. In der Podiumsdiskussion, die sich um neue Positionierung im allgemeinen und um Bad Dürrheim insbesondere ging, beteiligten sich der Präsident des baden-württembergischen Heilbäderverbandes Fritz Link; die Präsidentin des deutschen Heilbäderverbandes, Brigitte Goerz-Meissner; Moderator war der Experte für Gesundheitstourismus Nicolaus Prinz; Wiebke Dirks als externe Beraterin der Kur und Bäder für die neue Marke Biohacker; Achim Bädorf, Vorsitzender des Verbands Kneippbäder und -kurorte; sowie Bad Dürrheims Bürgermeister Jonathan Berggötz.

Es bedürfe überall kreativer Ideen, Analysen und das Besinnen auf seine Stärken. "Hier ist das in meinen Augen perfekt gelungen", kommentierte Goerz-Meissner die neue Biohacking-Konzeption Bad Dürrheims, die zuvor von Wiebke Dirks vorgestellt wurde (wir berichteten).

Kurorte und Heilbäder generieren 27 Prozent der Übernachtungen

Ziel bei all diesen Konzeptionen in den Kurorten sei es, die Hotels und Beherbergungsbetriebe voll zu bekommen, aber man müsse sich überlegen: Was entwickle ich da? Und: Führt es zum Ziel? Es sei eine Herausforderung, die allerdings von kleineren Kurorten rein aufgrund ihrer finanziellen und personellen Ausstattung oftmals nicht zu bewältigen sei. Doch zeigt sie sich selbstbewusst, schließlich werden in den 350 Kurorten in Deutschland 27 Prozent aller Übernachtungen generiert.

Achim Bädorf stellte die Frage: Wie viel Kneipp ist im Biohacking und gab gleich die Antwort darauf: sehr viel. Schon Kneipp wusste, dass die Verbindung Naturheilverfahren und Medizin die größte Wirkung entfalten, und diese Erkenntnis sei auch bei Gesundheitsminister Jens Spahn angekommen, der früher die Heilbäder kritisch hinterfragt hat. Mit Blick auf Longcovid-Patienten spielen sie nochmals eine ganz neue Rolle. Hier hat man im bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek einen Verbündeten. Dies auch bezüglich der Anerkennung von Präventionsmaßnahmen mit den Krankenkassen.

Möglichkeit zur Abrechnung von Prävention

In den vergangenen Jahren war es nicht möglich, Prävention abzurechnen, dies soll sich ändern. Hier erklärte Goerz-Meissner, dass das Gesetz dazu sich momentan im Bundesrat befindet und man guter Dinge sei. Die Einspruchsfrist laufe bald ab, dann könne es verabschiedet werden.

Natur und Gesundheit dienen als Steilvorlage für Kurorte

Fritz Link plädierte dazu, den "Blick neu zu lenken". Und nachzufragen "Was will der Kunde?". Man sei beim baden-württembergischen Heilbäderverband sehr froh, eine eigene Stelle für das Referat Marketing zu haben. Es wurde beispielsweise eine neue Imagekampagne aufgesetzt. Darüber hinaus gibt es eine Erhebung über die Urlaubsgründe, in erster Linie geht es um die Erholung, gefolgt von Natur und Gesundheit und dies sei eine Steilvorlage für Heilbäder und Kurorte. Denn neben dem Gesundheitsaspekt befänden sich doch so gut wie alle im ländlichen Raum, also Mitten in der Natur. "Eine hervorragende Ausgangsposition."

Bürgermeister Jonathan Berggötz zeigte sich stolz auf das Team der Kur und Bäder und dankbar seinen Vorgängern im Amt für die Weichenstellung. Er folgt der Überzeugung von Markus Spettel, dass die Ausrichtung zum Biohacking eine große Chance darstelle. Es geht dabei um mehr als Tourismus und um die rund 100 Millionen Euro Wertschöpfung jährlich, die vor einigen Jahren ermittelt wurden. Es geht dabei auch um den Freizeitwert in der Stadt. Denn vieles hänge davon ab, dass man Kurort sei. Die Stadt müsse "auch bei finanziellen Engpässen weiter investieren, dass wir vorne dabei sind". Man müsse miteinander vorangehen und den Bund beeinflussen, zeigte er sich überzeugt.

Wiebke Dirks betonte, man müsse exzellent und nicht mittelmäßig sein. Das Waldbaden habe man zwar von den Japanern übernommen, aber mittlerweile kämen die Japaner auch nach Deutschland, um zu schauen, wie man einen Kurort und ein Heilbad führe.