In Offenburg haben sich 60 Menschen der neuen Gruppe „Omas gegen Rechts“ angeschlossen. Sie setzen sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie ein. Mitinitiatorin Heidi Marwein erklärt der LZ, warum ihr Engagement so wichtig ist.
„Der Rechtsruck in unserer Gesellschaft macht uns große Sorge“, betont Heidi Marwein im Gespräch mit unserer Redaktion. Die 64-Jährige ist eine von drei Initiatorinnen der neuen Offenburger Gruppe „Omas gegen Rechts“, die kurz vor der Bundestagswahl gegründet wurde.
„Bei der Demo für Demokratie am 8. Februar habe ich eine Gruppe mit weißen Schirmen gesehen und gedacht: Super, da kann ich mich anschließen“, berichtet Marwein. Da es sich bei dieser jedoch um die Acherner Gruppe „Omas gegen Rechts“ gehandelt habe, sei sehr spontan, gemeinsam mit weiteren Frauen vor Ort, die Idee entstanden, eine Gruppe für Offenburg ins Leben zu rufen.
Zum ersten Gründungstreffen seien dann gleich 50 Menschen gekommen: „Omas und Opas sowie Menschen im besten Alter“, so Marwein. Bei der Gruppe – es handelt sich bei den Offenburger „Omas gegen Rechts“ um eine Initiative, nicht um einen Verein – seien aktuell rund 60 Ü-60-Jährige aus Offenburg dabei. „Die älteste Dame bei uns ist 82 Jahre alt“, erklärt die Initiatorin. Wichtig zu betonen ist ihr, dass jeder willkommen sei – unabhängig vom Wohnort.
Rechtsruck auch in Offenburg spürbar
Für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Vielfalt der Kulturen, Toleranz, respektvolles Miteinander und einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen, Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Verschwörungsideologien, Stigmatisierung, Hass, Hetze, Gewalt sowie Anti-Feminismus setzen sich die „Omas gegen Rechts“ ein. „Was mich besonders empört hat, war die Rede von Friedrich Merz in München“, betont Marwein. Für eine öffentliche Rede vor der Bundestagswahl, in der er linke Parteien mit drastischen Worten attackiert hatte, erntete der Kanzleranwärter Merz viel Kritik. „Wenn Sprache so verroht und Menschen derart aufgepeitscht werden – das macht mir große Sorgen“, betont die 64-Jährige. „Ich positioniere mich klar gegen Rechts“, sagt sie. Ein weiterer Punkt, der sie und die Gruppierung antreibt: „Wir sind noch eine der letzten Generationen, deren Eltern den Krieg noch erlebt haben. Mein Vater war Soldat, meine Oma ist geflüchtet. Wir haben viel zu erzählen“, betont Marwein, die auch Oma von zwei Enkeln ist. „Für die mach ich das“, erklärt die 64-Jährige.
Gruppe ist noch im Findungsprozess
Bundesweit, und längst auch vor Ort seien die Auswirkungen des Rechtsrucks spürbar: So sei im Offenburger Gemeinderat etwa der Anteil der AfD gewachsen und der gesamte Diskussionsstil verhärte sich zusehends. „Ich hatte das Gefühl, ich kann mich nicht nur zu Hause empören, ich muss rausgehen, ich muss wieder auf die Straße gehen, wie vor 30 Jahren“, betont Heidi Marwein. „Wir müssen unbedingt wieder ins Gespräch kommen, auch mit Menschen, die anders denken. Das ist unsere einzige Chance.“
Derzeit sei die Gruppierung noch im Findungsprozess. Erste Ideen für Aktionen und Veranstaltungen gebe es bereits. So wollen die Offenburger „Omas gegen Rechts“ sich etwa am traditionellen „Internationalen Fest“, das dieses Jahr vom 21. bis zum 22. Juni veranstaltet wird, mit einem Stand beteiligen und Werbung für ihre Sache machen. „Wir wollen auch in den sozialen Medien Präsenz zeigen und suchen in unserer Gruppe derzeit jemanden, der den Instagramaccount übernimmt“, erklärt die Initiatorin.
Bei Mahnwache erlebte die Gruppe viel Zustimmung
Bei der Mahnwache kurz vor der Bundestagswahl, bei der die Offenburger „Omas gegen Rechts“ vor Ort waren, hätten sie zwar viel Zustimmung erlebt – etwa ein Kopfnicken, oder Menschen, die sich einreihten. Jedoch gab es auch andere Reaktionen: „Einige Mitglieder wurden massiv angegangen mit Worten wie ‚wenn ich dich zur Oma hätte, würde ich mich schämen‘“, berichtet Marwein.
Zu der kürzlichen Anfrage der Unionsfraktion – diese hatte unter dem Titel „Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ 551 Fragen zu Organisationen wie „Omas gegen Rechts“, BUND und Greenpeace im Bundestag gestellt – sagt Heidi Marwein: „Meine Reaktion war Empörung, bis ich es dann doch auch lächerlich fand.“ „Omas gegen Rechts“ finanziere sich rein über Spenden und Mitgliedsbeiträge. „Letztendlich wurde so Werbung für unsere Gruppe gemacht“, erklärt sie.
Unterstützung
Wer bei der Offenburger Gruppe „Omas gegen Rechts“ mitmachen möchte, kann sich per E-Mail an omasgegenrechts.offenburg@gmail.com an die Initiatoren wenden. Heidi Marwein freut sich, wenn Menschen Interesse zeigen und die Gruppierung unterstützen, erklärt sie im Gespräch.