Die Deutsche Bahn AG benötigt für den Bau ihres Tiefbahnhofs in der Landeshauptstadt eine weitere Genehmigung. Sie will die Baumethode für den neuen Nesenbachdüker, einem der größten Abwasserkanäle in der Stadt, ändern.
Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG benötigt für den Bau ihres Tiefbahnhofs in der Landeshauptstadt eine weitere Genehmigung. Sie will die Baumethode für den neuen Nesenbachdüker, einem der größten Abwasserkanäle in der Stadt, ändern. Der alte Nesenbach-Kanal liegt dem achtgleisigen Durchgangsbahnhof im Weg. Die neue Röhre zwischen dem Königin-Katharina-Stift und dem im Schlossgarten gelegenen Planetarium soll in einer dichten Gesteinsschicht, die das Grund- vom tiefer liegenden Mineralwasser abschottet, betoniert werden.
Der Neubau des Kanals ist schwierig. Vorgesehen ist bisher, zunächst einen dichten Schacht zu erstellen. Im Untergrund sollte dann für den Bau der Röhre ein erhöhter Luftdruck erzeugt werden, damit der Druck auf die abdichtende Gesteinsschicht erhalten bleibt. So sollen Brüche und die Vermischung von Grund- und Mineralwasser verhindert werden. Nun will die Bahn einen Teil des neuen Kanals in sogenannter offener Bauweise, also konventionell und ohne Druckluft erstellen. Dazu ist eine neue Genehmigung nötig. Mit dem Düker soll im Dezember begonnen werden.
Unabhängig von dieser und auch unabhängig von der noch fehlenden Genehmigung für eine Verdoppelung des aus dem Schlossgarten abzupumpenden Grundwassers (6,8 statt drei Millionen Kubikmeter), soll im Dezember 2013 die erste Baugrube für den Tiefbahnhof entstehen, und zwar an der Jägerstraße. Das sagte Projektsprecher Wolfgang Dietrich bei einer Pressekonferenz. An der Jägerstraße wird aktuell das Haus Nummer 22 abgerissen. Von dieser Stelle aus wird der Tunnel nach Feuerbach gegraben werden. Im März 2014 soll beim Wagenburgtunnel eine zweite Grube begonnen werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz warnt davor, mit der Grundwasserentnahme zu starten, bevor ein Bauzeiten-Verlängerungspuffer besprochen sei.
Bahn-Vorstand Kefer will über den „Schwergang“ bei S 21 reden
In einer Umfrage hat das S-21-Sprecherbüro 1000 Bürger im Land, davon 300 in Stuttgart, befragt, ob sie im Alltag persönliche Beeinträchtigungen durch das Projekt, zum Beispiel Verkehrsbehinderungen, erwarten. In Baden-Württemberg rechnen nur 33 Prozent der Befragten damit, in Stuttgart allerdings 64 Prozent. Der Anteil von Frauen und Männern ist identisch. Vor allem die Gruppe der 35- bis 44-Jährigen (88 Prozent) und die der 18- bis 34-Jährigen (76 Prozent) erwartet, in den nächsten Jahren vom Bau betroffen zu sein. Unterstützung erhielt der für die Öffentlichkeitsarbeit und die Ausstellung im Bahnhofstrum zuständige Verein Bahnprojekt Stuttgart–Ulm e. V. durch die Neumitgliedschaft der Stadt Ulm und des Flughafens, die sich allerdings nicht finanziell im Verein engagieren werden.
Am kommenden Dienstag ist das nächste Lenkungskreistreffen zum Projekt, zum Beispiel mit Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer, Verkehrsminister Winfried Hermann und OB Fritz Kuhn (Grüne). Dabei soll es um die Kostenexplosion von 4,5 auf 6,5 Milliarden Euro und die angedrohte Klage der Bahn gegen das Land gehen. Außerdem um das Thema Grundwasser, Bauzeitplan und das Stichwort „Schwergang“, den die Bahn praktisch allen Behörden vorwirft. Um die Aufnahme dieses Punkts in die Tagesordnung gab es ein Gerangel.